Dieter's Klavierseiten

Datenarchiv des Klavierbaus

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Döhnert, Gebr.

Pianofortefabrik in Dresden, 1876 – 1948

  • Heinrich Ferdinand Bruno,
  • Clemens Theodor,
  • Friedrich Theodor Richard Bruno

drei Personen: die Gebrüder Döhnert in Dresden

Der Schreiner- und Orgelbauer Bruno Döhnert lehrte einem, im Jahre 1850 in Grumbach bei Dresden geborenen Sohn, eine erste fachliche und gleichzeitig eine „gediegene“ musikalische Ausbildung, welche nur unterbrochen war durch den Krieg von 1870/ 71 – bekannt als der Deutsch-Französische Krieg. Ja, um welchen der Gebrüder Döhnert handelt es sich denn eigentlich? Zwei trugen vor dem Familiennamen den Vornamen des Vaters: Bruno. Es war Heinrich Ferdinand Bruno Döhnert!

Anzeige DöhnertDie fachlichen Kenntnisse erweiterte er in einigen deutschen Klavierfabriken „von Weltruf. Gleichzeitig trieb er gründliche pianistische und musiktheoretische Studien, die ihm im Verein mit seinen umfassenden praktischen Fachkenntnissen im Laufe der Jahre den Ruf einer Autorität des deutschen Klavierbaues schufen. Seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts steht er mit bekannt größten Erfolge an der Spitze der Firma Gebr. Döhnert“. So die Würdigung zu seinem 90. Geburtstag in der „Zeitschrift für Instrumentenbau“.

Erste Nachweise zur Geschichte der Firma Gebr. Döhnert finden sich erst 1898 in den „ZfI´s“:

„Am 11. April hat Herr Bruno Döhnert, welcher 21 Jahre als erster Fertigmacher in der Hofpianoforte-Fabrik von Grotrian, Helfferich, Schulz, Theodor Steinweg Nachf. in Braunschweig thätig war, die seit circa 20 Jahren bestehende Pianofabrik von Clemens H. Müller in Dresden käuflich übernommen. Das Geschäft […] wird Herr Döhnert in größerem Umfange unter der Firma Clemens H. Müller Nachf. betreiben.“

Aber erst 20 Jahre später, 1918, erfolgte die Eintragung im Handelsregister „bei der Firma Clemens H. Müller (Inh. Gebr. Döhnert) […] Die Firma lautet künftig Gebr. Döhnert Pianofortefabrik. Der Pianofortefabrikant Friedrich Theodor Richard Bruno Döhnert in Dresden ist in die Gesellschaft eingetreten“.

Wie war das denn eigentlich genau mit der Firma Clemens Hilmar Müller?

Erste Nachweise von Pianofabriken mit Namen Müller finden sich in den „Dresdner Adreßbüchern“ von

  • 1873: Müller und Höckel, Kirchgasse 2, und 1874 in der Falkenstr. 70
  • 1875: Müller, J. Fürchtegott, Falkenstr. 70,
  • ab 1878 in der Falkenstr. 8,
  • ab 1880 in der Wiesenthorstr. 1 – mit wechselnden Namen bis 1903
  • 1878: Müller, Clemens Hilmer, Josephinenstr. 27,
  • ab 1881 in der Stiftstr. 6

Diese letztere Firma hat Bruno Döhnert käuflich erworben (1898) – eben der Herr Heinrich Ferdinand Bruno Döhnert.

Döhnert, Porträt

Ein wenig abweichend klingt der Artikel zum 50-jährigen Bestehen im Jahre 1926, der auf die Anfänge zurückblickt. Allerdings fand zu diesem Anlass keine große Feier statt. „Den alten erprobten Grundsätzen der Firma entsprechend, wurde der Erinnerungstag der Gründung nur im engsten Kreise festlich begangen, doch sei den langjährigen Freunden der Firma und allen denen, die ihren Instrumenten vor anderen den Vorzug geben, heute ein kurzer Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung dieses altbekannten Hauses gegeben. Die Fabrik entstand im Jahre 1876 aus einer alten Dresdner Klavierwerkstatt, die in diesem Jahre von dem früheren Inhaber Clemens H. Müller käuflich erworben und zu einem Fabrikbetrieb kleineren Umfanges umgestaltet wurde.“

Weiter ist in dem Artikel zu lesen: „In dem neuen Unternehmen wurden längere Jahre hindurch etwa 10 Gehilfen beschäftigt, und seit dem ersten Tage des Bestehens der jungen Firma wurde in bemerkenswert richtiger Erkenntnis des Wesens einer hochkultivierten Klavierbaukunst weniger an die Vergrößerung des Umsatzes als an eine ständige Vervollkommnung der hergestellten Instrumente gedacht. Dieser Grundsatz ist seit den Gründungstagen, unbekümmert um alle Zeitströmungen, von den Inhabern der Firma hochgehalten worden. Schon die in den ersten Anfangsjahren hergestellten Instrumente fanden Absatz in solchen Kreisen, die ein Klavier erfahrungsgemäß mit einem besonders kritischen Maßstab zu bewerten pflegen, ein Beweis dafür, wie hoch deren gute Eigenschaften schon damals von berufenen Kennern bewertet wurden. Außer den aus jener Zeit herrührenden engen Beziehungen zur heimatlichen Dresdner Musikwelt wurden Verbindungen mit einer Anzahl hochangesehener Firmen des deutschen Klavierhandels angeknüpft, die zum größeren Teil noch heute bestehen und deren Aufnahme sich in nächster Zeit ebenfalls zum 50. Male jährt. Bis zur Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden nur Pianinos in drei Größen gebaut, später wurde, zunächst auf Bestellung von Dresdner Musikinteressenten, auch die Herstellung von Flügeln aufgenommen, immer jedoch nur im Rahmen des anfänglichen Geschäftsumfanges. Erst als die Leitung der Fabrik im Jahre 1898 in die Hände des heutigen Seniorchefs, des Herrn Bruno Döhnert sen., überging, wurde der Betrieb von Jahr zu Jahr langsam erweitert. Für eine langsame Vergrößerung war vor allen Dingen die Erwägung ausschlaggebend, daß ein größeres Personal, wenn es die traditionellen Erfordernisse eines hochstehenden Fabrikats erfüllen soll, nur Mann für Mann herangebildet und sorgfältig geschult werden kann, und daß auch nur da Maschinen eingeführt werden dürfen, wo die Maschine nicht nur schnellere, sondern in erster Linie bessere und wertvolle Arbeit leistet. Unter strengster Wahrung dieser Gesichtspunkte wurde bei nie unterbrochenem Fortschritt in der Konstruktion und Herstellung der Döhnert-Instrumente der Personalbestand der Fabrik allmählich auf etwa 50 Angestellte, Gehilfen und Arbeiter erhöht, bis der Ausbruch des Krieges im August 1914 jedem weiteren Fortschritt ein Ende machte, weil der größte Teil des Personals zu den Fahnen einberufen wurde. Schon im Jahre 1915 konnte aber der Betrieb mit etwa einem Viertel der alten Belegschaft wieder aufgenommen und eine Anzahl der europäischer Verbindungen wieder angeknüpft werden. Da irgendwelche Herstellung von Kriegsmaterial nicht in Frage kommen konnte, gelang es sehr bald, die Fabrikation mit etwa halbem Personalbestand wieder in normale Bahnen zu leiten, und unmittelbar nach Kriegsende konnten sogar sämtliche zurückgekehrten Meister und Gehilfen wieder eingestellt und mit voller Arbeitszeit beschäftigt werden. Seit dieser Zeit hat die Firma fast unberührt von den Stürmen und Krisen der Nachkriegsperiode, eine Reihe von Jahren gesunder Weiterentwicklung erleben dürfen, die ihren alten Ruf immer mehr gefestigt und die allgemeine Wertschätzung ihrer Instrumente in fach- und musikverständigen Kreisen weit über Deutschlands und Europas Grenzen hinaus verbreitet hat.

Döhnert, Wappen

Die Inhaber der Firma Gebr. Döhnert, insbesondere die beiden Seniorchefs, dürfen heute nach längerer als fünfzigjähriger Tätigkeit als praktische Fachleute mit Befriedigung auf den Erfolg ihrer Lebensarbeit zurückblicken. Da alle drei Inhaber nicht nur gelernte Klaviermacher mit gründlichen praktischen Kenntnissen, sondern auch tüchtige Pianisten mit gediegener musikalischer Schulung sind, sind sie allgemein als hervorragende Kenner ihres Instruments bekannt, die neben ihrer Tätigkeit im eigenen Geschäft ihre Kräfte jederzeit willig in den Dienst der Allgemeinheit gestellt haben und mit ihren reichen Erfahrungen zum Wohle der gesamten Branche in zahlreichen beruflichen Ehrenämtern wirken.“

Döhnert, KlavierAllerdings erhielt nicht jeder Pianofortefabrikant eine solche Anerkennung in Form eines Artikels. Nur den Seniorchef würdigte man 1930 zum 80. Geburtstag, fünf Jahre später zum 85. und 1940 zum 90. Geburtstag mit einem Artikel. Die Inhalte entsprechen meist dem bereits zum 50. Jubiläum geschriebenen.

Die letzten Berichte über Gebr. Döhnert sind äußerst knapp, so wie auch andere Mitteilungen über Firmen und Persönlichkeiten:

Der jüngere Bruder Clemens Theodor Döhnert starb im Juli 1931.
Der Seniorchef Herr Heinrich Ferdinand Bruno Döhnert starb 1935.
Friedrich Theodor Richard Bruno Döhnert wurde Alleininhaber, er starb 1948 (nach H. Henkel).

(Bild stellt M. Mühl, Dresden, zur Verfügung)