Hoffmann, Georg
Pianofortefabrik in Berlin, 1887 – 1950
Anzeige von Hoffmann, W. oder Hoffmann, Georg?
Das eingetragene Warenzeichen vermerkt die Straße: Leipziger Straße 50 und somit sind Zweifel ausgeschlossen, die Anzeige ist von der Pianofabrik von Georg Karl Julius Ferdinand Hoffmann.
Vielfach haben sich die Anschriften geändert, die folgende Aufzählung kann helfen, bei einem Georg Hoffmann-Instrument, auf dessen Namensschild die Straße vermerkt ist, das Alter besser bestimmen zu können. (Alle Angaben nach den Berliner Adressbüchern)
- die 1887 gegründete Firma Georg Hoffmann war bis 1892 ansässig auf der Kommandantenstr. 20,
- von 1893 bis 1898: Jerusalemerstr. 14,
- von 1899 bis 1911: Leipzigerstr. 50,
- von 1912 bis 1914: Leipzigerstr. 82,
- von 1914 bis 1939: Leipzigerstr. 57,
- von 1940 bis Zerstörung: Molkenmarkt 12.
Weiter Fabriken oder auch Magazine:
- 1909 – 1913 Oranienstr. 6
- 1914 – 1917 Gubener Str. 47
- 1925 – 1927 Greifswalder Str. 30
- 1928 – 1931 Warschauer Str. 12
- 1932 – 1935 Frankfurter Allee 40
Zur Firma:
Mit bescheidenen Mitteln begann Georg Hoffmann seine Laufbahn, im Jahre 1887 brachte er die ersten Pianos aus seiner Werkstatt in den Handel. „Dank ihrer Güte und der Klangschönheit waren diese Pianos sehr bekannt und begehrt. […] Um einen Handelsschutz zu haben, wurde nun die Firma im Jahre 1890 als Georg Hoffmann, Pianofabrik“, handelsgerichtlich eingetragen, und im Jahre 1892 wurde das Wortzeichen „Hoffmann-Pianos“, Pianofortefabrik Georg Hoffmann, gesetzlich geschützt.
1899 „wird die Firma in Hoffmann-Pianos, Inh. Georg Hoffmann geändert“. (Henkel)
1909 waren „Hoffmann-Pianos, Inh. Georg Hoffmann“ auf der Musik-Fachausstellung in Berlin zu sehen mit „Pianinos“. Weitere Ausstellungen mit Prämierungen sind nicht bekannt.
Eine „Spezialität“ ist das Fabrikzeichen von Georg Hoffmann vom 27. 10. 1909. Geschäftsbetrieb: „Pianofortefabrik“, Waren: „Musikinstrumente, deren Teile und Saiten“Berlin SO 26, Admiralstraße 18. Keine Pianofabrik sondern ein Zulieferbetrieb: Drechslerei, Holzdrechslerei – nachweisbar von 1909 bis 1931.
Warum ließ Georg Hoffmann sein Fabrikzeichen nicht für die Leipziger Straße 50 eintragen?
Klar, seit März 1909 war das Konkursverfahren eröffnet worden. Die Pianofabrik von Georg Hoffmann war 1909 in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Es erfolgte eine neue Firmierung in eine offene Handelsgesellschaft. Eine Tragödie ereignete sich nach der neuen Firmierung:
„Dieser Vorgang wäre ohne besondere Bedeutung geblieben, wenn nicht der Nachsatz der Bekanntmachung schwereren Inhaltes gewesen wäre, nämlich der Übergang der im Betriebe des Geschäftes begründeten Verbindlichkeiten auf die Gesellschaft wurde ausgeschlossen“. Sehr kurze Zeit später wurde bekannt, die Firma heißt jetzt: Georg Hoffmann Pianos, die Gesellschaft aufgelöst. „Frau Hoffmann ist alleinige Inhaberin […] Die Gläubiger haben nicht mit Unrecht Frau Hoffmann bestürmt und um Zahlung gedrängt, worüber sich die Frau derartig aufgeregt haben soll, daß sie einen Nervenschock erlitt und innerhalb einiger Tage zu Grabe getragen werden mußte. Das Geschäft hatte also keinen Inhaber mehr, doch ist inzwischen die Tochter der Eheleute Hoffmann, Fräulein Hoffmann, die einzige Erbin, als Inhaber vorgemerkt. Ein handelsgerichtlicher Eintrag erfolgte noch nicht. Diese Dame hat dem Vernehmen nach einen Vormund zur Seite, weil sie geistig nicht ganz normal sein soll. […] Aber als Hoflieferant kann die neue Firma nach den Tatsachen wohl nicht mehr in Frage kommen da sie ja mit der alten dekorierten Firma gar nichts mehr gemein hat, als den Namen Hoffmann“.
Im Oktober 1909 wurde dann die „minderjährige Eva Hoffmann“ als Inhaberin der Firma eingetragen. Das klappte scheinbar doch nicht so gut, einen Monat später wurde der Kaufmann Georg Hoffmann als Inhaber eingetragen.
Aus der Firma „Georg Hoffmann Pianos“ wurde 1910:
„Hoffmann Pianos, Pianofortefabrik Georg Hoffmann“.
1912 wurde das 25jährige Geschäftsjubiläum gefeiert. „Herr Georg Hoffmann fing als gelernter Klaviermacher vor 25 Jahren seine Fabrikation in den bescheidensten Verhältnissen an, wußte aber durch Fleiß und solide Arbeit sein Geschäft emporzubringen und den Hoffmann-Pianos Anerkennung und Absatz zu verschaffen“.
Kurz vor Weihnachten 1913 lockte Georg Hoffmann Käufer mit einem außergewöhnlichen Inserat:
„O du selige Weihnachtszeit […] Vorzeiger dieses Inserates erhält beim Kauf
eines neuen Pianos von heute bis Weihnachten 20 M Weihnachtsprämie“.
Im Jahre 1921 „wurde die Firma in eine Familien-G.m.b.H.
Hoffmann-Pianos, Pianofortefabrik Georg Hoffmann GmbH
umgewandelt, um der Ausdehnung des Geschäftes Rechnung zu tragen, nachdem die Firma vorher kurze Zeit auch als offene Handelsgesellschaft zwischen Familienmitgliedern bestanden hatte“. Wieder erfolgte ein Umzug nach der Leipziger Straße 57.
1927 feierte Georg Hoffmann seinen 70. Geburtstag. „Im Laufe der 40 Jahre ihres Bestehens hat die Firma Georg Hoffmann etwa 26.000 Pianos und Flügel auf den Markt gebracht und sich einen guten Ruf verschafft“.
Ab 1931 wurde der Flügelbau „im größeren Maße betrieben“.
Georg Hoffmann konnte seinen 75. Geburtstag feierlich am 12. Juni 1932 begehen, „in voller geistiger und körperlicher Kraft. […] Wohl selten dürfte ein Unternehmen in der Pianofortefabrikation und im Pianohandelsgeschäft in den Jahrzehnten seines Bestehens zu solcher Blüte gelangt sein. Nur der rastlos vorwärtsstrebende Sinn des noch heute an der Spitze seiner Firma stehenden 75jährigen Gründers Georg Hoffmann, sein weitschauender Blick und das Anpassungsvermögen an alle Zeitverhältnisse, ferner die streng solide, jedes Unrecht vermeidende Geschäftsführung, waren die Grundlagen zu dem heutigen festen Fundament. […]
Die ständige Auswahl von ca. 100 Pianos, Flügeln und Harmoniums gibt der Firma das Gepräge eines weit umfassenden Geschäftes und man darf behaupten, daß die Firma […] heute mit zu den größten Unternehmen dieser Art im ganzen Deutschen Reich gehört. Tatkraft, Solidität, Umsicht und streng reelle Geschäftsführung sind die Pfeiler, auf welchen dieses Unternehmen aufgebaut ist“.
Ein halbes Jahr später, am 29. Dezember 1932 starb Georg Hoffmann „nach kurzer, schwerer Krankheit“. Bei seinem Nachruf wiederholte sich die bereits zu seinem 75. Geburtstag ausgesprochene Würdigung. „Sein Leben war Arbeit, sein Charakter vornehm, edel, hilfreich und gut. Was er seiner Familie und seinen Angestellten war, kann nur der ermessen, der stets unmittelbare Fühlung mit ihm hatte“.
Zum 50jährigen Bestehen der Hoffmann-Pianos, Pianofortefabrik Georg Hoffmann GmbH im Jahre 1937 dankte die Inhaberin Frau Minna Hoffmann ihren bewährten Mitarbeitern, die bis zu 33 Jahren der Firma treu zur Seite gestanden haben.
Die Firma produzierte bis zur völligen Zerstörung der gesamten Fabrikanlage im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg befand sich die Firma in Halensee, Kurfürstendamm 130. (Henkel)
Soweit zu Hoffmann, G. in Berlin, dessen Name nach dem Zweiten Weltkrieg von der Pianofabrik Euterpe weitergeführt wurde, wie auch Hoffmann, W. (siehe dort).
Nach dem Ende von Euterpe in Langlau 1993 wurden Instrumente der Marke „Hoffmann“ nicht weiter hergestellt. Vielleicht kommen sie einmal aus Fernost wieder zu uns.