Haenel & Sohn
Pianofortefabrik in Naumburg, 1829 – 1897
„Naumburg (Saale) ist eine Stadt im Süden von Sachsen-Anhalt. Naumburg ist Verwaltungssitz des Burgenlandkreises und Mittelpunkt des nördlichsten deutschen Weinanbaugebietes Saale-Unstrut. Die Stadt ist ein Bahnknotenpunkt und verfügt über eine reichhaltige Geschichte, zum Beispiel als historischer Sitz des Bistums Naumburg. Wahrzeichen ist der Naumburger Dom in der mittelalterlichen Altstadt, der seit dem 1. Juli 2018 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Naumburg ist ein staatlich anerkannter Erholungsort“. (Wikipedia)
Reichlich einen Kilometer vom Naumburger Wahrzeichen – dem Dom – entfernt, befand sich die Pianofabrik von F. Hänel & Sohn. Sechs Jahrhunderte nach dem Bau des Doms entstand die Pianofabrik. Während der Dom weltbekannt ist, erinnert nur noch wenig an die fleißigen Instrumentenbauer des vorigen Jahrhunderts und die damit in Verbindung stehende Künstlerin Frau Louise Auguste Marie Julia Haenel de Cronenthall. (Quelle: www.romana-hamburg.de/Haenel%20de%20Cronenthal.htm.)
Um 1850 entstand ein „Hammerklavier, Franz Julius Haenel, Naumburg“. (Quelle: Musikhistorische Sammlung Jehle)
1862 trat Sohn Carl in die Firma ein und firmierte unter „Hänel & Sohn“.
Aus der Zeit 1873/74 gibt es mehrere Beschreibungen und Berichte von Ausstellungen, über die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873:
„Aus Naumburg: Haehnel & Sohn, eine besonders in Thüringen sehr geschätzte Fabrik, welche ganz vortreffliche Pianofortes in Tafelform geliefert hat. Das Ausstellungsinstrument war ein preiswürdiger kreuzsaitiger Concertflügel im Palissanderholzkasten zu 1650 Rmk.“
(Quelle: www.lieveverbeeck.eu/Pianoforte-makers; im Folgenden [1])
Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches, Weltausstellung 1873 in Wien:
„Haenel & Sohn, Naumburg a. d. S., Provinz Sachsen. – Ein Stutzflügel und ein Salonpianino. Gegründet 1829. Fabrication von Flügeln und Pianinos. 1871: 40 Pianos für 7,000 thlr. Absatz auf deutschem Markte. 16 Arb. [Arbeiters]“.
Carl Hänel, Nachfolger seines Vaters Franz, seit 1866. [1]
„Officieller Ausstellungs-Bericht, Wien 1874: Hähnel & Sohn aus Naumburg an der Saale : Conzertflügel, übersaitig, aus Palissander, 550 Thaler.“ [1]
Von den zahlreichen Ausstellungen um 1880 ist die Ausstellung in Nordhausen von Hänel & Sohn mit einem Stutzflügel und einem Piano bestückt worden.
Auf der nächsten Ausstellung 1881 in Halle haben F. Haenel & Sohn „mit ihrem Concertflügel den für Claviere verliehenen ersten Preis die silberne Medaille und Staatsprämierung davon getragen. Wir finden ein Instrument vor, welches in angenehmer milder Klangfarbe, ausgeglichen in den einzelnen Registern unter sich ist. Im Aeusseren der Ausstattung rathen wir den Fabrikanten sich mehr der jetzt herrschenden Mode in der Farbe der Politur und sonstiger Ausstellung anzuschliessen; die gebrachte ins Röthliche spielende Couleur des Jaccaranda Gehäuse wird zur Zeit nicht mehr allgemein gewünscht“.
Zur Gewerbeausstellung in Quedlinburg 1888 erhielt die Firma eine „broncene Medaille“.
Unerwartet verstarb am 12. November 1890 „der Pianofabrikant K. Hänel, Chef der seit 60 Jahren daselbst bestehenden Pianofabrik F. Hänel & Sohn. Das Geschäft wird in altbewährter Weise und mit den alten Arbeitskräften von der Wittwe, Frau Morna Händel, unter unveränderter Firma weiter geführt“.
In Erfurt fand 1893 die „Gesammt-Ausstellung der Erzeugnisse Thüringer Gewerbefleißes“ statt. Zwei Instrumente stellte F. Hänel & Sohn aus: Ein „Concertflügel in Polisander (System Steinway) und einem Concert-Pianino in Nußbaum matt und blank“. Die Prämierung erfolgte mit der Silbernen Ausstellungs-Medaille. Ja, und das wurde kräftig gefeiert. „Die Prinzipalität und sämmtliche Arbeiter nebst Angehörigen und geladenen Gästen“ trafen sich „in dem schön gelegenen Garten der Fabrik, wo bei Musik, Gesang und Vorträgen alles in schönster Harmonie verlief. Bei dieser Gelegenheit trat das schöne Einvernehmen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern so recht zu Tage, wie überhaupt unter den letzteren ein reges Interesse für die Firma und deren Ruf in erfreulicher Weise zu bemerken ist“.
Eine Preisliste – in Plakatform zeigten 1893 „drei Pianino – und zwei Flügel-Modelle … und stellt die Fabrik-Ansicht der seit 1829 bestehenden Firma dar, umgeben von Preis-Medaillen“.
Carl Sattler feierte am 1. April 1894 sein 25-jähriges Jubiläum als Werkführer. „Er hat 25 Jahre treu bei der Firma ausgehalten, in guten und bösen Tagen, und es gebührt solchem Manne gerade in heutigen Zeitläuften auch öffentliche Anerkennung. Dieselbe wurde denn auch dem liebenswürdigen Jubilar Seitens des Herrn Regierungs-Präsidenten v. Dienst in Merseburg … übersandt. … Um dem Tage aber auch äußerlich die richtige Weihe zu geben, wurde Seitens der Firma in den prächtig geschmückten Fabrikräumen ein solennes Fest arrangirt, dessen Ende leider viel zu früh für die fröhlichen Theilnehmer herbeikam“.
Aber schon drei Jahre später erschien folgende Anzeige durch den Tod der Inhaberin:
In der Folge erlosch die Firma Mitte des Jahres 1897.
„Die Fabrik wird von Hermann Vauck erworben, der von 1900 bis 1910 unter gleicher Adresse Hallesche Straße 22 nachweisbar ist (1912 in Hallesche Straße 5, 1926 nur noch Pianohandlung in Steinweg 17/18), aber nur Mechaniken herstellt“. (Henkel)
„Ein restauriertes Instrument aus der Klavierfabrik der Familie Haenel konnte 2013 durch den Naumburger Bürgerverein e.V. erworben werden und ist im heutigen Architektur- und Umwelthaus in der Wenzelsgasse 9 zu hören und zu sehen“. (Quelle: www.auh-naumburg.de/joomla/index.php/geschichte/hausgeschichte/haene)
In Halberstadt befand sich die „Pianofortefabrik Eduard Hänel und Otto Hänel jun. Otto Hänel, gegr. 1869, ab 1890 aber nur noch als Inhaber der Handlung unter gleicher Adresse und mit Gründungsjahr 1869. Seit mindestens 1912 ist Paul Schubert Inhaber der Handlung unter unveränderter Firma. Er übergibt das Geschäft im Jan. 1941 seinem Sohn, Klavierbauer Paul Schubert jun. (Henkel)