Kuhse, Johann
Pianofortefabrik in Dresden, 1874 – 1922
gegründet am 1. November 1874 in Dresden, Große Brüdergasse 24. Johann Kuhse, 1845 in Pommern als Sohn eines Pastors geboren, erlernte in Stargard bei einem Meister die „Instrumentenmacherei“. In Berlin erweiterte er seine Kenntnisse, ging anschließend nach Dresden und machte sich mit einem Kollegen 1874 selbständig. Kurze Zeit später trennte er sich von seinem Teilhaber und führte das Geschäft allein weiter. Als die Räume zu eng wurden, „siedelte das Unternehmen nach Dresden-Löbtau über, wo es 1880 ein Raub der Flammen wurde.“
Von 1880 bis 1882 finden sich in den Dresdner Adressbüchern keine Nachweise.
Zur „Colonial-Ausstellung von Amsterdam“ 1883 „finden sich zwei Pianinos in schwarzem Kasten vor. Die Bildhauerarbeit ist sehr geschmackvoll, man sieht, dass sehr viel Fleiss auf dieselbe verwandt wurde. Das Tonvolumen ist durchaus acceptabel und die Uebergänge sind auch befriedigend. Das kleine Instrument ist gradsaitig, das grosse kreuzsaitig. Die Eisenrahmen verdienen ob ihrer schönen Broncirung besonders erwähnt zu werden“.
Unter der Überschrift „Vermischtes“ erwähnte Pianofabrikant Joh. Kuhse seine Ideen zu „Pianofüllungen aus Glas“. 1891 erschien ein Bericht „über die Anwendung von starken, schwarzen, fein polirten Glasplatten mit eingeblasenen Ornamenten zur Herstellung von Pianinos in schwarzem Gehäuse“, ergänzte Kuhse: „… daß er solche Instrumente schon seit einigen Jahren fertigt und daß die Firma F. G. Häusler bisher nur in die in der Kuhse`schen Fabrik eigens für die Verwendung zu Pianinos zugerichteten Platten die Ornamente eingeblasen hat, nachdem Herr Kuhse sich seine Erfindung in Deutschland und anderen Ländern gesetzlich hatte schützen lassen. Die uns von Herrn Kuhse gesandten photographischen Ansichten von zwei in seiner Fabrik gefertigten, mit ornamentirten Glasplatten geschmackvoll ausgestatteten Pianinos, machen wirklich einen prächtigen Eindruck. Soweit man nach den Abbildungen urtheilen kann, ist diese Ausstattungsweise eine reizende zu nennen. Herr Kuhse ist gerne bereit, Interessenten nähere Auskunft auf bezügliche Anfragen zu ertheilen“.
Ab 1898 wurde der „Betrieb erheblich vergrößert und nach dem eigenen Grundstück, Schandauer Str. 38, verlegt“. Interessant ist, dass von 1883 bis 1898 vier Umzüge erfolgten. 1902 wurde im Handelsregister eingetragen: „In das Handelsgeschäft ist ein Kommanditist eingetreten. Die hierdurch begründete Kommanditgesellschaft hat am 19. März 1902 begonnen. Der Gesellschafter Johann Friedrich Eugen Kuhse wohnt jetzt in Großzschachwitz.“ Zwei neue, prächtig ausgestattete Kataloge, in „Großquartformat“ brachte Kuhse im Jahre 1908 heraus. 22 Pianino-Modelle „in den verschiedensten Stilarten und Preislagen, sowie 3 Flügelmodelle. … Das Titelblatt schmücken das Porträt des Chefs und Begründer der Firma, sowie mehrere Ansichten der Kuhse´schen Fabrik. … Der graue Umschlag ist mit einer schönen, effektvollen Vignette geschmückt, die auf blauem Grunde die Worte Kuhse-Pianos in Goldlettern leuchtend hervortreten läßt“.
Zu Beginn des Jahres 1910 wurde das Konkursverfahren eröffnet. Die Ursachen „dieses überraschenden Zusammenbruches“ liegen „ganz außerhalb des Kuhse’schen Fabrikationsgeschäftes, sie haben ihren Grund in der Überlastung des Geschäftes mit Grundstücken; … die Fabrikation wird nicht zum Stillstand kommen.“
Juli 1910: Kuhse teilte in einem Rundschreiben mit, „daß durch weitgehendes Entgegenkommen seiner Gläubiger es ihm möglich ist, sein in 36jähriger schwerer Arbeit aufgebautes Geschäft in veränderter Form weiter zu führen. … Gleichzeitig teilt die neue Gesellschaft Johann Kuhse, Pianoforte-Fabrik, GmbH in Dresden-A. 19, Schandauer Str. 38, mit, daß sie die von Herrn Johann Kuhse … betriebene Pianofortefabrik übernommen habe. … Geschäftsführer und Gesellschafter sind außer Herrn Kuhse selbst die Gesellschafter und langjährigen Mitarbeiter … Paul Jaensch und Hugo Jacob, der auch die kaufmännische Leitung übernahm.“ Der Erste Weltkrieg setzte allerdings dem „Emporblühen des Unternehmens“ ein Ziel.
Am 3. August 1917 starb Johann Kuhse, die Fabrik wurde zunächst von den Erben weitergeführt. Die Gesellschaft wurde 1918 aufgelöst, die Kaufleute Jaensch und Jacob sind nicht mehr Geschäftsführer, sondern Liquidatoren. „Jeder von ihnen ist berechtigt, die Gesellschaft allein zu vertreten.“ 1919: Gründung einer offenen Handelsgesellschaft, Herr Maximilian Münch hat laut handelsgerichtlicher Eintragung die Firma käuflich erworben.
Erneuter Umzug in die Freiberger Straße 75. In diesem Gebäude befand sich auch die Pianofortefabrik Johann Urbas und die Fabrik für Piano-Einbauapparate „Stems“. „Am 1. Januar 1922 wurde die Firma Kuhse mit der weltbekannten Firma Kaps zu einer Aktiengesellschaft unter der Firma Ernst Kaps, Johann Kuhse Pianoforte-Fabriken A.-G. vereinigt, die unter Leitung der Herren Kaps und Jacob steht.“ Anschließend Umzug der Kuhse-Fabrik in die Seminarstraße 20, in die Räume der ehemaligen Pianofortefabrik Ernst Kaps.
1924, zum 50jährigen Bestehen von Kuhse: „Über 23.000 Kuhse-Pianos und -Flügel zeugen für seine Güte und Beliebtheit.“ 1928 gliederte die Kaps-Kuhse A.-G. ihrer Pianofortefabrik eine Abteilung zur Herstellung von Sprechapparaten an. Diese wurden in Schatullen- und in Schrankformen hergestellt.
1930 Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen der Kaps-Kuhse A.-G. 1931 löste sich Ernst Kaps aus der Kaps-Kuhse A.-G. 1932 wurde das Konkursverfahren über die Kaps-Kuhse A.-G. „mangels einer den Kosten des Verfahrens entsprechenden Masse … eingestellt“ und 1933 Auflösung der A.-G.
1936 wurde die Aktiengesellschaft Ernst Kaps, Johann Kuhse, Pianofortefabriken in Dresden von Amts wegen im Handelsregister gelöscht.