Urbas, … Johann, … & Kühne, … & Reisshauer
Drei Dresdner Pianofabriken
Im Januar 1894 wurde die OHG Urbas & Kühne gegründet, „Am 1. Januar 1899 tritt Robert Kühne aus und gründet mit dem bisherigen Konstrukteur der Firma Franz Hoffmann die OHG
Hoffmann & Kühne. Am gleichen Tag entsteht durch Eintritt von Max Reisshauer die OHG Urbas & Reisshauer“ (Henkel). Anfang 1904 scheidet Johann Urbas aus der OHG Urbas & Reisshauer aus und gründete eine eigene Firma.
Urbas & Reisshauer
Pianofortefabrik in Dresden, 1899 – 1939
Am 1. Jan.1899 entstand die OHG „Urbas & Reisshauer“.
Eine Preisliste von 1902 stellte „zwei Flügel-Modelle … und 12 Pianino-Modelle“ vor. Kurze Zeit später folgte ein neuer Katalog mit „deutsch-französisch-englischem Texte“ mit oben genannten Modellen.
Auf der III. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung 1906 in Dresden zeigte die Firma „Pianinos in Mahagoni und Polisander“. Mit Stolz erhielt die Firma die „Staatsmedaille, nach dem Ehrendiplom für Leistungen, welche eine besondere Förderung deutscher Kulturarbeit bedeuten“.
Am Ende des Jahres 1906 kam Urbas & Reisshauer unter der Überschrift „Eingesandt“ ins Gespräch. Wie so oft wachte der „Vorsitzende des Verbandes Deutscher Klavierhändler, Wilhelm Mensing“ über seine Schäfchen um Unregelmäßigkeiten zu benennen. Die Dresdner Firma bot ihre Instrumente mit einem „Extra-Rabatt von 25%“ an. „Infolgedessen fand ich meine Ansicht bestätigt, daß die Privatpreise der Firma U. & R. verhältnismäßig zu hoch seien“.
Max Karl Friedrich Reisshauer erhielt 1908 „vom König von Sachsen die Erlaubnis erteilt, daß er den ihm verliehenen Titel `Hoflieferant Ihrer Hoheit der Herzogin Mutter von Anhalt, Herzogin zu Sachsen` annehme und führe“.
Eine Eintragung im Handelsregister lautet 1909: „Prokura ist erteilt dem Pianofortebauer Rudolf Martin Reisshauer“.
1911 strebte die Firma einen Vergleich an, bedingt durch „den Konkurs von Carl H. Hintze in Berlin und die Zahlungsschwierigkeiten von W. Gutzeit-Berlin. … Es ist zu hoffen, daß es der Firma gelingt, die gehabten Verluste wieder wett zu machen, zumal ihr Fabrikat gut eingeführt ist. Die Firma, die in nächster Zeit mit einigen neuen Modellen und einem neuen Katalog herauskommen wird, beschäftigt annähernd 60 Leute“.
1913 verkaufte Max Reisshauer seine Firma „an seinen Sohn und langjährigen Mitarbeiter Herrn Rudolf Reisshauer“. Die Firma wurde in unveränderter Weise weitergeführt.
Die „Pianofortefabrikantensehefrau“ G. Reisshauer und dem „Privatmann Max Reisshauer“ wurde Einzelprokura erteilt.
Am 4. Januar 1919 blickte die Hofpianofabrik auf ihr 25jähriges Bestehen zurück. „Aus kleinen bescheidenen Anfängen hervorgegangen, stellt sie außer erstklassigen Flügel und Pianos, die sich einen Weltruf erworben haben, noch Kunstspielpianos (Artiphola) sowie elektrische Pianos (Artipholist) her. Um den sich im Laufe der Jahre umfangreich gestalteten Betrieb während der Kriegswirren aufrecht zu erhalten, wurde noch die Herstellung von Möbeln in die Fabrikation“ aufgenommen.
Ein neuer Katalog von 1920 „zeichnet sich durch vornehme typographische Ausstattung und wundervolle Illustrationen in Lichtdruck aus. … Das Auge erfreut sich an den prächtigen Lichtdruckbildern, die einen Konzertflügel (Modell I), einen Mignon-Flügel (Modell III), sowie 7 Pianino-Modelle in schönen modernen Entwürfen wiedergeben“.
Reklame zur Leipziger Frühjahrsmesse 1921: „Die Klaviere sind tropenfest und vermöge ihrer äußerst soliden Bauart von unbegrenzter Stimmhaltung. Von großer und edler Tonschönheit, vereinigen sie alle Vorzüge der modernen Klaviertechnik in sich. Flügel wie Pianinos sind in ihrer eleganten, vornehmen Ausführung gleich“.
Am 12. August 1922 starb Max Reisshauer nach langer Krankheit, geboren wurde er um 1847. „Sein fleißiges Arbeiten, auch Vervollkommnung der Flügel und Pianos, verbunden mit dem eifrigsten Bestreben, nur das Beste vom Besten zu liefern, hat den Aufstieg der Firma aus bescheidenen Anfängen zu ihrer heutigen Größe und zu dem Ansehen im In- und Auslande geführt. Seit dem Jahre 1913 schon kränklich, war er gezwungen, die Leitung der Fabrik seinem Sohne … zu übertragen, welcher als hervorragender Fachmann den Ruf der Firma nicht nur erhalten, sondern zu einem noch immer höheren Aufstieg gebracht hat“.
Das 30jährige Geschäftsjubiläum wurde Ende Januar 1924 begangen, offensichtlich nur in bescheidenen Rahmen.
Reklame zur Leipziger Frühjahrsmesse 1924:
„Man muß es dieser Firma lassen, daß sie es verstanden hat, getreu ihrem Wahlspruch `Rast ich, so rost, ich`, `Sich regen, bringt Segen`, ihre Fabrikate so zu vervollkommnen, daß dieselben heute mit Recht zu den besten der Branche zu zählen sind“.
Über die Vorzüge der Hofpianofortefabrik konnten sich die Leipziger Messebesucher 1925 wiederum überzeugen: „Daß diese zu den besten der Klavierbranche gehören, wird auch bewiesen durch den sich immer mehr steigernden Umsatz und starken Beschäftigungsgrad, der sich Urbas & Reißhauer zu erfreuen haben. Stillstand ist aber Rückschritt, und die Firma ist fortgesetzt bestrebt ihren guten Ruf zu erhalten, sondern auch zu erweitern. Wir finden diesmal einige Pianos mit einem neukonstruierten, zum Musterschutz angemeldeten Tonverstärker, durch welchen ein größerer, festerer, runder und edler, fast orgelartiger Ton erzeugt und frühzeitige Durchdrücken des Resonanzbodens verhindert werden soll“.
Zur Herbstmesse 1925 in Leipzig stellte die Firma „zwei Flügel, ein Kunstspielpiano und sechs Handspielpianos“ aus.
Abwerbung oder Veränderung? Ein langjähriger Mitarbeiter der Hupfeld A.-G. in Leipzig, Hermann Ziegenrücker, ist 1927 „als kaufmännische Kraft gewonnen worden“. Dresden erfreut sich seines guten Rufes und „durch neuerliche Betriebsmaßnahmen der Firma konnte ihre Leistungsfähigkeit noch gesteigert werden“.
Nach dem sächsischen Hoflieferant-Titel folgte 1927 eine weitere Anerkennung:
Auf der „Gastwirts-Gewerbe-Ausstellung in Pirna“ erhielt die Pianofortefabrik den „Ehrenpreis des sächsischen Gastwirteverbandes, der Goldenen Verbandsmedaille und den Ehrenpreis des Gastwirtevereins Zwickau. … Außerdem wurde ein Urbas & Reißhauer-Instrument für die Ausstellungs-Lotterie als Hauptgewinn angekauft. Die Firma konnte belangreiche Verkäufe erzielen“.
Eine Verkaufsstelle für Pianos und Sprechapparate wurde 1928 in Dresden-Cotta, Ringstr. 15 eröffnet.
Während kürzlich noch von einem „immer mehr steigernden Umsatz“ gesprochen wurde, trat ab 1928 das Gegenteil ein: „Die Firma … hat ihre Zahlungen eingestellt“.
In einer Gläubiger-Sitzung beschloss die Piano-Treuhand-Akt. Ges. den Betrieb fortzuführen. „Bis zur völligen Klarheit der Verhältnisse soll der Firma Stundung gewährt werden“.
Anfang 1929: „Der Betrieb der Pianofortefabrik ist inzwischen eingestellt worden“.
Mitte Februar 1929 wurde zur Abwendung des Konkurses … das gerichtliche Vergleichsverfahren eröffnet“.
Ende März erfolgte die Aufhebung des Vergleichsverfahren.
Eintragung 1933 im Handelsregister: Die Firma ist erloschen.
(Anm.: Reisshauer, Reißhauer – beide Schreibweisen kommen in den Nachweisen vor.)
Urbas, Johann
Pianofabrik in Dresden, 1904 – 1942
„Herr Joh. Urbas teilt durch Rundschreiben vom 5. Januar (1904) mit, daß er nach gegenseitigen Übereinkommen aus der Firma Urbas & Reißhauer … ausgetreten ist. Herr Joh. Urbas hat in Dresden-A., Freibergerstraße 75, eine Pianofabrik mit Dampfbetrieb neu eingerichtet; er wird künftig Joh. Urbas firmieren“.
Im März 1906 erfolgte die Eintragung in das Dresdner Handelsregister.
Dem Pianofortefabrikant Johann Urbas wurde Anfang 1913 der Titel „Königl. Rumänischer Hoflieferant“ verliehen.
1919 erfolgte eine Änderung im Handelsregister: „Inhaber Johann Urbas ist ausgeschieden. Der Kaufmann Johannes Josef Felix Urbas ist jetzt Inhaber“.
„Meine Zeit steht in deinen Händen“, Psalm 31,16. Eine Realität, die hart zutreffen kann. Geplant war am 7. Januar 1929 das Fest der Goldenen Hochzeit, die Joh. Urbas „in voller geistiger und körperlicher Frische“ feiern wollte. Aber gerade an diesem Ehrentag wurde die Gattin „plötzlich und unerwartet infolge Herzschlages aus dem Leben abberufen“.
Ein Resonanzbodenmacher, der seit 25 Jahren in der Firma tätig war, also seit Beginn der Firma, erhielt das tragbare Ehrenzeichen in Bronze.
Die Hofpianofabrik wurde 1932 nach der Wintergartenstraße 35 verlegt.
Mit nur 62 Jahren starb der Hofpianofortefabrikant Felix Urbas im Mai 1942, wohnhaft Kaitzerstraße 43.
Urbas & Kühne
Pianofabrik in Dresden, 1894 – 1899
Die Gründung der OHG erfolgte im Januar 1894. „Gesellschafter sind die Instrumentenmacher Johann Urbas und Johann Robert Kühne. … Firmensitz ist Dresden-Plauen, Grenzstraße 3“ (H. Henkel).
Erst am 13. Juni 1898 wurde die Eintragung in das Handelsregister vorgenommen.
Der Instrumentenmacher Robert Kühne aber trat schon am 1. Januar 1899 aus der Firma aus und gründete eine eigene Firma „Hoffmann & Kühne“, Dresden-Plauen, Wasserstraße 40.
(Quellen: Zeitschrift für Instrumentenbau, Klavierlexikon H. Henkel)