Neumann, F. L.
Pianofortefabrik in Hamburg, 1854 – 1929
Zur Ausstellung 1873 in Wien stellte F. L. Neumann drei Pianofortes aus mit der Information: „Errichtet 1854. Bau von Pianofortes; jährlich circa 100 Stück im Werthe von 25.000 thlr. Absatz überwiegend zur überseeischen Ausfuhr. 40 Arb, Hälfte ausserhalb des Locals“ (Google, Wiener Ausstellung, S. 523)
Wie viele Instrumente stehen in den Häusern einer Stadt mit einer ansässigen Klavierfabrik?
Das lässt sich über Berlin und andere Städte nicht erfassen, bauten doch viele der Hersteller ihre Instrumente für den Export in alle Welt. Aber es gab eine Ausnahme:
Hamburg.1908 standen in den Hamburger Familien über 5000 „Neumann-Pianos“.
Immerhin, das waren etwa 0,55 % der damaligen gesamten Einwohnerzahl.
Im Jahre 1924 waren es dann „über 7000 Neumann-Pianos“, das betraf somit 0,63 % der Einwohner! Auf so viel Prozent wird die ältere Hamburger Firma „Rachals“ leider nicht gekommen sein. Diese stellten die „bestens bewährten Tropen-Pianos [und] zerlegbaren Gebirgs-Pianos“ her, allerdings hauptsächlich für den Export.
Was sollen diese Zahlenangaben? Es war die Zeit kurz vor der „Hoch“-zeit des Klavierbaues im Deutschen Reich. Jede Firma versuchte mit solchen Zahlenangaben und daraus folgend mit eigenem Lob, ihre Instrumente zu verkaufen. Dabei wurde jede Firma von einer anderen argwöhnisch beobachtet.
Und immer wieder ist in den Fachzeitschriften von unlauterem Wettbewerb zu lesen. Eine eigenartige Art der Werbung, die wichtig zu sein schien, damit die Erzeugnisse besser zu verkaufen sind.
So wurde der Redaktion der „Zeitschrift für Instrumentenbau“ ein Schreiben über die Geschäftspraxis der Hamburger Klavierhandlung Emil Trübger aus dem Jahre 1913 zugesandt. Darin befinden sich ähnelnde Berichte, die einen Blick auf die damalige Zeit werfen. Sind uns (heute) solche Praktiken unbekannt?
Die Klavierhandlung Trübger pries: „Neumann-Pianos“ an. Der Käufer könnte dem Trugschluss erliegen, es handelte sich um die in Hamburg bekannte Firma „F. L. Neumann“. Natürlich mussten die Inhaber der F. L. Neumann-Firma reagieren und inserierte eine öffentliche Stellungnahme:
„Zur Aufklärung!
Seit kurzem werden von der Firma Emil Trübger, Hamburg […] Klaviere in den Handel gebracht mit der Firma ’Neumann Piano-Fabrik’. Ich mache das geehrte Publikum darauf aufmerksam, daß die Pianos meiner alten eingeführten Hamburger Firma … mit jenen nicht verwechselt werden dürfen. Meine Pianos tragen im Eisenrahmen meine eingegossene volle Firma F. L. Neumann, Hamburg, und Schutzmarke, sowie Fabrikations-Nr., was ich bei Kauf von Neumann-Pianos zu beachten bitte. Die Schaufensterreklame der Firma Emil Trübger […] erweckt den Schein, als ob Pianos meiner Fabrik dort feilgeboten werden, was nicht der Fall ist, weshalb ich zur Aufklärung den Weg in die Öffentlichkeit nehmen muß. […] Es wäre wirklich interessant, zu erfahren, wer der Lieferant der […] angebotenen Neumann-Pianos ist.“
Nur einen halben Monat später meldete sich Emil Trübger mit einer Verteidigungs- oder besser Rechtfertigungsdarstellung:
„Es ist nicht wahr, daß ich Neumann-Pianos in irgendeinem Tageblatt oder sonstigen öffentlichen Anzeiger inseriert habe, sondern als Allein-Vertreter der Pianofabrik Carl Neumann-Schweidnitz dessen Fabrikate nur durch ein kleines Plakat im Fenster meines Magazins anbiete. […] Es ist nicht wahr, daß die in den Eisenrahmen eingegossene Firma F. L. Neumann dafür bürgt, daß diese Klaviere sein eigenes Fabrikat sind. Tatsache ist: daß die Firma F. L. Neumann-Hamburg eine große Anzahl Pianos von andern Fabrikanten bezog, ihre Firma in den Eisenrahmen eingießen ließ und solche als ‚Eigenes Fabrikat‘ in den Handel brachte. […] Als Alleinvertreter der Pianofabrik Carl Neumann in Schweidnitz habe ich Pianos als ‚Neumann-Pianos‘ angeboten. Es liegt mir selbstverständlich außerordentlich fern, daß die bei der Schweidnitzer Firma hergestellten durchweg, erstklassigen Pianos mit den Erzeugnissen der Firma F. L. Neumann, Hamburg, verwechselt werden könnten. Ich habe mich daher zwecks strenger Trennung beider Begriffe entschlossen, die erstklassigen Fabrikate als ‚Pianos aus der Fabrik von Carl Neumann, Schweidnitz’ auszubieten. Mit Bezug eines solchen Instrumentes hat jeder Käufer die unantastbare Gewissheit, ein wirkliches Carl-Neumann-Piano zu besitzen, welches ausschließlich aus dessen bevorzugter Fabrikation hervorgegangen ist“. Es kommt noch besser! „Nicht so ist es mit dem Fabrikat der Firma F. L. Neumann, Hamburg, da unter Beweis gestellt werden kann, daß das in der ‚Aufklärung’ angegebene Erkennungszeichen, nämlich: die im Eisenrahmen eingegossene Firma F. L. Neumann, Hamburg, auch in Pianos der Firma Wilhelm Bieger in Heilbronn hergestellt und von der Firma F. L. Neumann, Hamburg, als Original-Neumann-Pianos in großer Anzahl in den Handel gebracht wurden.“ Emil Trübger witterte die „Gefahr“, dass die Schweidnitzer Neumann-Pianos mit den Hamburger Neumann-Pianos verwechselt werden könnten. Daher bot er an:
„Pianos aus der Fabrik von Carl Neumann, Schweidnitz, Emil Trübger, Piano-Magazin Niederlage erster Hofpianofabriken”.
Eine weitere „Aufklärung“ seitens der Hamburger Firma F. L. Neumann ging der Redaktion im gleichen Monat noch ein.
F. L. Neumann hatte einen Antrag an das Landgericht in Hamburg gestellt, um eine einstweilige Verfügung gegen Herrn Emil Trübger zu erlassen. In seinen Verkaufsräumen dürfe er keine „Neumann-Pianos“ ohne weiteren Zusatz anbieten. Bei Zuwiderhandlung drohe ihm eine Strafe von 50 M. Hätte Herr Trübger schon früher seine Pianos „mit einer unzweideutigen Angabe ihrer Herkunft angeboten, so wäre meine erste Aufklärung gewiß nicht nötig geworden. […] Es wird niemand danach in Zweifel gewesen sein können, daß es sich um den Versuch unlauteren Wettbewerbes gegen die von mir seit vielen Jahren angebotenen ‚Neumann-Pianos’ gehandelt habe. Es ist doch nicht gewöhnlich, die Herkunft einer Ware zu verschweigen oder unter einer Bezeichnung anzubieten, die ausgerechnet mit der vom nächsten Nachbarn gewählten Bezeichnung übereinstimmt. […] Bisher ist die Firma Carl Neumann kaum außerhalb ihres Wohnsitzes irgendwie bekannt geworden, hier in Hamburg ist sie den beteiligten Berufskreisen vollkommen fremd geblieben, die jetzt durch die auszeichnenden Heraushebungen der Firma Carl Neumann durch Herrn Emil Trübger überrascht werden. […] Es ist richtig, daß ich vom Juli 1903 bis 1907 von der damaligen Firma Wilhelm Bieger in Heilbronn insgesamt 59 nach meinem Auftrage hergestellte Pianos bezogen habe, weil ich damals in meinem Betriebe mit Arbeiten überhäuft war. Nach Auflösung des Wilhelm Bieger´schen Betriebes habe ich dessen Patent-Eisenrahmen, in welchem meine Firma eingelassen, erworben. […] Damit überlasse ich die Beurteilung der Emil Trübger´schen Entgegnung ruhig der Öffentlichkeit in dem sicheren Gefühl, daß ich das mir seit 1854 zugewendete Vertrauen durch die Güte der in meinem Betriebe hergestellten und vertriebenen Klaviere mit Erfolg zu wahren und zu mehren mich bemüht habe“.
Es folgte noch ein kräftiger Seitenhieb: Carl Neumann-Pianos, „ob diese Fabrikate zu den erstklassigen zählen, mag dahingestellt sein“.
Die Redaktion der ZfI bemerkte noch dazu: „Der Fall dürfte nun wohl beiderseitig so genügend aufgeklärt sein, daß jeder Fachgenosse sich sein eigenes Urteil bilden kann. Wir schließen daher die Polemik.“
Warum so ein öffentliches Theater? Ihre Geschäfte lagen ja fast nebeneinander! War es einfaches Konkurrenzverhalten? Noch kurz bevor der Streit eskalierte, wurden die vielen „F. L. Neumann“-Klaviere in Hamburger Familien erwähnt. Diese Erfolgssträhne wollte sich F. L. Neumann vermutlich nicht nehmen lassen.
In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg häuften sich die Berichte über „Unlauteren Wettbewerb“. War dies ein Zeichen der Zeit? Spätestens nach 1930 war doch jeder mit sich selbst beschäftigt und versuchte, seine Firma zu halten, welches aber nur einigen gelang!
Die Anfänge:
Franz Ludwig Neumann – nach den Hamburger Adressbüchern ist keine klare Linie des Beginns erkennbar.
Seit 1850 existierte ein Instrumentenmacher W. Neumann, zunächst auf der Steinstraße,
ab 1854 Kattrepel 43 und ab 1856 gab es die Pianofabrik Neumann & Schwarek, Gr. Reichenstr. 46.
Erst 1859 wurde F. L. Neumann, Gr. Reichenstr. 46, erwähnt.
Interessant ist ein „Preiscatalog“ aus dem Jahre 1885, in denen Pianino- und Flügelmodelle vorgestellt wurden. Die „Photographien“ waren der Zeit entsprechend „schön gelungen“, obwohl es „kleine Mängel in der Schattirung, die nun einmal bei Photographien nicht zu vermeiden“ sind. Es kam aber der vorsichtig formulierte Vorschlag, in Zukunft einen „deutschen Holzschnitzer zu Hülfe zu nehmen“. Die amerikanischen „Collegen“ waren dabei Vorbild. „ … immerhin dürfte ein hochfeiner Holzschnitt doch noch billiger sein, wie Photographien“.
1886 erfolgte der Umzug von der „Herrlichkeit 71“ zum „Rödingsmarkt 74“.
Tiefes Leid erfuhr F. L. Neumann 1887. Sein 33-jähriger Sohn, der erst vor einem Jahr Teilhaber der Firma wurde, verstarb.
Fünf Jahre nachdem Paul von Janko seine Janko-Klaviatur in Deutschland patentieren ließ, baute 1889 F. L. Neumann ein Pianino mit selbiger Klaviatur. Herr von Janko spielte selbst das Instrument und sprach sich „sehr befriedigt über die bequeme und leichte Spielart aus“.
In der Zeit der großen und kleinen Musikausstellungen stellte F. L. Neumann seine Instrumente aus. So z. B. 1889 bei der Hamburgischen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung. Zu sehen waren Stutzflügel, „Concert-, Boudoir- und Cottage-Pianos“. In den „Hamburger Nachrichten“ stand folgender Bericht, der natürlich den Berichten anderer Firmen sehr ähnelt:
„Der Begründer und derzeitige Inhaber […] hat sich aus den bescheidensten Anfängen zu einer durch zahlreiche und große Erfolge anerkannten Bedeutung emporgearbeitet, die ihren Hauptgrund in der peinlich soliden Construction der Instrumente findet, welche denselben eine ausnahmsweise Haltbarkeit auch unter den ungünstigsten atmosphärischen Bedingungen sichert und ihnen ein ausgebreitetes Absatzgebiet in den Tropen erworben hat. […] Die Pianos haben vollständigen Eisenrahmen, in dem alle Wirbel und Stifte haften, und zum Theil eine in Eisen befestigte Mechanik. […] Von besonderen technischen Interesse … ist eine aus zwei selbstständigen Theilen bestehende, saitenbespannte Spreize, durch welche die Zerlegung des Pianinos und seine Verpackung in vier gesonderte Kisten möglich wird: eine Einrichtung von wesentlicher Bedeutung für schwierige Gebirgstransporte.“
Bei der „Preisvertheilung“ erhielt die Firma die Silberne Medaille für „genaue, solide Herstellung und den angenehmen Ton der aufrechtstehenden Pianos und des Flügels“.
Ein Mensch, „von kleiner Statur, mit schwarzem Schnurrbart“ – ein Polin – so sein Name, – trieb 1893 sein Unwesen in Hamburg, ein Klavier-Schwindler. Er schädigte die Firma Trübger und F. L. Neumann. Damit er nicht weitere Schäden anrichten konnte, gab der „Verein der selbstständigen Hamburger Klaviermacher und Stimmer“ ein Rundschreiben an die Fachgenossen: „Unterzeichnete erlauben sich, Sie hierdurch auf einen neuerdings aufgetretenen Klavier-Schwindler aufmerksam zu machen. […] Es ist bis jetzt bekannt geworden, daß derselbe von den Herren Trübger und Neumann […] je ein Piano gemiethet hat und damit verschwunden ist. Sollten Sie durch Zufall Auskunft über den Verbleib der Instrumente, sowie über die Persönlichkeit des Schwindlers geben können, so werden Sie höflichst gebeten, dieselbe umgehend an Unterzeichnete gelangen zu lassen […] Hoffentlich gelingt es, den sauberen Patron dingfest und für die Zukunft auf längere Zeit unschädlich zu machen.“
In Chicago stellte 1893 F. L. Neumann seine Instrumente, einen Flügel und drei Pianinos aus.
Die Amerikaner urteilten darüber wie folgt: „Diese Instrumente […] sind den Amerikanern nicht so fremd, als die einiger anderer. Ihr prachtvoller, schöner und runder Umriß des Gehäuses scheint dem in Amerika vorherrschenden Style näher zu kommen, als die gewöhnliche deutsche Bauart. Die inneren Theile dieser Instrumente weisen die gediegenste und sorgfältigste Arbeit auf. Nichts ist offenbar übersehen worden und der ganze innere Mechanismus bietet einen Anblick der ausgezeichnetsten Zierlichkeit und giebt die Gewißheit, daß diese Fabrikanten das, was sie machen, gut machen. In dieser Hinsicht wären sie ein gutes Beispiel für manche amerikanische Fabrikanten.“
Es kommt noch besser in einer Beschreibung der F. L. Neumannschen Instrumente:
„Von den vorhandenen Instrumenten nennen wir zunächst einen herrlichen Concertflügel, ein aus französischen Nußbaumholz hergestelltes Meisterstück, dessen Bau eine wunderbare Zeichnung und herrliche Ausführung zeigt. Die Goldverzierungen, Linien und Arabesken heben die einzelnen Felder in wirksamster Weise hervor. Der Ton des Instrumentes, welches ebenfalls eine Doppelmensur besitzt, ist voll und edel, die Spielart auf den seitlich etwas abgerundeten Tasten leicht und bequem. An Fülle und Schönheit, wie an Kraft und Reinheit des Tones stehen diesem Instrumente wohl nur die allerbesten amerikanischen Fabrikate gleich und es ist zweifelhaft, ob sie überhaupt eine solche Höhe erreichen. […] Während man in Amerika immer mehr und mehr in das Fahrwasser der Massenfabrikation kommt, wobei dem individuellen Geschmack natürlich gar keine Rechnung getragen wird, baut man in Deutschland […] noch vielfach Pianos auf Bestellung, wo der Entwurf und die Ausführung nur einem einzelnen Instrumente zu Gute kommt. Ein solches Instrument hat F. L. Neumann hier und wir müssen gestehen, daß eine Künstlerhand sowohl den Entwurf gemacht wie auch die großartige Holzschnitzerei geschaffen hat. […] Der Oberrahmen enthält zwei Relief-Portraits, sowie eine Mittelfüllung, welche eine Landschaft darstellt, und die herrliche Kröpfung und Profilirung dieses Instrumentes erntet mit Recht den Beifall aller Kunstfreunde. Das großartige Aeußere hat keineswegs innere Mängel zu verdecken. Der Ton ist reich, von besonderm Wohlklange und für ein Pianino von ganz bedeutender Fülle. Es ist dies unbestreitbar eines der schönsten Instrumente auf der Ausstellung.“
Wie wurden aber die Arbeiter für ihre langjährigen Dienstjubiläen geehrt? Die Jubilare und entsprechende Feierlichkeiten wurden der Redaktion der Zeitschrift mitgeteilt, so dass die Nachwelt auch nach über 100 Jahren erfahren kann, wie eine Ehrung vor sich ging. Zum Beispiel der Bericht zum 25-jährigen Dienstjubiläum eines Tischlers in der Firma: „Am frühen Morgen brachte die sich aus dem Personal der Fabrik rekrutirende Liedertafel ‚Herrlichkeit‘ […] ein Ständchen, dem sich gleichzeitig die Gratulation sämmtlicher Angestellten der Fabrik unter Verehrung eines praktischen Stücks Möbel anschloß. […] Derartige lange Dienstverhältnisse sind stets erfreuliche Beweise guter Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, und es bleibt beiden Theilen noch ein langes Fortbestehen dieses guten Verhältnisses zu wünschen.“
Der bisherige Prokurist Wilhelm Herms wurde 1897 als „Theilhaber … in die Flügel- und Pianino-Fabrik aufgenommen“.
Nicht nur in Hamburg wurden Neumann-Instrumente verkauft, obwohl noch nicht einmal 1 % der Familien der Hansestadt ein F. L. Neumann-Instrument besaßen. Ein Mignon-Flügel, das 6.000 Instrument, in „schönem Natur-Jacaranda-Gehäuse“ wurde 1898 für Rio de Janeiro gebaut. Den Lohn dafür ernteten die Angestellten. Sie fuhren mit „ihren Damen […] auf dem zu diesem Zweck gecharterten Dampfer `Brookthor` einen Ausflug nach Falkenthal, um dort gemeinsam das Ereignis zu feiern“.
Etwa fünf Jahre später verließ das 7.000 Instrument, „ein prachtvoller Mignon-Flügel in Natur-Eichenholz“ die Pianofortefabrik. „Die Firma […], die nun nahezu 50 Jahre eine Zierde Hamburgischer Industrie ist, hat durch das Instrument wieder einmal den Beweis ihrer Leistungsfähigkeit bestätigt“. Damit der Flügel eine höchste technische Vollkommenheit erreichen konnte, wurde das D. R. P. 120271 verwendet, „wodurch eine größere Schwingungsfähigkeit des Resonanzbodens und größere Gesangsfähigkeit des Tones erstrebt wird“.
Und hier der Lohn für die Fleißarbeit: „Das Ereignis […] wurde von den Angestellten mit Frau und Kindern durch einen Ausflug nach dem hübsch gelegenen Local des Herrn Bievert im Billthal zu Bergedorf bei Gesellschaftsspielen und Tanz in fröhlichster Runde bis zur späten Abendstunde gefeiert.“
1904 feierte die Pianofortefabrik ihr 50-jähriges Bestehen.
Der Werdegang des Franz Ludwig Neumann und seiner Firma wurde aus diesem feierlichen Anlass dargestellt. Interessanterweise stehen in den `ZfI´s gleich noch zweimal seine Lebensdaten: 1911 zum 86. Geburtstag und 1915 zum Tode des Firmengründers.
Franz Ludwig Neumann war ein Sachse, geboren am 24. Februar 1825 in Leipzig. Nach einer fünfjährigen Lehrzeit als Tischler wurde er ein „hervorragender Instrumentenbauer“. Seine Wanderschaft führte ihn nach Dresden, Frankfurt/M. und 1847 nach Hamburg. Dort gründete er 1854 sein Unternehmen (siehe oben). „Ein hervorragender Zug im Charakter Neumanns ist seine auf echtes Können gegründete Bescheidenheit, die stets, bis auf den heutigen Tag, nur in der eigenen Leistung Befriedigung fand. Er verschmähte es, sich im öffentlichen Leben hervorzudrängen, obwohl seine innere Bedeutung ihm dazu wohl Fähigkeiten und Recht geboten hätte. Weder durch Reisen, noch Patente lenkte er die Aufmerksamkeit auf sich; einzig und allein die Instrumente, die er in unermüdlicher Arbeit an sich und seinen Werken schuf, mußten ihm den Platz erobern, den er jetzt einnimmt.“ Auf einer Ausstellung 1869 stellte er erstmalig sein Instrument der Öffentlichkeit vor. Sein „Pianoforte“ wurde mit einem ersten Preis ausgezeichnet. Es mehrten sich die Aufträge, eine Erweiterung des Betriebes wurde nötig. Zudem stellte Neumann auch auf den Weltausstellungen aus: Wien, Philadelphia, Melbourne und Chicago. „Die Schätzungen Neumannscher Instrumente stieg von Jahr zu Jahr, sie fanden in der ganzen Welt, sowohl in der Heimat wie im Export nach überseeischen Ländern, vor allem auch in Südamerika, weiteste Verbreitung“.
Ein harter Schlag ereilte seine Familie mit dem frühen Tode seines ältesten Sohnes Ferdinand Adolf im Jahre 1887. „Aber harte Arbeit half dem Meister über die Herzenswunde hinweg. […] Sein zweiter Sohn Wilhelm, ebenfalls Fachmann, lebt seit 1883 in Buenos Ayres, wo er ein eigenes Klavier- und Musikgeschäft betreibt.“
Der Teilhaber und „Mitarbeiter des Meisters, des Herrn Eduard Wilhelm Herms“ sollte nicht vergessen werden, „dem die kaufmännische Leitung des umfangreichen Betriebes obliegt. Schon seit dem Jahre 1884 steht dem Gründer die rege und tatkräftige Unterstützung des Herrn Herms zur Seite. […] Die Geschichte der Neumannschen Pianofortefabrik lehrt, was Ausdauer, Können, Tatkraft und ehrliche Arbeit aus kleinen Anfängen hervorzaubern vermögen“.
Am 24. Februar 1905 feierte F. L. Neumann seinen 80. Geburtstag. Wenn man bedenkt, dass 1905 die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern um ca. 45 Jahre lag, so ist der 80. Geburtstag schon ein sehr hohes Alter. „Er erfreut sich noch der besten Gesundheit und ist trotz seines hohen Alters den ganzen Tag als Seele des Ganzen rastlos im Geschäfte tätig. Der Jubilar dürfte daher wohl einer der ältesten aktiven Pianofabrikanten […] in Deutschland sein“.
Zu Beginn des Jahres 1908 wurde das 8.000 Instrument hergestellt, „ein kleines Salon-Piano in Mahagoni, moderner Stil, mit Ebenholz und Perlmutter-Einlage, erregt die Bewunderung des Beschauers. […] In qualitativer Hinsicht ist über Neumann-Pianos kaum noch etwas zu sagen; sie gelten nach wie vor in Künstler- sowie Privatkreisen als hervorragende Kunstwerke“.
Am 30. Dezember 1914, „mitten im großen Kriegsjahre“ starb der „greise Meister“.
Nach seinem Tode gab es nur noch vereinzelt Berichte über die Firma.
Eine letzte, sehr kurze Nachricht, ist der Hinweis auf das 75-jährige Bestehen der Firma Ende 1929. Nach dem „Lexikon Deutscher Klavierbauer“, H. Henkel, bestand die Firma bis dahin.