Dieter's Klavierseiten

Datenarchiv des Klavierbaus

Dieter's Klavierseiten

Francke, August Hermann

Pianofortefabrik in Leipzig, 1865 – 1931

Leipzig, Messestadt, Stadt des Thomaskantor Johann Sebastian Bach, beherbergte vor ca. 100 Jahren über 30 Klavierbaufirmen. Bekannteste Firma ist Julius Blüthner, aber auch Julius Feurich, Johann Christian Gottlob Irmler, Wilhelm Schimmel, H. Förster & Co. u. a.
August Hermann Francke gehörte zu den damalig bekannten Pianofortefabriken.Francke, A. H.

Als erste Firma unter den Pianoherstellern baute A. H. Francke 1887 ein erstes Pianino mit Jankó-Klaviatur. Paul von Jankó war begeistert und spielte auf seiner Konzertreise auf einem Francke-Instrument.

Anzeige Fa. Francke

1890 stellte Francke einen Cabinet-Flügel mit Jankó-Claviatur her, „der vorzüglich gelungen ist und alle Wünsche bezüglich Kraft- und Tonentfaltung vollauf befriedigt. Die Jankó-Claviatur im Flügel ist ein einfacher Hebel, nach einer vom Verfertiger ersonnenen und patentirten Construction hergestellt“.

Modelle A. H. FranckeAuf der Internationalen Industrie-Ausstellung in Kapstadt 1905 erhielt „in Anerkennung der Vorzüglichkeit ihrer Fabrikate“ die Hofpianofortefabrik die „goldene Medaille“.
1905, zum 40jährigen Bestehen eine Überraschung:
„Ein Pianino im Rokokostyl, ganz aus den herrlichsten Blumen des Herbstes, wurde am 16. Sept. dem Chef der Firma A. H. Francke […] Herrn Theophil Francke von seinem Personal überreicht. Es war der Tag des 40jährigen Bestehens der Firma“.

Zwei Jahre später nahm der Chef seine beiden Söhne, Paul und Hermann Francke als Teilhaber in die Firma auf.

Ein Jahr später, 1908, starb Theophil Francke, ein Nachruf würdigte sein Leben:
„Ein angesehener Vertreter der deutschen Klavierindustrie, der Hof-Pianofortefabrikant Herr Paul Theophil Francke, Seniorchef der bekannten Firma A. H. Francke in Leipzig, ist am 6. September nach längerem Leiden im 65. Lebens­jahre verschieden. Mit ihm ist ein Mann dahingegangen, der sich ob seiner Herzensgüte und seiner reinen, lauteren Ge­sinnung allgemeiner Wertschätzung erfreute und die Achtung und das Vertrauen seiner Fachgenossen im hohen Maße genoß.“

Am 19. Januar 1844 als Sohn des Instrumentenmachers Ernst Francke in Leipzig ge­boren, wurde Theophil Francke ursprünglich für den Be­ruf des Buchhändlers bestimmt, und als solcher war er auch einige Jahre als Depositar (Verwahrer) der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft in Triest und Wien tätig.

Da die inzwischen am 16. September 1865, „gegründete Pianofortefabrik seines Bruders A. H. Francke in Leipzig zu Anfang der 1870er Jahre in lebhaftem Aufschwung begriffen war, so trat er 1871 mit in das Geschäft ein, um zunächst die kaufmännische Leitung zu übernehmen“. Die Brüder ergänzten sich „im Geschäft aufs glücklichste“.
Am 16. September 1915 konnte die angesehene Firma „A. H. Francke, Hof-Pianofortefabrik in Leipzig, auf ihr 50 jähriges Bestehen zurückblicken. Wenn sich auch in der gegenwärtigen ernsten Zeit größere Festlichkeiten von selbst verbieten, so können wir doch diesen Tag nicht vorübergehen lassen, ohne seiner in unserer Fachchronik zu gedenken und den Entwicklungsgang der Firma mit kurzen Worten zu schildern.

Ein letzte Meldung erschien Anfang August 1931:

Die Firma „ist angesichts der ungünstigen Geschäftslage nicht imstande, nach Ablauf des ihr bewilligten einjährigen Moratoriums in die Erfüllung ihrer Zahlungsverpflichtungen einzutreten. Das Moratorium ist daher zunächst bis zum 30. Sept. d. J. verlängert worden. Bisher konnten nur ein Teil der bevorrechtigten Forderungen und die Ansprüche kleiner Gläubiger Befriedigung finden“.