Dieter's Klavierseiten

Datenarchiv des Klavierbaus

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Haake, Ernst

Pianofortefabrik in Hannover, 1836 – 1917

Nachweise aus längst vergangener Zeit finden sich in einem “Verzeichnis … von dem Gewerbe-Verein für das Königreich Hannover … 1837”: Ein Pianoforte in Tafelformat von E. F. Haake mit sieben Oktaven ist beschrieben. Drei Oktaven im Diskant sind dreichörig, die Klaviatur ist von Hirschknochen. Außerdem ein Pianoforte in Flügelform über 6 Oktaven. (1)

In weiteren „Mitteilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover von 1838“ ist ein tafelförmiges Pianoforte beschrieben. Allerdings könnte wohl bei der Verarbeitung noch einiges verbessert werden, „der Ton sehr kräftig, jedoch ohne ausgezeichneten Karakter, welchem sowohl der ungewöhnlich große Umfang des Instruments als die Eisenplatte geschadet zu haben scheint. …
Das Außere ist prachtvoll, sehr sorgfältig und mit so großem Aufwande von Zeit und Kosten dargestellt, daß dadurch der gewöhnliche Preis für tafelförmige Pianoforte’s nicht unbedeutend überschritten werden mußte”. (1)

Schon gab es die für die Leistungen Medaillen. 1841 erhielt der Instrumentenmacher für „Eins der besten tafelförmigen Instrumente … welches sich besonders durch Gleichförmigkeit des Tons, durch brave Arbeit – und mäßigen Preis auszeichnete; das Mitklingen der Nebensaiten war aber auch hier nicht ganz vermieden, …die bronzene Medaille zuerkannt.“ (1)
Zur Ausstellung 1843 beschrieb der Gewerbeverein zwei ausgestellte tafelförmige Instrumente:

1. von Jacarandaholz, mit 6 Oktaven. – Ein sehr brillant gebautes Instrument mit angenehmen Ton, die zweigestrichene Oktave ausgenommen, worin mehrere Töne platt klingen. Gleichheit der Töne fehlt; Spielart gut. Der Mechanismus ist ohne Tadel, so wie überhaupt die Arbeit gut.
2. von Mahagoniholz, mit 6 Oktaven. – Voller Ton, gute Spielart, die Dämpfung jedoch in Unordnung. Die Gleichheit der Töne ist ziemlich genügend erreicht; nur die letzten Contra – Töne sind zu schwach. Der Mechanismus so wie die ganze Arbeit gut. – Dem Verfertiger dieser beiden Instrumente ist ebenfalls die Bronzene Medaille ertheilt worden.“ (1)

Weitere Beschreibung aus einer Ausstellung aus der Zeit um 1850:
“1. Ein hinterstimmiges Pianoforte in Tafelformat von Mahagoniholz, 6 ½ Octaven, von Contra-C bis oben A, nach englischer Konstruktion. Angenehmer Ton, der Anschlag präzise; die Klangfarbe ist leider nicht gleich. Die Arbeit ist ausgezeichnet gut und preiswürdig. 2. Ein vornstimmiges desgleichen, 6 ½ Octaven, nach englischer Konstruktion. Im Ganzen, und namentlich im Tone, nicht so schön, als das vorige. … Große silberne Medaille”. (1)

Bei der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München, 1854 erhielt Ernst Haake eine Ehrenmünze, wegen „Verfertigung eines ausgezeichneten Piccolo in der einfachsten Form. Unter den eigentlichen Piccolos war das von Ernst Haake aus Hannover das gelungenste. Die Construktion war sehr einfach ohne den oft so complicirten Eisenapparat; der Baß, in Anbetracht der außerordentlichen Kürze der Saiten, sehr gut, der Ton der ganzen Scala verhältnißmäßig gleichförmig und klingend; die Spielart angenehm und von großer Präcision beim raschen Anschlage.“ (1)

Bericht über die Weltausstellung 1867 in Paris: „Ernst Haake, Instrumentenmacher in Hannover, wegen Verfertigung eines ausgezeichneten Piccolo in der einfachsten Form“ erhielt eine Ehrenmünze (2)

Ein Depot der Instrumente von E. F. Haake wurde 1882 in Leipzig eröffnet.

Zur Ausstellung 1883 in Amsterdam war Haake „mit drei Pianinos, wovon zwei kreuzsaitig und eins geradsaitig, alle drei in Nussbaum-Maser, vertreten. Das größte Modell hat einen starken Ton, aber roh und unangenehm für´s Gehör; die Spielart ist sonst gut und die Zusammenstellung der Mechanik etc. tadellos. Die mittlere Sorte ist besser intonirt und fanden wir hier, wie auch beim geradsaitigen Instrument den Ton weicher und angenehmer. Die Firma ist nicht gerade glücklich gewesen in der Wahl der hier ausgestellten Instrumente“.

E. F. Haake begann die Firma 1836, sein Sohn Carl Haake folgte ihm 1873, seit 1882 ist die Firma im Besitz von Max Simon, London.
Besuch eines ZfI-Redakteurs 1884 in Hannover, ihm wurde mitgeteilt, „dass dieses Etablissement vollauf mit festen Aufträgen bedacht sei, welche erfreulicher Weise nicht mehr ausschliesslich auf die leichten billigen Pianettes, sondern mehr auf die besseren Sorten lauten“.
Der Stettiner Pianofabrikant E. Wilke wechselte 1884 nach Hannover zu Haake um als technischer Leiter tätig zu sein.

Auf der Ausstellung in Manchester 1885 stellten als einzigste deutschen Firmen nur Schiedmayer & Söhne und E. F. Haake aus.

Haake 1886

Zur Weltausstellung 1888 in Melbourne stellte Haake 2 Pianinos aus und erhielt einen dritten Preis für ein „Piano in Nußbaum mit Gold“.
Zur Ausstellung in Bremen 1890 stellt Haake nicht nur Pianinos, sondern „5 Patent-Pianostühle (eigenes Patent) her“.

Bericht über die Ausstellung 1890 in Bremen: „Wir finden zunächst ein Salonpianino in deutscher Renaissance aus Nußbaumholz, welches durch seine reichen Verzierungen einen äußerst vornehmen Eindruck macht, dann ein weißes Rococo-Instrument, mit seinen reichen Schnitzereien und Malereien ein Cabinetstück darstellend, das sich gewiß schon manche Dame im Geheimen in ihr Boudoir gewünscht hat. Daran schließt sich ein für Massenexport bestimmtes kleines Nußbaumpianino, das trotz seiner Billigkeit und Kleinheit doch solide und dauerhaft gearbeitet ist. Dann folgt ein Salonpianino aus Jacarandaholz, mit Intarsien versehen, ein desgl. in Schwarz, dessen Modell viel in England verkauft wird, und ein Pianino in alteichenem Holz und in flandrischem Stil, das mit dem Haake´schen Stimmapparat versehen ist, der beim Anziehen mit dem Stimmhammer indirect auf die Saitenspannung wirkt und dadurch ein genaueres und reineres Stimmen ermöglichen soll. Die Mitte der im Uebrigen decorativ sehr reich und geschmackvoll ausgestatteten Koje nehmen zwei Stutzflügel ein, ein schwarzer und einer in in Nußbaum, welche den übrigen Fabrikaten gleichkommen“. Der Lohn der Mühe: Bronzene Medaille.

1891 in London beteiligte sich Haake mit Pianos, von denen eines in Polisander ausdrücklich für indisches Klima bestimmt ist. Der Lohn der Mühe: Ehrendiplome II. Klasse, „für die sehr gelobten Preise“.

Ueber das in Deutschland befindliche Vermögen des Kaufmanns Max Simon in London, alleinigen Inhaber des Firma E. F. Haake ist das Konkursverfahren (1892) eröffnet worden.
Durch großes Defizit kam es 1893 zum Zwangsverkauf.

Haake 1893

Ueber den angesetzten Verkauf der E. F. Haake´schen Pianofabrik in Hannover erfahren wir,
„ … daß das Höchstgebot für die fraglichen Grundstücke etc, von dem Pianofabrikanten Herrn Karl Haake in Hannover abgegeben wurde, dem dieselben auch laut Verkündigungsurtheil vom 12. ds. Mts. (1893) gerichtlich zugesprochen worden sind. – Gleichzeitig wurde am 12. ds. Mts. in das Handelsregister die Firma Karl Haake und als deren Inhaber … Karl Haake … eingetragen“.
Außerdem wurde dem Kaufmann Wilhelm Böhm Prokura erteilt.

Haake 1894

Das Konkursverfahren über das Vermögen des Max Simon in London wurde 1893 aufgehoben.
Eine Piano-Niederlage errichtete K. Haake 1897 in London.

Ein großes Fest 1898 – Im Konzerthaus an der Goethebrücke (1943 zerstört) feierten über 400 Personen, „Geschäftsangehörige und Geschäftsfreunde“, die Fertigstellung des 20.000 Instrumentes. Karl Haake lud ein zur Festtafel und Ball. „Die zahlreiche Betheiligung und die unabsehbare Reihe werthvoller Ehrengaben gaben Herrn Haake den Beweise, welch` angesehene Stellung seine Firma in der Pianoforte-Industrie einnimmt und wie er in seinem Berufe sich die Achtung seiner Angestellten wie seiner Geschäftsfreunde erworben hat. … Ueberall fröhliche Gesichter und heiteres Lachen, und wohl ein Jeder, der in vorgerückter Morgenstunde aus dem Festsaale schied, wird sich noch lange der schönen Feier … erinnern“.

Haake 1895

Auf der Ausstellung 1899 in Auckland (Neuseeland) erhielt die Firma das „Ehrendiplom I. Klasse nebst goldner Medaille“.

Welche Neuigkeiten verbreitete Schiedmayer & Söhne, Stuttgart Anfang April 1902: Kleinster Flügel … 1.50 m. „Das erste Instrument dieser Gattung … findet … ungetheilten Beifall“.
Das konnte Karl Haake so nicht stehen lassen: „Hierzu gestatten Sie mir zu bemerken, daß ich Flügel in der bekannt gegebenen Länge von 1,5 Meter bereits seit 5 Jahren mit großem Erfolg baue“.

Haake Patent 1906

Dem Kaufmann Hermann Feltmann … ist (1908) Prokura erteilt worden“.
Am 16. Oktober 1908 starb Karl Haake, seine Witwe wird „im Sinne des Verstorbenen“ die Firma weiterführen.
Mit ihm schied wieder einer der tüchtigsten Vertreter unserer Branche aus dem Leben, der es meisterhaft verstanden hat, durch große Umsicht und rastlosen Fleiß seinem Fabrikate einen geachteten Namen zu machen und ihm einen großen Umsatz auf dem Weltmärkte zu sichern.

Geboren wurde er am 5. Dezember 1849. Er lernte die Tischlerei und den Klavierbau bei seinem Vater, der ein tüchtiger Klavierbauer war und in den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit seinen Instrumenten — seine Spezialität waren Tafelklaviere — das Königreich Hannover beherrschte, einen vorzüglichen Lehrmeister. Nach Beendigung seiner praktischen Ausbildung arbeitete Karl Haake in verschiedenen größeren Pianofabriken in Hamburg, Zeitz, Leipzig und München, wo er sich während seiner Mußestunden eifrig musikalischen und künstlerischen Studien widmete.
Von München aus wandte sich Haake nach Italien, wo er bei der Firma Arrigoni in Monza, Anstellung fand. Unter seiner geschickten Leitung entwickelte sich das Geschäft der letzteren in überraschend kurzer Zeit zu einer für damalige Zeit hohen Blüte. Nebenbei wirkte Haake als Organist an der dortigen Kirche und genoß trotz seiner Jugend bald einen Ruf als tüchtiger Musikkenner. Der mehrjährige Aufenthalt in Italien zählte zu den schönsten Erinnerungen des Verstorbenen, welcher im engeren Freundeskreise gerne von seiner Berufstätigkeit in uralten Klöstern, sowie von den genußreichen im Schlosse zu Monza verlebten Stunden plauderte, wo er häufig mit Ihrer Majestät der Königin Margherita, deren besonderer Wertschätzung er sich erfreute, musizieren durfte.

Der deutsch-französische Krieg (1870/71) veranlasste Haake zur Rückkehr in die Heimat. Da jedoch seinem Wunsche, als Kriegsfreiwilliger eingestellt zu werden, zu seinem größten Bedauern nicht entsprochen wurde, wandte er sich nach Amerika, wo er in der Knabeschen Pianofabrik zu Baltimore arbeitete. Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm Karl Haake nach Ableistung seines Dienstjahres 1873 zunächst in Gemeinschaft mit seinem Bruder Hermann das väterliche Geschäft, bis dieses in andere Hände überging, infolgedessen er zum zweiten Male nach Amerika ging. Im Jahre 1887 sah sich Haake veranlaßt die väterliche Fabrik neuerdings zu übernehmen, der er fortan seine ganze enorme Arbeitskraft widmete und auf deren stete Entwickelung er bis an sein Lebensende Tag und Nacht bedacht war. Selbst rastlos tätig und mit ungewöhnlichen technischen, sowie allgemeinen Kenntnissen ausgestattet, welche er durch häufige Reisen ins Ausland noch zu erweitern strebte, war Karl Haake seinen Leuten nicht nur ein leuchtendes Vorbild gewissenhafter Pflichterfüllung, sondern auch ein wohlwollender, väterlicher Berater. Manche Stunde verbrachte er in der Mitte seiner älteren Leute an der Werkbank, und zahlreiche Erfindungen oder Verbesserungen verdankten seinem stets regen Geiste ihre Entstehung. So brachte unter anderem Haake zuerst Flügel von 1.50 Meter Länge auf den Markt, welche seitdem eine Spezialität seiner Fabrik bilden.
Die stete Vergrößerung des Betriebes machte bereits im Jahre 1879/80 dessen Verlegung nach Hagenstraße 26/28 erforderlich, wo sich die Fabrik bald zu einer der ersten Deutschlands entwickelte und von den Erben mit Hilfe tüchtiger technischer und kaufmännischer Kräfte unverändert im Sinne des Verstorbenen weiter geführt wird.

Eine besondere Liebhaberei des Verstorbenen bildete das Sammeln alter interessanter Musikinstrumente aller Art, deren er im Laufe der Zeit eine ansehnliche Zahl zusammentrug. Seine Sammlung enthält neben zahlreichen Blas- und Streichinstrumenten wertvolle Clavichords, Spinetts, Kielflügel und kleine Orgeln, sowie mancherlei chinesische, japanische und sogenannte Eingeborenen-Instrumente aus allen Weltteilen, welche die Zierde eines jeden Museums bilden würden.

Als Mensch zeichnete sich Karl Haake durch große Bescheidenheit und einen geraden, lauteren Charakter aus. War er auch in seinem Wesen kühl und zurückhaltend, wie alle Niedersachsen, so hielt er anderseits aber auch fest zu denjenigen, welchen er einmal sein Vertrauen geschenkt hatte, und erwies sich bei näherer Bekanntschaft als ein liebenswürdiger, interessanter Gesellschafter, dessen Tod mancher gute Freund beweint. Ehre seinem Andenken“!
Das 33.000 Instrument – Baujahr 1909 – ein Geburtstagsgeschenk an „den zurzeit in England lebenden jüngsten Sohn des Verstorbenen.
Die Firma geriet schon 1913 in „ernste Zahlungsschwierigkeiten und versucht mit ihren Gläubigern einen außergerichtlichen Vergleich“. Der Konkurs konnte abgewehrt werden, es folgte das Inserat zum Verkauf wegen Aufgabe der Fabrikation.

Haake 1915 Verkauf

Am 23. Februar 1916 starb „der frühere langjährige Betriebsleiter, Herr Alexander Herrmann, der Vater des Pianofabrikanten Alexander Herrmann in Sangerhausen“ mit bald 67 Jahren.
Letzte Nachricht: 1919 wurde die Firma im Handelsregister gelöscht.

Quellen:
(1) Pianoforte-makers
(2) Geschichte des Claviers, Oscar Paul
Zeitschrift für Instrumentenbau