Niendorf, Carl
Pianofortefabrik in Luckenwalde, 1896 – Gegenwart
„Ein Beispiel deutscher Unermüdlichkeit“, so lautete die Überschrift eines Artikels vom 1. Febr. 1935 zum 70-jährigen Geburtstag von Carl Niendorf.
Geboren wurde er am 22. Januar 1865 in Luckenwalde. Nach seiner Tischlerlehre ging er auf Wanderschaft und kam das erste Mal 1882 mit der Klavierbranche in Berührung, als er bei der Firma Ritter in Merseburg „Arbeit annahm“. Anschließend arbeitete er in der Firma Ibach in Schwelm. Unterbrochen wurde seine Arbeit durch den Militärdienst. Weiter vervollständigte er seine Ausbildung als Klavierbauer bei den Berliner Firmen Mörs, Görs & Kallmann und List. 1887 ging er nach Rußland, zunächst nach Kiew in die Pianofabrik Strobel, ein Jahr später nach Odessa. In der dortigen Firma Rauch war er als Reparateur beschäftigt. Wiederum ein Jahr später kehrte er nach Deutschland zurück. In die Firma Laurinat & Co., in Berlin trat er als technischer Leiter ein. „Das mächtige Aufblühen der deutschen Pianoforte-Industrie in den nun folgenden Jahren ließ in ihm den Entschluß reifen, sich selbständig zu machen. Im Frühjahr des Jahres 1895 gründete er die Firma Carl Niendorf, mit der Fabrikationsstelle in der Schlesischen Straße zu Berlin. Mit aller Gewalt zog es ihn aber nach seiner Geburtsstadt Luckenwalde, wohl auch aus der Erwägung heraus, dass die Arbeitsbedingungen in einer Kleinstadt günstiger sein mussten, und bereits im Jahre 1896 verlegte er seinen Betrieb dorthin“.
Zwei Jahre später, am 1. Juli 1898, gründete Carl Niendorf eine neue Pianofortefabrik mit Werner Hemprich unter dem Namen: „Niendorf & Hemprich“.
Zwei Jahre später wurde die Luckenwalder Pianofortefabrik durch gegenseitige Übereinkunft wurde aufgelöst und im Handelsregister gelöscht.
W. Hemprich gründete eine neue Firma, die bereits 1901 in Konkurs geriet und 1907 von Amts wegen gelöscht wurde.
Carl Niendorf gründete am 23. Mai 1900 mit seinem Bruder, dem Klaviertechniker Wilhelm Niendorf, die Firma „Gebr. Niendorf“. Wilh. Niendorf trat aber 1903 aus der Gesellschaft aus, sein Nachfolger wurde der Kaufmann Alfred Höring.
Kurze Zeit nach der Gründung der neuen Firma im Oktober 1900 kam der erste Katalog der Firma heraus. 14 Pianino-Modelle wurden vorgestellt.
Der Aufschwung der Firma wurde sichtbar durch einen 50-seitigen Katalog, der im September 1904 erschien und der sich auszeichnete „durch schöne typographische Ausstattung und vorzügliche Illustrationen“, vorgestellt wurden 44 Pianino- und 3 Flügel-Modelle.
Illustrierte Patentübersicht
„Carl Niendorf in Luckenwalde. — Nr. 190002 vom 22. Februar 1906.
Resonanzboden für Pianinos, Flügel u. dergl., der nur an einer Seite aufgeleimt ist, während er an den übrigen Seiten von einstellbaren Bundschrauben (f) getragen wird, dadurch gekennzeichnet, daß Bundschrauben (f) durch Löcher von solcher Weite im Rahmen (e) des Resonanzbodens (a) reichen, daß die seitlichen Ausdehnungen des Resonanzbodens ungehindert erfolgen können und eine Regelung der Spannung durch seitliche Druckschrauben möglich ist“.
Zur Musik-Fachausstellung 1906 in Berlin wurden 3 Flügel und 5 Pianinos ausgestellt, „Für feuchtes und Tropenklima haben die Instrumente eine Vorrichtung zur Regulierung der Spannkraft des Resonanzbodens“.
Ende Februar 1907 brach ein „gewaltiges Schadenfeuer“ aus. Sämtliche Maschinen, Werkzeuge, Halb- und Ganzfabrikate, sowie ein Holzlager wurden zerstört, der Schaden war „sehr beträchtlich“. Zum Glück waren die Flügel-Fabrik und die Holzlager nicht betroffen.
Durch den Brand geriet die Firma in Schwierigkeiten: Am 28. Juli 1908 wurde das Konkursverfahren eröffnet. Als Ursache führt Carl Niendorf an: „Der geschäftliche Rückgang hatte seine mannigfachen Ursachen, lag aber vornehmlich in den zahlreichen Ausfällen an Ausständen … Nachdrücklich derangierte meine Verhältnisse der im Jahre 1907 erlittene Brandschaden, infolgedessen der Betrieb ein volles Jahr ruhte“
Im Oktober 1908 dann die aufmunternde Nachricht: Für die Erfüllung eines Vergleichsvorschlages übernahmen zwei Luckenwalder Fabrikbesitzer die Bürgschaft. „Beide haben auch die Erklärung abgegeben, den Lieferanten die Beträge aller ferneren Bezüge zu garantieren. […] Die Leitung verbleibt in den Händen des Herrn Carl Niendorf. – Der … Vergleichsvorschlag hat Aussicht, … zur Annahme zu gelangen, zumal er auch vom Gläubigerausschusse befürwortet wird“.
Die Folge war, dass das Konkursverfahren über das Vermögen des Fabrikbesitzers Carl Niendorf aufgehoben wurde „durch rechtskräftigen Beschluß vom 2. Dezember 1908“.
Nach Beendigung des Konkursverfahrens ist die Firma Gebr. Niendorf in „den Besitz der neu eingetragenen Gesellschaft Gebr. Niendorf GmbH, übergegangen, welche den Betrieb in bisheriger Weise unter der Leitung des Herrn Carl Niendorf, welcher auch gleichzeitig als Gesellschafter der Firma eingetragen ist, weiter führt“.
Gesamtprokura erhielt 1912 der Kaufmann Arno Winkler, die 1915 gelöscht wurde.
In einem Berliner „Blatte“ kam im Februar 1914 eine Notiz, der „Mitinhaber der Pianofortefabrik Gebr. Niendorf, Herr Kallenbach in Luckenwalde, sei Mitinhaber der Firma Bogs & Voigt in Berlin geworden“. Es wurde erklärt, dass die Meldung „eine pure Erfindung und völlig aus der Luft gegriffen ist“.
Der Katalog von 1914 brachte neben einem Firmenrückblick auch 11 Pianino- und 4 Flügel-Modelle, „sowie einen Ninola-Kunstspielflügel und eine Ninola-Kunstspielpianino (mit eingebautem Duca-Apparat)“.
1919 wurde durch Gesellschafterbeschluss das Stammkapital erhöht und durch Änderung der Satzung ein Aufsichtsrat eingerichtet.
Von der Ausstellung zur Leipziger Messe wurde 1921 berichtet: „Außer etwa 8 Stück der überall unter dem Namen ’Weltflügel’ bekannten kleinen Flügel in verschiedenen Holzarten bringt die Firma einen Kunstspielflügel und einen kombinierten Kunstspielflügel zur Ausstellung. Unter den etwa 8 Pianos befinden sich verschiedene gewöhnliche und nach Zeichnung gefertigte Kunstspielpianos“.
Nach dem Brand vor 14 Jahren brannte abermals die Fabrik am Abend des 6. September 1921 zum größten Teile nieder. Ein Wächter bemerkte den Brand, der jedoch „derartig weit fortgeschritten“ war, „dass an ein Retten der Hauptgebäude nicht mehr zu denken war“ und die Feuerwehren sich darauf konzentrierten umliegende Gebäude und das Holzlager zu retten. „Die Firma ist … in der Lage, mit etwa 60 bis 70 Leuten den Betrieb in vier Wochen wieder aufnehmen zu können. Das Feuer ist auf Brandstiftung zurückzuführen. … Der Schaden selbst ist durch Versicherung voll gedeckt“.
Das 25-jährige Geschäftsjubiläum wurde nicht gefeiert, da „die gesamten umfangreichen, neuerbauten Fabrikanlagen bis auf die Umfassungsmauern niederbrannten“.
Eine, in Potsdam „erst kürzlich“ gegründete Firma „Gebr. Niendorf, Pianofortefabrik Aktiengesellschaft“ verlegte 1922 ihren Sitz nach Luckenwalde.
Ein neuer Aufschwung nach dem zweiten großen Brand: Nachfragen nach Flügeln und Pianos brachten es mit sich, dass der Betrieb vergrößert werden musste und „so entstand im Jahre 1922 das große Fabrikgebäude in Luckenwalde, welches wohl mit als die vorbildlichst eingerichtete Klavierfabrik angesehen werden musste und wo 400 Arbeiter ihr Brot fanden“. Jährlich wurden durchschnittlich 3.000 Instrumente hergestellt.
Zur Leipziger Herbstmesse 1924 wurden ausgestellt: Pianos und Flügel, darunter der kleinste von 1,38 m Länge, sowie Einbaupianos.
In einer Preisliste von 1924 war zu lesen: „… in höchst vornehmer, aparter und künstlerischer Aufmachung“ der Firma wurden 4 Flügelmodelle, 6 Pianomodelle und je ein `Ninola-Kunstspiel-Piano und –Flügel` vorgestellt.
Oktober 1924 wurde in Berlin ein Verkaufsmagazin eröffnet, wie es vor dem (Ersten) Weltkrieg bestand, „um der Nachfrage […] schneller gerecht zu werden“. Die Eröffnung des Berliner Magazins zeigte, dass eine neuer Schritt „zur Steigerung des Absatzes der Niendorf-Instrumente getan“ wurde. Eine Absatzsteigerung aber hat ihren Grund „in der wirklich hervorragenden Qualität und erstklassigen Ausführungen der Instrumente“. Außerdem wurde ein Konzertsaal erbaut, „der sowohl in architektonischer als auch in akustischer Hinsicht ein Meisterwerk genannt werden darf, und der mit zu den besten jetzt existierenden Kammermusiksälen gezählt werden darf“.
Am 22. Januar 1925 konnte Herr Carl Niendorf die Feier seines 60. Geburtstages begehen. In einem ihm gewidmeten Artikel ist zu lesen: „Er ist der Gründer dieser weltbekannten Firma, die er seit dem 1. Oktober 1896, an welchem Tage dieselbe gegründet wurde, ununterbrochen bis heute in seltener geistiger und körperlicher Frische geleitet“.
Aus einem bescheidenen Anfang, entwickelte sich durch seine gründlichen Fachkenntnisse, verbunden „mit nie rastendem Fleiße“, eine an der Spitze Deutschlands stehende Pianofortefabrik.
Carl Niendorf
„Mit weitem Blick und tiefem Verständnis für die Nachfrage des Weltmarktes hatte Carl Niendorf rechtzeitig erkannt, dass nur durch die Hebung des Exportes seine Werke wachsen könnten, und besonders war es ihm klar, dass einem guten kleinen Flügel die Zukunft gehören würde. Deshalb hat sich die Firma in ihrer Fabrikation hauptsächlich auf diese Spezialität eingestellt, und sie dürfte heute in kleinen und kleinsten Flügeln – der kleinste derselben ist nur 138 cm lang – wohl mit das Beste liefern, was auf dem Weltmarkte zu finden ist. Diese kleinen Flügel der Firma Niendorf haben sich einen Weltruf erworben, sie sind in allen Ländern der Welt gleich beliebt, und die ständig steigenden Absatzziffern gerade dieser Instrumente beweisen am besten, dass nach ihnen ein Bedürfnis vorhanden war“. Natürlich vergaß Carl Niendorf nicht den Inlandabsatz, der auch wesentlich gesteigert wurde.
Im Handelsregister wurde 1926 folgendes eingetragen: „Der Kaufmann Fritz Beier in Luckenwalde ist zum stellvertretenden Vorstandsmitglied bestellt worden, mit der Maßgabe, dass er gemeinsam mit einem Mitgliede des Vorstands oder einem Prokuristen der Gesellschaft diese zu vertreten berechtigt ist“.
Carl Niendorf konnte am 1. Oktober 1926 „auf das 30jährige Bestehen seines Unternehmens zurückblicken. In Anbetracht der heute noch so schweren wirtschaftlichen Lage hat die Firma von einer besonderen Feier dieses Tages abgesehen“.
Nach seinem 63. Lebensjahr, im Jahre 1928, „legte Carl Niendorf die Leitung des Unternehmens, welches inzwischen in eine A.-G. umgewandelt worden war, nieder und übergab dieselbe seinen Söhnen Hermann und Max Niendorf“.
Im Februar 1929 schied Carl Niendorf aus dem Vorstand der Gebr. Niendorf, Pianofortefabrik, AG aus.
Durch Absatzschwierigkeiten wurden Ende des Jahres 1929 einige Pianofabriken zusammengelegt. Noch waren die Verhandlungen nicht abgeschlossen. Aber einige Angaben wurden bekannt:
„… die Firmen Zeitter & Winkelmann, Braunschweig, J. L. Duysen G.m.b.H., Berlin, Richard Götze, Berlin, Matz & Co. Nachf., Berlin, Gebr. Niendorf A.G. Luckenwalde, Wilhelm Schimmel, Leipzig, Rheinische Pianofortefabriken A.G., vorm. C. Mand in Koblenz und W. Ritmüller A.G., Göttingen, zur Firma Deutsche Pianowerke A.G. mit dem Sitz in Braunschweig verschmolzen werden sollen, deren kaufmännische Oberleitung in den Händen des Herrn Dr. Rudolf Winkelmann liegen wird. Wie gleichzeitig verlautet, sollen nur die beiden Fabriken in Braunschweig und Luckenwalde als Produktionsstätten fortgeführt, die übrigen aber stillgelegt werden. Über diese einschneidende Maßnahme wird noch zu berichten sein, sobald die Verschmelzung Tatsache geworden ist“.
Notiz vom 7. Dez. 1929 im Handelsteil der „Leipziger Neuesten Nachrichten“ unter der Überschrift: Die Deutschen Pianowerke A.-G. in Braunschweig gegründet.
Es folgte eine nochmalige Aufzählung mit der Ergänzung, dass „sich noch die altbekannte Pianoforte-Fabrik Ernst Rosenkranz in Dresden angeschlossen hat“.
Es handelt „sich nicht allein um eine durch die heutige Lage der Piano-Industrie bedingte Maßnahme, sondern vor allem um eine rechtzeitige Vorbeugung gegen eine etwaige weitere Verschlechterung des Marktes. Die Erstarkung eigener Piano-Industrien in den Haupteinfuhrländern in Verbindung mit den hohen Zollmauern hat die Absatzfähigkeit des deutschen Klaviers in einschneidender Weise beeinflusst. An ersten Stelle stand die Forderung, durch Zusammenfassung aller Kräfte und durch Beschränkung auf zwei Betriebe, Verwaltungs- und Betriebskosten zu ersparen und gleichzeitig die Produktionskosten zu senken. Die neue Firma stellt alle in den Zusammenschluß einbezogenen Marken auch weiterhin her, nur werden sie unter einheitlicher Leitung nach dem Rationalisierungssystem der Firma Schimmel in Leipzig hergestellt. Dieses bewährte System bedingt eine Vereinheitlichung und Verbilligung der Arbeitsgänge und bewahrt insbesondere Qualität, Klangcharakter und alle Sonderarten der in der Deutschen Pianowerke A.-G. vereinigten Marken. Einheitliche Oberleitung verbürgt die strenge Durchführung des Betriebsprogrammes, wofür in Braunschweig und Luckenwalde ein geübter Arbeiterstamm und großzügige Fabrikationsanlagen zur Verfügung stehen. Auch in Leipzig, wo die Fabrikation der Schimmel-Flügel fortgeführt wird, ist dies selbstverständlich der Fall. Jede der zusammengeschlossenen Firmen besitzt ihren eigenen Kundenkreis, der von den bisherigen Marken-Inhabern weiterhin gepflegt wird“.
Max Niendorf und Fritz Beier schieden Anfang des Jahres 1930 aus dem Vorstand der Firma aus, den Herren Jordan, Kövel und Tegtbauer, „sämtlich in Braunschweig“ wurde Gesamtprokura erteilt.
Im Februar 1930 erfolgte die Änderung im Handelsregister. „Die Firma ist geändert in Deutsche Pianowerke Aktiengesellschaft. Der Sitz ist nach Braunschweig verlegt. Zu Prokuristen sind bestellt: Direktor Arthur Schimmel in Leipzig, Ernst Mayer in Berlin, Betriebsleiter Wilhelm Adam in Berlin, Betriebsleiter Fritz Beier in Luckenwalde“.
Aber schon nach einigen Monaten, im September 1930, war unter der Überschrift „Zahlungseinstellungen“ zu lesen: „Die erst Ende des vorigen Jahres gegründete Deutsche Pianowerke A.-G. in Braunschweig hat ihre Zahlungen eingestellt und strebt einen Liquidationsvergleich an“. Die „überraschende Maßnahme“ wurde begründet mit „den sattsam bekannten wirtschaftlichen Verhältnissen, die zahlreiche Zusammenbrüche in ihrem Abnehmerkreise zur Folge hatten. […] Zur bestmöglichen Verwertung der Bestände soll der Betrieb fortgeführt werden. Die Gläubiger werden um Zustimmung zur Eröffnung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens ersucht“.
Am 5. September 1930 fand in Berlin eine Gläubigerversammlung statt. Die Leser der Fachzeitschrift wurden damals gebeten, „den Bericht des Gläubigerausschusses abzuwarten“.
Außerdem musste der Vergleichstermin vertagt werden, bedingt durch die große Zahl der Gläubiger.
Dann, 1931, die Eintragung im Handelsregister: Die Generalversammlung hat die Auflösung der Gesellschaft geschlossen. Zu Liquidatoren wurden zwei Kaufmänner aus Braunschweig bestellt.
Im Jahre 1932 kam zunächst der Bericht über die Liquidation: „Flüssige Mittel stehen nicht mehr zur Verfügung. […] Die Erwartung, dass noch Werte für die ungesicherten Gläubiger frei würden, hat sich durch die Entwicklung der Rohstoffpreise nicht erfüllen können“. Dann wurde im Handelsregister eingetragen: „… die Firma Gebr. Niendorf, Pianofortefabrik in Luckenwalde, Treuenbrietzner Str. 78. Gesellschafter sind die Kaufleute Hermann Niendorf und Max Niendorf. Die offene Handelsgesellschaft hat am 1. Jan. 1932 begonnen. Dem früheren Pianofortefabrikanten Carl Niendorf ist Prokura erteilt“.
Zwei Jahre später, 1934: Carl Niendorf führt „das Geschäft als Alleininhaber fort“.
Die Firma Deutsche Piano-Werke A.-G. in Braunschweig erlosch im Juni 1934.
Und Carl Niendorf? „Damit ging das Lebenswerk Carl Niendorfs zugrunde, nicht aber der Unternehmungsgeist desselben“. Obwohl er durch die D.P.W. fast sein gesamtes Vermögen verlor, „ließ er die Firma Gebr. Niendorf neu erstehen“. Gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Fritz Beier gelang es ihm, „das neue Unternehmen wieder so vorwärts zu bringen, dass im vergangenen Jahre schon ein recht beachtlicher Umsatz erzielt werden konnte“. Er galt als „Pionier deutschen Schaffens“.
Stimmte der Bericht vom 1. Februar 1935? Herr Dr. Rudolf Winkelmann, der Gründer der D.P.W. berichtigte: „… die Angabe, Herr Niendorf habe durch den Zusammenbruch der D.P.W. fast sein gesamtes Vermögen verloren“, entspricht nicht den Tatsachen. Vielmehr verlor Herr Niendorf „bereits vor der Gründung der D.P.W. durch den Zusammenbruch der Firma Gebr. Niendorf A.G. fast sein gesamtes Vermögen …“
Wie ging es weiter? „Die Firma Riese, Hallmann & Co., hat (1937) ihren Sitz von Berlin nach Luckenwalde in die bisherigen Räume der … Pianofabrik Niendorf verlegt“.
Aber noch flackerte das Flämmchen Niendorf. Es erfolgte die Handelsgerichtliche Eintragungen: „In Luckenwalde, Gebr. Niendorf. Die Gesellschafter der offenen Handelsgesellschaft sind Kaufmann Hermann Niendorf in Berlin-Wilmersdorf, … und Pianofabrikant Max Niendorf in Luckenwalde“.
Ende 1937 schied Max Niendorf aus Firma aus. Als persönlich haftende Gesellschafter wurden der Klavierfabrikant Felix Sonneck und der Pianofortefabrikant Walter Kreuchwig, beide Luckenwalde, eingetragen. Zwei Monate später schied auch Hermann Niendorf aus der Gesellschaft aus.
Am 24.12.1940 feierte „Carl Niendorf … im 76. Lebensjahre mit seiner Gattin das Fest der goldenen Hochzeit“.
Nach 1945 wurde die Produktion fortgesetzt, auch unter dem Namen Riese, Hallmann & Co. Der Anschluss an die 1965 gegründete Deutsche Pianounion in Leipzig erfolgte 1972. Nach der Wende hieß der Treuhand-Betrieb: Märkische Pianofortefabrik.
Seit Mai 1996 wird das Unternehmen von privater Hand geleitet.
Veröffentlicht im „Europiano“ 2004/2