Roloff, Heinrich
Pianofabrik in Neubrandenburg, 1830 – 1908
Klimperkasten – Drahtkommode – Kiste … ja, – aber Hundezwinger? Ein Klavier? Doch!
„Dies ist eine deutsche Version des französischen Designs, das zuerst von Roller et Blanchet entwickelt und später von anderen französischen Herstellern, einschließlich Soufléto, kopiert wurde. Es wurde von Heinrich Roloff wahrscheinlich in den 1830er bis 1840 gebaut; Die Seriennummer lautet 852. Aufgrund seiner Form und der Öffnung durch die Pedale wird es normalerweise als aufrecht stehender „Hundezwinger“ bezeichnet. Die Fabrik befand sich in Neubrandenburg. Wir kennen zwei ähnliche Roloff Dog Kennel Klaviere. Eine mit der Seriennummer 361 befindet sich in Frankfurt am Bezirksmuseum. Die andere mit der Seriennummer 1167 befindet sich in Bydgoszcz, Polen, an der Filharmonia Pomorska.
Der Bereich beträgt 6 1/2 Oktaven, C1 bis G6“.
(Übersetzter Text mit freundlicher Genehmigung:
– Foto: Waldemar Kielichowski © Institut für Musik und Tanz
– Autor der Katalogkarte – Beniamin Vogel
– Eigentümer des Klaviers ist die Sammlung Andrzej Szwalbe, Palast Ostromecko bei Bydgoszcz, Polen; Brygida Błaszczyk-Podhajska; Kierownik Działu Programowego; Abteilung Muzyki)
Aus dem amtlichen „Verzeichniß der aus den Staaten des Deutschen Bundes, dem Königreich Preußen und Großherzogthum Posen zur Gewerbe-Ausstellung in Berlin 1844 eingesandten Gegenstände … H. Roloff, Instrumentenbauer in Neubrandenburg. Ein Pianino“.
Der Bericht über die Berliner Industrie-Ausstellung in der „Berliner Musikalische Zeitung vom 2. November 1844“:
„H. Roloff in Neubrandenburg. Ein Pianino, Preis 40 Frd`or. (die Münze Friedrichsdor entsprach etwa 5 Thaler) Ebensfalls eine recht erfreuliche Leistung, welche sich den besseren dieser Gattung würdig anreiht“.
Dazu ein weiterer „Amtlicher Bericht über die allgemeine Deutsche Gewerbe-Ausstellung zu Berlin im Jahre 1844“
„II. Pianinos und aufrecht stehende Flügel.
Ueber die verhältnismäßig bedeutende Anzahl der Pianinos, einer Gattung von Instrumenten, die mehr der Mode und dem Luxus anheimfallen, als sie zufolge ihres beschränkteren Mechanismus den Ansprüchen an Solidität und Schönheit des Tones genügen können, darf man sich mit Recht verwundern. Die meistentheils zähe Spielart dieser Instrumente, der entweder süßlich, oder stumpfe, trockne, namentlich der Baßregion eigenthümliche Ton, stellen sich als unvermeidliche Fehler der Gattung überhaupt dar. Am gelungensten erschienen die Pianinos von H. Roloff, in Neu-Brandenburg, der in seiner von etwa 12 Jahren errichteten Werkstatt 16 – 18 Arbeiter beschäftigt und in Mecklenburg, Pommern und der Mark besonderes Vertrauen genießt, zum Preis von 200 Rthlr. Gold“.
Aus dem „Archiv für Landeskunde in dem Großherzogthümern Mecklenburg, 1852 …:
Pianoforte-Fabrikation. 5 Fabrikanten, welche 8 Instrumente lieferten, vertraten in genügender und fasst überraschender Weise diesen Gewerbezweig, von dem die frühere Ausstellung nichts aufzuweisen hatte. Die Prüfungskommission hat die einigermaßen schwierige Aufgabe, welche ihr in der Beurtheilung aller dieser Instrumente zugewiesen war, dadurch zu lösen gesucht, daß sie den Fabrikanten derselben sämmtliche ohne Ausnahme die Preismedialle ertheilte. Es hatten aber ausgestellt: … 5) der Fabrikant Roloff in Neubrandenburg 1 Instrument zu 220 Thlr. …“
Den Ehrentitel „Grossherzoglich Mecklenburg-Strelitz´schen Commissionsrathes“ erhielt der Pianofortefabrikant H. Roloff im Jahr 1881
1894, zum fünfzigjährigen Gedenktage der ersten allgemeinen deutschen Gewerbe-Ausstellung 1844 in Berlin erfuhr man, dass Roloff „nur die silberne Preis-Medaille zuerkannt“ wurde.
Die Nachrichten über die Neubrandenburger Pianofabrik sind nicht reichlich vorhanden.
Nur noch, dass die Firma 1908 im Handelsregister gelöscht wurde, und am 17. Dezember 1912 Herr August Roloff 70 jährig verstarb. August Roloff war der letzte der „Gebrüder Heinrich, Wilhelm und August Roloff, die in Neubrandenburg viele Jahr lang eine Pianofortefabrik … betrieben. Als Wilhelm und Heinrich starben, wurde der Betrieb vor vier bis fünf Jahren eingestellt“.
Ein Anzeige aus dem Jahre 1933:
„Sehr gut erhaltenes Pianino 1825 von Firma H. Roloff-Neubrandenburg erbaut, Ausstellungsstück, gut im Ton, preiswert zu verkaufen“ von einer Dame aus München. – Ein Pianino, älter als der „Hundezwinger“, sehr beachtlich!