Kaps, Ernst
Pianofortefabrik in Dresden, 1859 – 1936
Lebenslauf des Ernst Kaps
Ernst Kaps, geb. am 6. Dez. 1826 in Döbeln, besuchte die städtische Bürgerschule, nahm Musikunterricht bei Kantor Kreßner, erlernte das Tischlerhandwerk und ging mit 17 Jahren auf Wanderschaft in Deutschland und ins Ausland: zunächst 1849 nach Kopenhagen, in die Firma Petersen, in der besonders Tafelpianos gebaut wurden. In der Firma Baysen interessierte ihn der Bau von Pianinos nach Pariser Modell. Weitere Stationen waren Stockholm, Paris, Marseille in der Firma Biosselot, weiter Italien, -dort erhielt er ein Empfehlungsschreiben, s. unten – dann Spanien, in Madrid bei Larroux. Von Lissabon über London kehrte er zurück nach Dresden.
Am 19. April 1859 begann er mit der Pianofabrikation. Größere Geschäftsreisen führten ihn in den 60iger Jahren nach Holland, England, Schottland, Irland und 1867 nach Rußland. Er pflegte Geschäftsverbindungen nach Amerika und Australien, und starb schließlich am 11. Februar 1887. Sein Sohn Ernst Eugen Kaps übernahm die Firma.
Durch den Tod von Ernst Kaps erlosch die Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, dem begabtesten Klavierschüler am Königlichen Konservatorium in Dresden einen Konzert-Flügel zu schenken. Ein ungenannter „Wohltäter“ überwies dem Direktorium aber weiterhin den Betrag zum Ankauf eines Flügels aus der Hof-Pianoforte-Fabrik.
Ernst Eugen Kaps, Mitinhaber
Geb. 1866, gestorben am 23. April 1910 mit 44 Jahren. Er suchte Erlösung von „seinem qualvollen nervösen Leiden […] Natürlich knüpfen sich an das ebenso bedauerliche wie überraschend Ereignis allerhand Kommentare geschäftlicher Art, die indessen nach unserer Information unbegründet sein dürften“. Sein jüngerer Bruder William Ernst Kaps führte die Firma allein weiter.
Titel, Auszeichnungen
Ein erstes Empfehlungsschreiben erhielt. E. Kaps bereits in Turin. Er stimmte das Instrument der Herzogin von Genua, einer sächsischen Prinzessin. Dieses Schreiben übergab er an ihre königlichen Verwandten in Dresden.
Weitere Auszeichnungen für Ernst Kaps:
„Ritterkreuz erster Classe des Albrechtsorden“. 1882 Ernennung zum königlichen sächsischen Commerzienrathe. „Auf Empfehlung der Conservatorien zu Stockholm, Madrid und Lissabon wurde Kaps von den betreffenden Regierungen ebenfalls mit Ordensdekorationen bedacht, während für die rührige Thätigkeit als Juror auf der Amsterdamer Ausstellung im Jahre 1883 die Verleihung des holländischen Verdienstordens stattfand“. 1884 Vicepräsident der Académie Nationale in Paris.
Weitere Auszeichnungen für die Firmeninhaber:
1901 „Palmes d’Offizier d’Académie“, verliehen vom Präsidenten der französischen Republik für Verdienste um Kunst und Wissenschaft. 1901 Ernennung zum Konsul der Republik Salvador 1905 Offizierskreuz des Danilo-Ordens verliehen vom Fürsten von Montenegro. 1907 Königlich Rumänischer Hoflieferant.
Zur Firma:
Kaps seine Instrumente waren eigene Schöpfungen, niemals Kopien. „Eine besondere Eigenart ist seine Anlage der dreifachen Kreuzung bei Flügeln. Später erfand Kaps seine unter der Bezeichnung ‚Resonator‘ bekannte Einrichtung. […] Versuche, welche unter die Rubriken: Flügel mit doppelten Saitenlängen, Doppelscala-Einrichtungen u. dergl. gehören, sind seiner Zeit ebenfalls von Kaps angestellt und mit Erfolg ausgeführt worden. In letzter Zeit schraubte er bei seinen Pianinos den Druckstab nur ganz leise auf und liess den Druck der Saiten auf dem Stimmstocksteg sich selbst bilden. Auf eine Kap’sche Doppelmensur bei Flügeln, welche ohne die Stimmnägel genau gestimmt werden kann, wies die ‚Gartenlaube‘ […] als beachtenswerthe Neuerung hin“. Schon 1863 versuchte er, einen kleinen Flügel mit einer Länge von 1,50 m herzustellen. Das Modell fand „so lebhaften Anklang, dass er zunächst den Bau dieser Gattung ausschliesslich in Betracht zog und erst später auf einlaufende Nachfragen auch noch Modelle mit anderen Dimensionen bei seinen Flügeln zufügte“.
Der Nipp-Flügel wurde 1904 vorgestellt: er ist 1,60 m lang und 1,40 m breit, „hat aber trotzdem, dank seiner Konstruktion und der vorteilhaften Verteilung der Saitenlage über den ganzen Resonanzboden, eine beträchtliche Klangfülle, wozu nach die Verbindung des Kapodastro-Agraffensystems wesentlich beiträgt“.
1909 erschien eine Anzeige: „Ernst Kaps, Dresden, baut Flügel und Pianinos mit Clutsam’s Bogenklaviatur“. Clutsam Klaviatur war eine GmbH in Berlin, die erst 1909 ins Handelsregister eingetragen, 1910 aber bereits wieder aufgelöst und 1911 gelöscht wurde.
„Gegenstand des Unternehmes ist der Vertrieb von Lizenzen in Deutschland betreffend die im Inlande und Auslande dem Erfinder Fred Clutsam patentierten bzw. zum Patente angemeldeten Bogen-Klaviertur“.
Etwa 1914 wurden Musikinstrumente unter dem Namen „Hymnola“ und „Pianauto“ hergestellt.
Am 1. Juli 1899 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH, die bis 1906 bestand. Nach dem Tode der Witwe wurde die Firma in der ursprünglichen Form fortgeführt. 1901 wurde eine zweite Pianofabrik in Dresden errichtet. Die Firma hofft „an 400 Klaviere im Jahre mehr zu fabriziren“. Im März 1902 wurde das 25.000 Instrument für Samarkand (Turkestan) geliefert. 1910 kam es zur Eröffnung des Konkursverfahren auf Antrag des jüngeren Bruders, „der sich durch Verkettung verschiedenen mißlicher Umstände hierzu gezwungen sah“. Der Gläubigerausschuß beschloß aber, „das altangesehene Geschäft weiter zu führen, um die noch reichlich vorliegenden Aufträge zu erledigen und die großen Warenbeständeweiter zu verarbeiten. Auch geht das Bestreben des Ausschusses dahin, den ausgedehnten Kundenkreis und den Wert der Firma im vollen Umfang zu erhalten, um eine möglichst schnell und vorteilhafte Sanierung durchführen zu können“. Ein Jahr später wurde das Konkursverfahren aufgehoben. Die technische Leitung blieb in den Händen von Ernst William Kaps, die Firma wurde ab 1912 gemeinschaftlich mit Arthur Neefe aus Dresden bis 1922 weitergeführt. In dieser Zeit wurden 3 Flügel- und 7 Pianino-Modelle angeboten. Im November 1922 vereinigten sich die Firmen Ernst Kaps und Johann Kuhse zu der Firma
Ernst Kaps, Johann Kuhse, Pianoforte-Fabriken A.-G.,
die von den bisherigen Inhabern als Vorstand geleitet wurde. 1928 wurde neben der Pianofortefabrik auch eine Abteilung zur Herstellung von Sprechapparaten angegliedert, die man in Schatullen- und Schrankformen anbot. Ein Antrag, das Vergleichsverfahren zu eröffnen, wurde Mitte des Jahres 1930 abgelehnt. Zugleich wurde das Konkursverfahren eröffnet. Anfang 1931 löste sich Kaps aus seiner Beziehung zur Firma Kaps-Kuhse A.-G. -Das Bestreben des Herrn Ernst Kaps ist darauf gerichtet, den guten Ruf der Marke _Kaps- in der musikliebenden Welt aufrecht zu erhalten+. Ein guter Wunsch, der nur kurz in Erfüllung ging. Nach den Dresdner Stadtadreßbüchern bestand seine Fabrik bis 1935. Und die Kaps-Kuhse A.-G.? Anfang 1932 wurde das Konkursverfahren eingestellt. Ein Jahr später erfolgte die Auflösung und 1936 Löschung von Amts wegen.
Bedeutende Niederlassungen:
1897 wurde eine Niederlassung in Petersburg eröffnet, eine 1899 in Irkutsk (Sibirien), eine weitere in London „welcher der Export nach Großbritanien und den Kolonien zufällt“. Weitere Zweigniederlasssungen bestanden in Paris und Konstantinopel.
Einige Besonderheiten der Firma E. Kaps:
Ein Inserat im Münsterischen Anzeiger vom 27. Juli 1909:
„Mehrere Pianinos im Preise von 300 – 350 Mark mit zehnjähriger Garantie zu verkaufen. Ein Kaps-Pianino statt 1200 Mark nur 750 Mark …
Bern. Tormann, [Münster/Westf.] Prinzipalmarkt 41 […]
Wenn Tormann solch unerhörte Schleuderpreise ankündigt, dann muß man sich unwillkürlich fragen: Wieviel Prozent mag die Firma Ernst Kaps – Dresden wohl Herrn Tormann auf ihre Pianos geben? Oder will sie überhaupt kein Geld von Tormann dafür haben? …“
Gerichtsverhandlung Syhre – Kaps:
Vor dem Königlichen Oberlandesgericht Dresden wurde 1908 ein „Prozeß entschieden, der für die Verhältnisse in unserer Branche von allgemeinem Interesse ist“. Firma Edmund Syhre, Pianohandlung und Hammerkopf-Fabrik in Dresden prozessierten gegen die Firma Ernst Kaps, GmbH Pianofabrik in Dresden. Der Grund des Prozesses: Firma Syhre bekam einen dreijährigen Vertrag, Kaps’sche Pianos in ihrem Magazin Waisenhausstr. 14 zu verkaufen. Nach einem viertel Jahr richtete die Firma Kaps „in demselben Hause und in demselben Stockwerk, Tür an Tür mit dem Syhre’schen Magazin, eine Konkurrenz- Niederlage ihrer Fabrikate ein; stellte sogar zwischen beide Eingänge einen uniformierten Portier, welcher sich sichtlich bemühte, jeden etwaigen Käufer sogleich in das Kaps’sche Lokal hineinzuleiten“. Syhre klagte, zunächst mit Erfolg, Kaps sollte „sich jeder weiteren Beeinflussung des Publikums durch den Portier“ enthalten. „Die Firma Syhre verlangte nun in ihrer Klage auf Grund des mit Kaps abgeschlossenen Vertrages die Provision von 5%, die sie von allen direkt ab Fabrik von der Firma Kaps selbst gemachten Verkäufen in Dresden und 10 km Umgebung zu beanspruchen habe“. Zunächst verweigerte Kaps die Zahlung, das Gericht verurteilte „die Firma Kaps zur Zahlung der Provision für alle in dem Grundstück […] abgeschlossenen Verkäufe“. Nach dem Protokoll der Gerichtsverhandlung kam ein Ereignis zur Sprache, welches bereits 16 Jahre zurücklag: „Die Beklagte [Firma Kaps] habe schon früher in gröbster Weise dadurch unlauteren Wettbewerb betrieben, daß sie im Jahre 1892 einen Schriftsetzer namens Bechstein gewonnen und mit diesem zusammen eine Firma Bechstein & Co. zu dem Zwecke gegründet habe, um bei dem Publikum den Anschein zu erwecken, daß ihre Klavier Fabrikate der bekannten Firma C. Bechstein in Berlin seien. [siehe weiter unten] Der Beklagte entgegnete: Diese Aufsätze stammten von einem von ihr entlassenen Beamten; ihr Inhalt sei unrichtig“. Die Redaktion der ZfI stellte darauf hin klar: „Da hier die Glaubwürdigkeit unserer Redaktion in Frage gezogen wird, so sehen wir uns zu der Erklärung gezwungen, daß wir niemals mit einem von der Firma Kaps entlassenen Beamten etwas zu tun gehab haben. […] die veröffentlichten Artikel wurden von einem Mitarbeiter unserer Redaktion verfaßt, der sein völlig einwandfreies Material an Ort und Stelle in Dresden selbst gesammelt hatte. Der Inhalt entsprach den Tatsachen, und die Richtigkeit desselben ist seinerzeit auch von keiner Seite in Zweifel gezogen worden“.
Was war damals geschehen?
„Auch ein Zeichen der Zeit oder Wie man heutzutage Geschäfte zu machen versucht!“
So zu lesen in der Zeitschrift für Instrumentenbau vom Februar 1892.
Einleitung: „Wem der günstige Zufall einen Namen gegeben, der in Folge der großen Verdienste einer aus der Oeffentlichkeit heraustretenden Persönlichkeit zu wohlberechtigten Ansehen gelangt ist, der sollte sich stets bemühen, den Tugenden nachzustreben, durch welche jene Persönlichkeit zu der hohen Stufe ihrer Bedeutung emporgeklommen ist. Es bedarf hierzu eifrigen unablässigen Strebens, bedeutenden Aufwandes von Zeit und Kapital: Dinge freilich, von denen sich gewisse Menschen am liebsten dispensieren, weil sie lediglich auf Freibeuterei ausgehen…“
Bekanntmachung, die Mitte September 1891 im „Deutschen Reichsanzeiger“ erschien:
„Dresden. Als Marke ist eingetragen […] zu der Firma E. Bechstein in Dresden nach Anmeldung […]Dresden, am 1. Septbr. 1891. Königliches Amtsgericht …“.
Tatsachen: Der Verlag Paul de Wit sandte einen Fragebogen für eine Neuausgabe des bekannten Weltadreßbuches an die neue Firma. Es ging „eine Zuschrift mit Insertions-Auftrag zu“, mit folgendem gedruckten Briefkopf:
Bechstein, Pianofortefabrik (s. Kopie)
„An Stelle der Unterschrift befand sich ein blauer Gummistempel: ‚E. Bechstein‘, darunter als handschriftlicher Zusatz ein unleserliches Gekritzel“.
Erkundungen ergaben „ein geradezu verblüffendes Resultat. In Dresden, in der Berlinerstraße 43 befand sich weder eine Pianofortefabrik, noch eine Fabrik von Pianoforte-Grundbestandtheilen oder ein Musikinstrumenten-Exporthaus. Ein im Hochparterre […] einfenstriges Stübchen stellt das Geschäftslocal der vielversprechenden Gründung dar. Der sehr primitive Briefkasten und das Porzellanschild mit der Aufschrift ‚E. Bechstein‘ bildeten das ganze Inventar“.
Wer war eigentlich „E. Bechstein“? Er hieß Max Eberhard Bechstein und wohnte in Leipzig. Dort war er in einer Buckdruckerei als Setzer angestellt, „der aber beim Ausbruche des Buchdruckerstreiks die Arbeit niederlegte und damals als Streikender ohne Stellung war“. Unter seinen Kollegen war bekannt, „daß er eines Tages nach Dresden gereist sei, um seinen Namen gegen gutes Geld zu diesem unlauteren Zwecke zu verwerthen, […] er begiebt sich mithin in den Sold derjenigen, die seinen Anschauungen in der schroffsten Weise gegenüberstehen! Denn man höre und staune: der Sohn eines Königlich Sächs. Commerzienrathes und Hofpianofortefabrikanten war der Anstifter eines Concurrenzmanövers, das offenbar nur auf einer Täuschung der gesammten Geschäftswelt des In- und Auslandes hinzielte“. Zunächst konnte man nicht für möglich halten, daß ein solcher Mann „sich zu einem so gewagten Spiel herbeilassen würde. Aber wir stehen trotzdem vor dieser Thatsache. Als nämlich von Seiten der Dresdner Polizei der unangemeldete E. Bechstein aufs Anmeldebureau citiert war, erschien – Herr Eugen Kaps. Derselbe erklärte sich für den Vertreter von E. Bechstein“.
Inzwischen wurde festgestellt, „daß sämmtliche Briefschaften der Firma E. Bechstein in die Bureaus des Herrn Kaps wanderten und dort ihre Erledigung fanden“. Anmerkung der Redaktion der Zeitschrift für Instrumentenbau: „Wir haben diesen eclatanten Thatsachen nichts mehr hinzuzufügen. Es ist tief bedauerlich, daß ein Firma von dem Rufe Kaps glaubt zu solchen Mitteln greifen zu müssen, um dem Wettbewerbe auf dem Weltmarkte zu begegnen“. Deshalb ist es Pflicht, „solchen sich selbst verutheilenden Handlungsweisen entgegen zu treten und sie unerbittlich zu bekämpfen … “
Kurze Zeit später folgte die Eintragung im Handelsregister:
„…daß Herr Max Eberhardt Bechstein aus der Firma E. Bechstein in Dresden ausgeschieden, sowie, daß der Pianofortefabrikant Herr Carl […] Hirschel daselbst Inhaber der Firma ist. Dresden, am 10. Februar 1892“.
Warum hat nicht gleich Herr Hirschel die Firma gegründet. Hirschel war mit der Firma Kaps bekannt „und hat sich auch schon seit längerer Zeit für die Gründung ‚E. Bechstein‘ interessiert“.
Einem Inserat zufolge wurde die Fabrik nach Pirna in die Räume einer früheren Töpferei verlegt, das „Contor“ blieb in Dresden.
Der (ehem.) Prokurist der Firma E. Kaps, Albrecht Rißmann, spielte hierbei eine wesentliche Rolle. Er übergab der Redakton der Zeitschrift (ZfI) zwei Schriftstücke. Eine Richtigstellung „des Herrn Josef Hirschel, des neu eingetragenen Inhabers der Firma E. Bechstein und ein Schreiben von ihm selbst. Darin erklärte er, daß er „stiller Gesellschafter“ der Firma E. Bechstein sei und daß er seine bisherigen Beziehungen zu Kaps gelöst habe.
Die Ausführungen bewiesen „klar und deutlich […], daß es sich hier nur um Schiebungen handelt, […] Alle Fäden laufen in einem Punkte zusammen, und wenn auch Herr Rißmann in den letzten Tagen aus dem Hause Kaps ausgeschieden , so kann das die Ueberzeugung nicht erschüttern, daß Herr Kaps der Urheber ist. Wo soll es mit dem soligen deutschen Geschäfte hinkommen, wenn mit ‚Strohmännern‘ und ‚Schiebungen‘ operirt wird, um irgend einen angesehenen Namen auszubeuten? Ein solches Gebahren kann das Ansehen der deutschen Industrie im Auslande nur in Mißcredit bringen, und es ist jetzt wahrlich an der Zeit, daß unsere Rechtspflege hier ein energisches ‚Halt‘ ruft. […] Hoffentlich wird unsere Staatsanwaltschaft […] in dem vorliegenden Falle kurzen Proceß machen, denn es ist gar nicht abzusehen, ob das, was in letzter Zeit den Firmen Bechstein und Blüthner widerfahren ist, nächstens nicht auch allen anderen angesehenen Firmen unserer Branche geschieht“.
Klar- und Richtigstellungen
Im Inseratenteil der Dresdner Tagesblätter vom 25. Febr. 1892 erschien „Zur Klarstellung“ von E. Kaps: In verschiedenen Zeitungen „ist ein Artikel erschienen, welcher die Beziehungen der Firma E. Bechstein in Dresden zu mir bespricht. Ich bemerke hierzu, dass ich an dieselbe lediglich Pianoforte-Grundbestandtheil geliefert habe, […] während die Fabrikation von Instrumenten nur deren Inhaber, Herr Joseph Hirschel, ein alter, erfahrener Instrumentenbauer, besorgt“.
Es folgte die „Erklärung“ von E. Bechstein, Inhaber Joseph Hirschel, Pianofortefabrikant: „… Da dieselben (Instrumente) mit ‚E. Bechstein, Dresden‘ bezeichnet sind und meine handelsgerichtlich eingetragene Fabrikmarke eine Stimmgabel enthält, während die bekannte Berliner Firma ihre Instrumente ‚C. Bechstein, Berlin‘ zeichnet und als Fabrikmarke einen Wappenlöwen führt, so dürfte die mir unterlegte Absicht einer Täuschung und Schädigung ausgeschlossen sein“. Er wolle die Abänderung der Firma E. Bechstein in „Joseph Hirschel“ beim Handelsgericht beantragen.
Und schließlich der Schlußpunkt:
„Zur Richtigstellung“:
„Herr Eugen Kaps […] veröffentlicht […] eine sogenannte Klarstellung, worin er behauptet, dass er nicht nur der Firma E. Bechstein […], sondern auch anderen Fabriken Pianoforte-Grundbestandtheile geliefert habe. Die unterzeichneten Pianofortefabrikanten, welche zu den übermässigen Reclamen des Herrn Kaps bisher geschwiegen haben, sehen sich im Interesse ihres eigenen Ansehens nunmehr genöthigt, den Weg der Oeffentlichkeit zu betreten und zu erklären:
dass keiner der Unterzeichneten je Pianogrundbestandtheile von der Firma Kaps bezogen hat und dass sie auch nicht glauben, dass dieselbe je an andere Fabriken solche geliefert habe, dies vielmehr nur behauptet, um sich den Rückzug bei dem von ihm unternommenen Concurrenzmanöver zu decken.
Dresden, am 29. Februar 1892
- Bechstein, Berlin C. Rönisch, Dresden
- Ernst Rosenkranz, Dresden
- Mannsfeldt & Notni, Dresden
- Joh. Kuhse, Dresden
- Hagspiel & Co., Dresden
- ‚Apollo‘ Pianofortefabrik,
- P. Werner, Dresden“
Weitere Klar- und Richtigstellungen sind nicht bekannt. Von E. Bechstein, erst Dresden dann Pirna, hat man nie wieder etwas gehört.