Gebr. Zimmermann A.G.
Leipziger Pianofortefabrik, 1884 – 1945
Es begann … mit den Brüdern Max und Richard Zimmermann. Die vielfältigen Nachweise aus den „ZfI“s habe ich eingeteilt in die Lebensläufe, in die verschiedenen Orte ihrer Wirksamkeit, in Berichte über Modelle und Messeberichte und über die geschäftlichen Dinge. Zunächst die
Lebensläufe
Max und Richard – diese beiden …
Darüber berichten die Artikel aus der „Zeitschrift für Instrumentenbau“ zum 25. Bestehen der Firma aus dem Jahre 1909, zum 70. Geburtstag des Direktors Richard Zimmermann aus dem Jahre 1926 und ein Artikel zum 70. Geburtstag des Generaldirektors Max Zimmermann aus dem Jahre 1931.
1909, zum 25-jährigen Bestehen der Gebr. Zimmermann ist zu lesen: Vor 25 Jahren begannen die Brüder Richard und Max Zimmermann „in den Arbeitsräumen ihres im Mai 1893 verstorbenen Vaters, des Tischlermeisters Friedrich Zimmermann, den Pianofortebau. […] Die jährliche Produktion beläuft sich auf ca. 8000 Pianos. […] Die Leipziger Pianofortefabrik Gebr. Zimmermann, A.-G., kann sich heute, nach dem verhältnismäßig kurzen Zeitraume von 25 Jahren, mit Recht den größten Pianofabrikationsbetrieb Europas nennen“.
1926, zum 70. Geburtstag des Mitbegründers und technischen Direktors Richard Zimmermann, würdigte ein Artikel sein Leben.
1926 wurde außerdem das 150.000. Instrument hergestellt.
„Fast jeder kennt das bewährte Zimmermann-Piano, aber nur wenigen in der jetzigen Generation ist der hauptsächlichste Schöpfer der Gebr. Zimmermann-Werke und deren Entstehen bekannt, und aus diesem Grund halten wir uns für verpflichtet, einen kurzen Rückblick über den Werdegang dieses hochverdienten Fachkollegen zu bringen“.
35 Jahre später war das Leben des Richard und seines Bruders Max Zimmermann, in der Zimmermann-Pianofabrik in Seifhennersdorf, noch weniger bekannt.
Am 19. Februar 1856 wurde Richard Zimmermann in Leipzig geboren. Sein Vater war der Tischler-Obermeister Friedrich Zimmermann. Richard war mit der Holzbranche groß geworden. Schulunterricht gab es zu Hause, und der war sehr gut. Denn sein Vater war gleichzeitig Zeichenlehrer in der polytechnischen Sonntagsschule. Nach der Schule ging er, wie jeder seiner Zeitgenossen, auf Wanderschaft und erweiterte seine Kenntnisse „in den verschiedenen Piano- und Kunstwerkstätten“.
Durch die Krankheit des Vaters kehrte der „talentierte Sohn“ in das väterliche Geschäft zurück, um es zu übernehmen. Für den Möbelbau aber hatte Richard kein Interesse, „sein sehnlichster Wunsch und ganzes Streben“ galt dem Klavierbau.
Fast gleichzeitig kehrte aus Amerika sein Bruder Max Zimmermann zurück. Dort arbeitete er bei der Firma Steinway & Sons.
Am 1. April 1884 gründeten sie die Firma Gebr. Zimmermann in der „väterlichen Werkstätte in der Alexanderstraße in Leipzig, anfänglich mit wenigen Mitteln, und beschäftigten einen Mann sowie zwei Lehrlinge“. Wie oft in dieser Zeit war die Werkstätte viel zu klein. Die erste Fabrik wurde gebaut in Leipzig-Sellerhausen, in der Schützenhausstraße 6. Aber auch diese erwies sich „nach einigen Jahren als viel zu klein“. In Mölkau bauten die Gebr. Zimmermann eine „erweiterungsfähige Fabrik“. 1904 wurde „die große Zweigfabrik in Eilenburg angegliedert“ und „1911 die Fabrik in Seifhennersdorf, da man der Nachfrage nicht genügen konnte“. Die bisherige Fabrik in Mölkau wurde aufgegeben, „dafür wurde in Dresden die bedeutend größere und zum Pianobau vorzüglich geeignete Fabrik angekauft und noch zur weiteren Ausdehnung im Jahre 1925 das große Sägewerk in Landau a. d. Isar.
Rastloser Fleiß und Ausdauer, eine meist 15-/16-stündige tägliche Arbeitszeit und bescheidenes Leben ermöglichten die Überwindung der vielen Schwierigkeiten, von denen auch dieser junge Betrieb seinerzeit nicht verschont blieb“. Die Werke, die Richard Zimmermann ausbauen ließ, zeichnete ihn als überlegenen technischen Fachmann und großen Organisator aus. Auch mit 70 Jahren war er im Betriebe „als erster und letzter Mann“ zu sehen. Es schien für ihn eine Leichtigkeit zu sein.
„Infolge seiner außerordentlichen Erfahrungen und Kenntnisse, seines besonders ausgeprägten sozialen Verständnisses, aber vor allen Dingen auch seines Fleißes wegen, genießt Herr Direktor Richard Zimmermann eine ganz besondere Hochachtung, ja, man kann wohl sagen, Liebe seitens seiner Belegschaft trotz seiner sonstigen Strenge. Er hat sich immer nur als erster Arbeiter betrachtet, kennt gegen sich selbst keinerlei Rücksicht, lebt nur seinem Werke und gibt daher ein seltenes Beispiel restloser Pflichterfüllung“.
Während des Ersten Weltkrieges musste der Betrieb der Rüstung dienen, Teile von Flugzeugen wurden gefertigt. Nach dem Weltkrieg „begann er die Umorganisation vom Flugzeugteilbau auf Pianos, und seinem fachmännischen Können ist die technische Vollendung seiner Instrumente zu verdanken“.
Gebr. Zimmermann hatte sich zur größten Pianofabrik Europas „aufgeschwungen. Da kann man wohl sagen, ein einzig dastehender Erfolg in der Branche, oder auch ‚Nur Tüchtigkeit und das Gute bricht sich Bahn’“.
Max Zimmermann, Generaldirektor a. D., Gründer der Firma Leipziger Pianofortefabrik Gebr. Zimmermann A.-G., beging am 10. Dezember 1932 seinen 70. Geburtstag.
Wie sein Bruder erlernte er das Tischlerhandwerk. „Nach seiner Lehrzeit bildete er sich in der Pianobranche aus und war bei den Firmen A. H. Francke, C. Schumann, Robert Seitz, Philippi-Fréres und Steinway & Sons – Hamburg tätig. Von Hamburg aus wurde er durch Theodor Steinway nach New York in Steinway-Hall als Stimmer, Action- und Tonregulierer berufen. Dort lernte er das Großzügige und Zähe einer wirklichen Arbeitsleistung kennen, und unermüdlich und ohne Rast, aber bei größter Energie, hat er in dieser Firma 5 Jahre viel gelernt und geleistet. Mit den größten Künstlern damaliger Zeit kam Max Zimmermann in engste Verbindung, denn sie hielten ihre Konzerte in Steinway-Hall in New York ab, wo die Flügel unter seiner Obhut standen“. Eine Exkursion unternahm Max Zimmermann mit dem „Deutschen Liederkranz“ und dessen Präsidenten William Steinway. Das Ziel waren die Niagarafälle. Auf der Rückreise wurden Konzerte des „New- Yorker- Liederkranzes“ in „einer neuen Musikhalle“ in Buffalo gegeben.
„Reich an Kenntnissen und Unternehmungslust“ kam er nach Leipzig zurück und begann mit seinem Bruder „sein Lebenswerk. […] 1910 ernannte der gesamte Aufsichtsrat Herrn Max Zimmermann zum Generaldirektor der Gesellschaft. – 1914 erreichte die Fabrikation mit zirka 1600 Arbeitern und Beamten und einer jährlichen Fertigstellung von zirka 14.000 Pianos und Flügeln ihren Höhepunkt. 1914 wurde Generaldirektor Max Zimmermann anläßlich seines Übertrittes in den Ruhestand in den Aufsichtsrat gewählt“.
Der Direktor der Firma in Böhlitz-Ehrenberg, Herr Carl Becke, starb nach schwerer Krankheit am Neujahrstag 1932.
50 Jahre Gebr. Zimmermann-Pianos (1884 – 1934) „Nunmehr ist ein halbes Jahrhundert verflossen, seitdem die Brüder Richard und Max Zimmermann …“ So begann der Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre. Bis 1934 wurden nahezu 180 000 Instrumente gefertigt.
„Das gesamte Unternehmen umfaßte nach der Fusion sieben Werke, da die imposante Hupfeld-Fabrikanlage in Böhlitz-Ehrenberg, die Rönisch-Fabrik in Dresden, die Grunert-Fabrik in Johanngeorgenstadt und die Hupfeld-Gotha-Fabrik zu den drei Zimmermann-Werken hinzutraten. Berücksichtigt man die nahezu 80 000 Rönisch-Pianos und -Flügel sowie die mit Kunstspiel-Instrumenten versehenen Hupfeld-Instrumente, die in all den Jahren hergestellt wurden, so kommt man auf nahezu 300 000 Instrumente, auf eine Zahl, die wohl ihresgleichen sucht. Die Weltwirtschaftskrise zwang auch dieses Werk zu einschränkenden Maßnahmen und Stillegungen, aber immer war die Geschäftsleitung mit Erfolg bemüht, der abgleitenden Konjunktur durch Aufnahme neuer Artikel die Spitze zu bieten. Bekannt ist das ebenso originelle wie beliebte Tischbillard ´Rola´, ein Schlager der Hupfeld-Gebr.-Zimmermann A.-G., von dem allein nahezu 15 000 Stück geliefert werden konnten. Dem ´Rola´, das auf seinem Gebiete bahnbrechend war, folgte das Hupfeld-Hausbillard; auch dieses erfreut sich wachsender Beliebtheit.
Nach Aufnahme von Kraftverstärkern und der Kinoorgeln befaßt sich die Firma in den letzten Jahren mit der Herstellung hochwertiger Qualitätsmöbel, besonders polierter Schlafzimmer, die von den führenden Firmen der Möbelbranche als Spitzenleistung der Kunstmöbel-Industrie anerkannt und gewertet werden. […] Immer wieder versteht es die Firma, sich den durch die Krise bedingten Verhältnissen durch äußerste Sparsamkeit und tatkräftigste Bemühungen um Arbeitsbeschaffung bzw. durch Lieferungen von Qualitätsfabrikaten bei äußerster Preiswürdigkeit geschickt anzupassen. Möge ihr auch weiterhin der Erfolg nicht fehlen zum Ruhme der Leipziger Musikinstrumenten-Industrie und zum Ruhme deutscher Qualitätsarbeit“.
Wie weiter mit Max und Richard, diesen beiden?
Die Informationen wurden immer weniger. Nur noch, dass 1936 Herr Richard Zimmermann, der Mitbegründer der Firma, „infolge seines hohen Alters von 81 Jahren aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden“ ist, und dass Herr Max Zimmermann ein Jahr später im Alter von 76 Jahren in Dresden verstorben ist. Er gehörte noch bis zum Jahre 1930 dem Aufsichtsrat an.
Inserate – Modelle – Messeberichte
Preiswertes Angebot aus dem Jahre 1893:
„Einen grösseren Posten neue 7-octavige geradsaitige Pianinos, Nußbaum oder Schwarz fournirt, mit vollem Eisenrahmen und Panzerstimmstock, verkaufen, um damit zu räumen, zu dem Ausnahmepreis von Mark 265.- gegen Casse.
Eignen sich vorzüglich wegen ihrer durablen (langlebige, solide, Anm. d. Verfassers) Bauart als Miethsinstrumente.
Abgabe nur an Händler.
Gebr. Zimmermann, Pianofortefabrik, Leipzig-Mölkau.“
„Ein mittelgroßes, etwas lautes Piano-Orchestrion […] mit Glockenspiel und Schlagzeug thut seinen Dienst nach Kräften“ war auf der Deutsch-Nordischen Handels- und Industrie-Ausstellung 1895 in Lübeck Gebr. Zimmermann vertreten.
Die Firma gab 1905 ein „Musterbuch über Pianos“ heraus. Sieben Pianino-Modelle und 2 Innenansichten wurden vorgestellt. Der begleitende Text war fünfsprachig. Weiter war zu lesen: „Die Aktiengesellschaft Gebr. Zimmermann beschäftigt in ihren beiden Fabriken in Mölkau und Eilenburg jetzt an 400 Arbeiter, so daß die Jahresproduktion im laufenden Jahre die Zahl von 5000 Instrumenten erreichen wird. Die neu errichtete Zweigfabrik in Eilenburg […] ist derart eingerichtet, daß sie bei Bedarf 10 000 Instrumente pro Jahr liefern kann“.
Neuigkeiten von der Leipziger Herbstmesse 1905, ausgestellt auf einem Musterlager in der Peterstraße:
„Die Instrumente erweckten ob ihrer kolossalen Billigkeit bei sehr geschmackvollem Äußeren und ausgiebigen Tone viel Interesse. In einem der Pianos war ein Stahlglockenspiel im Umfange von 3 Oktaven eingebaut; die beider oberen Oktaven klangen sehr hell und rein, nach unten zu machten sich die lästigen Ober- und Nebentöne, die bei Stahlplatten fast gar nicht wegzubringen sind, etwas bemerkbar. Als Dirigentenklavier gebaut, hat ein solches Piano gewiß auch eine Daseinsberechtigung, denn es könnte z. B. auf diese Weise der Kapellmeister das Solo in der Zauberflöte selbst spielen, und die Aufstellung eines besonderen Glockenspiels würde überflüssig“.
Unter der Überschrift „Neue Preislisten“ gab die Firma 1914 ein 56 Seiten starkes Heft „in handlichem Queroktavformat“ heraus. In der Einleitung wurden die Ansichten der Fabriken gezeigt. „Auf den folgenden Seiten finden wir […] das neue Flügel-Modell, 1,65 m mit Ansicht der Innenkonstruktion desselben, sowie 19 Pianino-Modelle in den verschiedensten, durchweg einem geläuterten modernen Stile angepaßten Ausstattungen, darunter auch ein Piano-Harmonium (Mod. 11) und ein Einbaupiano (Mod. 12). Der erläuternde Text in deutsch-englisch-französisch-italienisch-spanischer Sprache ist in richtiger Erkenntnis auf ein Mindestmaß reduziert und befindet sich immer der dem abgebildeten Modelle gegenüberstehenden Seite“.
Zur Herbst-Messe 1919 stellte die Firma keine neuen Muster aus, auf Monate hinaus ist die Firma „derart mit Aufträgen überhäuft, daß nur verhältnismäßig geringe Mengen ihrer Pianos verfügbar sein werden“.
Eröffnung eines Magazins im Jahre 1921 in Berlin W 9, Potsdamer Str. 27, „in welchem fast sämtliche Modelle, sowie der beliebte Flügel und ein Kunstspielpiano, zusammen etwa 100 Instrumente ausgestellt sind. Sie glaubt hiermit den Wunsch ihrer ausländischen und inländischen Abnehmer, ihre Instrumente auch in Berlin besichtigen zu können, erfüllt und den Herren dadurch Gelegenheit zu geben, sich auch dort von ihrer Leistungsfähigkeit zu überzeugen“.
Auf der Internationalen Musikausstellung 1927 erhielt die Firma in Genf den ‚Grand Prix‘, die höchste Auszeichnung.
Geschäftsbericht des Jahres 1929: Die ersten Monate verliefen zufriedenstellend, weiter hatte sie „aber unter dem Nachlassen der Konjunktur zu leiden. Zum Ausgleich des Produktionsausfalles hat die Firma die Herstellung eines gesetzlich geschützten Billards und von Schallplatten-Übertragungsanlagen aufgenommen, welche Artikel sich ebenso wie die Kino-Orgel, vielversprechend anlassen. […] Die Rönisch-Fabrik in Dresden ist leergestellt und soll ebenso wie die Grunert-Fabrik in Johanngeorgenstadt, für welche Betriebsstillegung beantragt ist, verkauft werden. Die Rönisch-Flügel und Pianos werden seit einiger Zeit in der Fabrik Dresden-Cotta hergestellt“.
Musikinstrumente auf der Leipziger Herbstmesse 1938:
Das allgemeine Bestreben der Aussteller war, „die vorhandenen bzw. als bewährt und endgültig erkannten Modelle intensiven Schaffens wo nötig zu letzter Reife und Vollkommenheit zu bringen. In diesem Sinne hat die Hupfeld-Zimmerman A.-G. ihr gut eingeführtes Kleinpiano Modell 92 vor allem tonlich in der Baßlage wesentlich weiterentwickelt sowie ein Kleinpiano in heller geflammter Birke, poliert, mit ausgesuchtem Furnier als anziehende Besonderheit hergestellt und daneben das anerkannte Rönisch-Kleinpiano in hellem Ahorn-Furnier versehen, wodurch sich zu der wohltuenden Klanglichkeit ein Gehäuse von erlesenem Geschmack gesellt hat. Auch der Rönisch-Kleinflügel, 135 cm, wurde nunmehr erstmalig in kaukasisch Nußbaum gezeigt“.
Bericht von der Frühjahrsmesse 1939 in Leipzig:
Die „Erzeugung“ wurde in das „Werk Seifhennersdorf verlegt, um auf größerer, auch dem Export zugute kommender Basis zu produzieren, konnte ihr kleinstes Kleinklavier-Modell von nur 92 cm Höhe durch einen Klangsteg tonlich wesentlich weiterverbessern; es klingt jetzt hell, klar und durchsichtig. Auch das Äußere des kleinen Instruments hat nach der Seite des ´Musikmöbels´ hin eine sehr ansprechende formale Bereicherung erfahren; es wird in Nußbaum gebaut“.
Kleine Firmen-Chronik
1891: „Die Pianofortefabrikanten Gebr. Zimmermann in Neusellerhausen-Leipzig, die Fabrikanten des von H. Peters & Co. in Leipzig vertriebenen Pianetts, haben in Mölkau bei Leipzig ein Grundstück erworben und richten dort eine neue Fabrik für eine größere Anzahl Arbeiter ein. Dieselbe soll schon in 4 Wochen dem Betriebe übergeben werden“.
1903: „Der Streik in der Leipziger Pianoforte-Fabrik Gebr. Zimmermann Aktiengesellschaft zu Leipzig Mölkau hat nach 16tägiger Dauer sein Ende erreicht. Sämmtliche ausständige Arbeiter (ca. 250) haben am 6. März d. J. die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem die verlangten höheren Löhne von der Direktion theilweise bewilligt worden sind“.
1904: Die Eilenburger Zweigniederlassung wurde errichtet.
1906: Auf einem großen Plakat, fast 1 m breit, wurden die „beiden mächtigen Fabrikbetriebe in Leipzig-Mölkau und in Eilenburg“ vorgestellt. „Das Plakat gibt einen Begriff von der Ausdehnung und der Größe der Anlagen in den beiden Orten, die in der oberen linken Ecke des Blattes als ‚Größte Pianoforte-Fabriken in Europa‘ bezeichnet werden. […] Von ganz besonderer Wirkung und auch nicht ohne landschaftlichen Reiz ist der von der Mulde umspülte riesige Komplex der Zweigfabrik in Eilenburg“.
Zwei Jahre später kam es in der Eilenburger Fabrik zu einem „geringfügigen“ Dachstuhlbrand.
1909: Im Leipziger Zentrum, im Hansa-Meßpalaste, Grimmaische Str. 13, wurde ein großes „neues Pianoforte-Magazin eröffnet“.
1913: Die Ausstellungsräume im 1. Stock des Meßpalastes Hansahaus, Grimmaische Str. 13, wurden erweitert, „um auch Privatinteressenten Gelegenheit zu geben, die Zimmermann’schen Fabrikate in den zahlreich zur Schau gestellten Modellen, die jeder Geschmacksrichtung Rechnung tragen, kennen zu lernen. Es befindet sich darunter auch das gefällige Modell eines Kunstspiel-Pianos, dessen Fabrikation die Firma bekanntlich vor kurzem neu aufgenommen hat“.
1917: Das Hauptkontor, bisher in Mölkau, wurde in die Stadt, nach Neumarkt 5, verlegt. Gleichzeitig gab die Firma das „Hansa-Haus“ auf und verlegte es ebenfalls nach Neumarkt 5.
1922: Die Zweigniederlassungen Eilenburg und Seifhennersdorf haben „ihren Sitz nach Leipzig“ verlegt.
1923: Die Zweigniederlassung in Dresden wurde in das Handelsregister eingetragen. Dazu wurde das Werk des ehemaligen Hofbräuhaus in Dresden-Cotta erworben.
1925: Gebr. Zimmermann haben „zur Entlastung ihrer Dampfsägereien in ihren Fabriken in Eilenburg, Dresden und Seifhennersdorf und um ihre Produktion noch umfangreicher zu gestalten, ein modern eingerichtetes Dampfsägewerk in Landau a. d. Isar käuflich erworben“.
Am 13. Januar, Sonntag Vormittag, gegen 10 Uhr, wurde wieder eine Pianofabrik von einem Brand heimgesucht. Es „brach im Maschinenhaus der großen Eilenburger Fabrikanlage […] Feuer aus, das sich schnell verbreitete und über die Holzbildhauerei hinweg die Tischlerei ergriff. Der Brand fand unter den aufgespeicherten Holzvorräten reiche Nahrung und nahm infolge des heftigen Westwindes immer größere Ausdehnung an. Die mittleren Gebäude wurde Hauptbrandstätte, an der die Fabrikwehr sowie Freiwillige Feuerwehr unermüdlich tätig waren, ohne des Feuers jedoch Herr zu werden. Erst als die Motorspritze der Leipziger Feuerwehr eingetroffen war und aus der Mulde große Wassermassen in die brennenden Gebäude schleuderte, konnte das Feuer erfolgreich bekämpft werden. Leider sind einige Feuerwehrleute verletzt und von Rauchvergiftungen betroffen worden. Durch den Brandschaden, der durch Versicherung gedeckt ist, hat der Betrieb keine Unterbrechung erlitten“.
1931: Die Firma „legt ihr Werk in Eilenburg still und vereinigt es mit dem Betriebe in Seifhennersdorf“.
1933: Die Zweigfabriken Dresden und Johanngeorgenstadt sind aufgehoben worden.
1934: „Bei der Firma Carl Rönisch, Zweigniederlassung der […] Gebr. Zimmermann […] wurde im Handelsregister eingetragen: Die Zweigniederlassung in Dresden ist aufgehoben worden“.
1934: Die Dresdner Firma Hoffmann & Kühne „übernahm die von der Zweigniederlassung“ der Hupfeld-Gebr. Zimmermann in Dresden gehörenden Geschäftsräume. „Sie betreibt hier den Stadtverkauf ihrer Flügel und Pianissimo und hat auch die Vertretung“ der Leipziger Firma übernommen.
1936: „Die Leipziger Spanplattenfabrik Gebr. Zimmermann A.-G. hat einen Teil ihres Dillenburger Werkes wieder in Betrieb nehmen können“.
Gebr. Zimmermann, die Aktien-Gesellschaft, die 1885 begann
Aus den umfangreichen Nachweisen zu Gebr. Zimmermann finden sich sehr zahlreiche Geschäftsberichte, Berichte über Veränderungen der leitenden Mitarbeiter der Aktien-Gesellschaft, Änderungen des Aktienkapitales und des Geschäftskapitales.
Interessant in der damaligen Zeit für die Aktionäre, weniger für uns heute. Daher nur einige wenige Beispiele aus den insgesamt 95 Artikeln in den ZfI´s: Bericht über das „günstig abgeschlossene“ Geschäftsjahr 1895:
Informiert wurde über den Bruttogewinn, die Dividende und das „Gebäude-Conto“. „Es hat der erstjährige Betrieb des Etablissements in Anbetracht der großen Billigkeit des Fabrikates immerhin ein recht zufriedenstellendes Resultat erbracht“.
Der Geschäftsbericht von 1899 über das „abgelaufene vierte Geschäftsjahr […] weist wiederum ein günstiges Ergebnis auf. Da die Fabrikräume nicht mehr ausreichen, die einlaufenden Aufträge in glatter Weise zu erledigen, haben die Verwaltungsorgane den Anbau neuer großer Räumlichkeiten an die Fabrik beschlossen; man hofft, dieselben bereits im Oktober beziehen zu lassen“.
1909 erfuhr man: Nach dem „ablaufenden 14. Geschäftsjahr“ zog man wieder eine sehr positive Bilanz: „Über 800 Pianos wurden mehr als im Vorjahre abgesetzt, so daß wieder ein sehr befriedigender Abschluß zu erwarten ist“.
1917 – Generalversammlungs-Bericht und die Mitteilung: „Ein Veteran der Arbeit, Herr Gustav Hermann, langjähriger Werkmeister“ ist „im 81. Lebensjahre verschieden“.
Aus dem gleichen Jahr:
Die Aufsichtsratssitzung informierte über Gewinne und Verluste im dritten Kriegsjahr. „Trotz der lebhaften Nachfrage nach unseren Fabrikaten“ musste die Fabrikation eingeschränkt werden, „die Betriebe in Mölkau und Eilenburg halten wir mit den uns noch zur Verfügung stehenden Arbeitskräften aufrecht; der Betrieb in Seifhennersdorf ruht fast vollständig“.
1926: Eine außerordentliche Generalversammlung wurde einberufen zum Zwecke der Fusion der Gebr. Zimmermann A.-G. und der Ludwig Hupfeld A.-G. Der neue Name soll heißen:
„Leipziger Pianoforte- und Phonolafabriken Hupfeld-Gebr. Zimmermann A.-G.“
Zur Generalversammlung im August 1926 waren 32 Aktionäre anwesend. Das Thema war die Verschmelzung mit der Firma Hupfeld, „und daß man sich durch die Verschmelzung der Unternehmen große Vorteile verspreche, zumal Hupfeld die führende Firma in Einbau-Apparaten sei, deren Absatz vermutlich steigen werde. Angesichts des Weltrufes des Namens Hupfeld habe man sich auch entschlossen, den Namen in der neuen Firma aufzunehmen. Die Gesamtleitung der acht Fabriken werden die Direktoren der Zimmermann A.-G. übernehmen.[…] Bisher sind die Hupfeld-Filialen in London und Barcelona, sowie ein Teil vom Stammwerk in Böhlitz-Ehrenberg verkauft worden. Die Übernahme der Hupfeld A.-G. bedeute für Zimmermann zweifelsohne ein gutes Geschäft. […] Der Name der neuen Firma wird in Zukunft
´Leipziger Pianoforte- und Phonolafabriken Hupfeld-Gebr. Zimmermann A.-G.´ lauten“.
Weitere Details und der Werdegang nach dem Zweiten Weltkrieg sind im „Lexikon Deutscher Klavierbauer“, H. Henkel, sehr gut beschrieben.
Ergänzung aus dem Lexikon:
„Die Firma wird 1946 enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) umgewandelt, die Marke Hupfeld wird in Leipzig, die Marke Zimmermann in Seifhennersdorf produziert. Ab 1967 sind die Werke und Marken Teil des VEB Piano-Union. Die Marke Zimmermann wird 1990 von der Sächsischen Pianofortefabrik Seifhennersdorf produziert und 1991 von Bechstein übernommen“.
Ein ehemaliger Kollege, Herr Werner Held, erzählte mir, dass er 1950 in der Sächsischen Pianofortefabrik Seifhennersdorf als Tischler von Herrn Zimmermann eingestellt wurde. Der Vorname des Herrn Zimmermann konnte nicht geklärt werden. Um diese Zeit sprach man den Werkleiter auf keinen Fall mit „Du“ an. Möglicherweise war es Alfred, der Sohn von Max Zimmermann. Ungefähr bis Ende 1951 fungierte dieser als Werkleiter bis ihm plötzlich der Zutritt zum Betrieb verweigert wurde. Kurze Zeit später siedelte er in die BRD über.
(Quelle: Zeitschrift für Instrumentenbau)