Riese & Hallmann & Co.
Pianofabrik in Berlin 1919 – 1951
Der ehemalige Bürochef der Berliner Klavierfabriken „C. Neugebauer Nachf. Bell & Co.“ und „Bogs & Voigt“, Herr Robert Riese, gründete 1919 mit dem Instrumentenmacher Paul Hallmann die Firma
„Riese, Hallmann & Co. GmbH“.
Schon ein Jahr später stellte die Firma auf der Leipziger Messe aus. Was war das für eine kleine Produktionsstätte auf der Dresdner Str. 86 in Berlin? Wegen gesteigerter Nachfrage wurde die Produktion auf die „bedeutend größeren Räume Petersburger Str. 3 erheblich“ erweitert. Auf der Petersburger Straße produzierten vor Riese, Hallmann & Co. die schon damals nicht mehr existierenden Pianofabriken von Moritz Gude und W. Hilse.
Die „äußerst starke Nachfrage“ veranlasste die Firma, eine Zweigfabrik „auf das Modernste mit allen neuzeitlichen Maschinen und Holztrockenanlagen“ einzurichten in der Frankfurter Alle 41.
Die Frankfurter Allee war offensichtlich die Berliner „Klaviermeile“, etwa 20 Klavierfabriken produzierten dort. Die Jahresproduktion wollte Riese, Hallmann & Co. 1921 an beiden Orten auf ca. 1.200 Pianos pro Jahr erhöhen.
Hat die Eröffnung des zweiten Betriebes der Firma den erhofften Reichtum gebracht?
1925 gab es die Umstellung des Stammkapitals auf Goldmark. Riese, Hallmann & Co. stellte 20.000 Goldmark um. Im Vergleich: Die Pianohandlung Alwin Katz (Berlin) stellte ihr Stammkapital in gleicher Höhe um, während die Firma „R. Görs & Kallmann GmbH“ ihr Stammkapital auf 600.000 Goldmark umstellte.
Hatte die Umstellung auf die Goldmark Folgen für Herrn Robert Riese? Ende des Jahres endete die Tätigkeit von Herrn Robert Riese als Geschäftsführer, der „Pianofabrikant Walter Kreuchwig … und der Fabrikant Felix Sonneck … sind zu weiteren Geschäftsführern bestellt“. Endlich, 1928, erschien ein schmucker Katalog „in Form eines kleinen Albums“. Er zeigte die „verschiedenen Piano-Modelle, deren Linien und Formen so zu bester Geltung gelangen“. Ja, aber welche Modelle? Wichtig erschien mitzuteilen, dass der Katalog „eine Anzahl unverlangt abgegebener Gutachten über die Vorzüge der Riese & Hallmann-Pianos enthält. Man wird diesen neuen Katalog zu den wertvollen Druckschriften auf dem Gebiet der Klavierwerbung rechnen müssen“. 14 feine Kunstdruckblätter – und die Flügelmodelle? Kennt ein Kollege je einen Flügel von der Firma?
Nachdem Herr Riese die Firma verlassen hatte, verlässt 1934 auch Herr Paul Hallmann den Posten des Geschäftsführers.
Die Firma erlebte wieder eine Umwandlung, eine Offene Handelsgesellschaft wurde Anfang Januar 1937 gegründet. Die oben genannten Herren waren die Gesellschafter in dem Betrieb, der nun nicht mehr auf der Frankfurter Allee, sondern auf der Warschauer Str. 61 ansässig war. Wieder eine Berliner Straße, auf der einige Pianofabriken ansässig waren, zum Beispiel auf der Warschauer Straße 70, auf ihr befanden sich – zeitlich nacheinander – fünf Pianofabriken.
Noch im Jahre 1937 wurde der Firmensitz nach „Luckenwalde in die bisherigen Räume der eingegangenen und als Firma gelöschten Pianofabrik Niendorf verlegt“.
In einem Inserat (vom 20. Juli 1937) wurde auf „Gradsteg-Pianos D.R.P.“ hingewiesen. Aber – die Nummer der Patentes fehlte. In keinerlei Nachweisen ist ersichtlich, dass Riese & Hallmann, oder auch die Firma Niendorf, ein Patent angemeldet hätten. Aus gutem Grunde wohl.
So schrieb 1937 Herr Hanns Neupert, Bamberg, dass „die Gradsteg-Konstruktion keine Erfindung mehr, sondern nur Wiederauffindung eines an historischen Instrumenten schon bekannten und verwendeten Konstruktionselementes ist. Es wird nicht bestritten, daß man mit der verbesserten Technik unserer Tage solche Dinge feiner und eleganter lösen kann als vor 100 Jahren, es ist aber nicht richtig, auf dem Reklamewege geschichtliche Tatsachen zu verdunkeln“. War das Ganze demnach ein „Möchtegern“ – D.R.P. von Riese, Hallmann & Co.?
Obwohl Herr Riese und Herr Hallmann aus der Firma ausgeschieden waren und der Firmensitz nach Luckenwalde verlegt wurde, blieb der Name „Riese, Hallmann & Co.“ dort auch nach 1945 erhalten. 1972 erfolgte der Anschluss der Firma Niendorf an die „Deutsche Pianounion Leipzig“. Somit verschwand der Name – wenn er nicht überraschender Weise aus Fernost wieder auftaucht.