Dörner, Friedrich
Pianofabrik in Stuttgart, 1830 – 1948
Die Anfänge
14 Jahre nach der Gründung waren erste Instrumente von Dörner auf der Berliner Ausstellung 1844 zu sehen: „Ein Flügel in Mahagony, engl. Mechanik. Preis 230 Thlr. – Ebenfalls bei dem sehr mässigen Preise, ein allen mässigen Anforderungen genügendes Instrument.“ (1)
Ein Jahr später Bericht der Allgemeinen Deutschen Gewerbe-Ausstellung 1845 in Berlin:
„Friedrich Dörner, in Stuttgart, erfreute durch einen Flügel mit Englischem Mechanismus, den Solidität des Tons, angenehme Spielart und überraschende Preis würdigkeit (230 Rthlr.) auszeichneten.“ (1)
Aus dem Katalog für die Ausstellung in London, 1851: „Doerner, F., Stuttgart – Hersteller. Flügel aus Rosenholz; quadratisches Klavier.“ Außerdem war „ein Querpiano von Polisanderholz“ zu sehen. (1)
Zur Industrie-Ausstellung 1854 in München wurde Dörner geehrt mit „Ehrenmünze, wegen Verfertigung guter Flügel und Tafelförmiger Pianofortes in großem Maßstabe.“ (1)
Die „ Beurtheilungs-Commission“ beschreibt die Erzeugnisse von Dörner:
„1 Flügel in Palisanderholz fl. 700
1 Tafelpiano, Mahagoni fl. 300
1 Pianino, Palisander fl. 300
Die Fabrik wurde im Jahre 1830 gegründet, sie beschäftigt jetzt 24 Arbeiter und hat bereits 1450 Instrumente gefertigt, worunter 400 Concertflügel und 400 Pianinos. Der Fabrikant erhielt bei allen Ausstellungen, welche er bis jetzt beschickte, Auszeichnungen, in Berlin : eine Medaille; in London: ehrenvolle Erwähnung; in Württemberg: die silberne und goldene Medaille. Er macht auf das den Instrumenten eigene, wohlthuende Ebenmaaß der ganzen Scala aufmerksam. Der Absatz der Instrumente findet in ganz Deutschland, nach Polen und Amerika statt.“ (1)
Das „Zweibrücker Wochenblatt“ veröffentlichte 1858 die Mitteilung: „Es ist in der letzten Zeit vorgekommen, daß Klaviere mit meinem Namen verkauft wurden, die nicht aus meiner Fabrik hervorgegangen sind, was mich zu der Erklärung veranlaßt, daß meine Instrumente nur durch Herrn Lützel in Zweibrücken für die Pfalz bezogen werden können. Stuttgart, den 20. Juli 1858. Friedrich Dörner, Pianoforte-Fabrikant.“
Aus der Zeitschrift „Oesterreichische Signale für Theater, Kunst, Literatur, Musik, geselliges …, 1866:
Einige Worte über Tonerzeugung bei Saiten-Instrumenten von F. Dörner … Ein zu Ende des vergangenen Jahres in der allgemeinen Zeitung erschienener Aufsatz über ‚Eine wichtige Erfindung im Clavierton‘ veranlaßt mich, Einiges zu dessen Berichtigung zu entgegnen, d. h. nicht etwa, daß ich die darin berührten, Steinwey und Sons in Newyork erfundene neue Construction seiner Flügel, die allerdings auch ihre Schattenseiten hat, in ein schiefes Licht stellen wollte, sondern lediglich, um die von dem Verfasser obbenannten Aufsatzes vertretene Ansicht, als ob dem, bei der bedingten Saitenlage sich ergebenden Hammerschlag eine der Tonentwicklung besonders günstige Wirkung zuzuschreiben sei, zu widerlegen und zu berichtigen. Eine Saite für sich allein, d. h. ohne Verbindung mit einem sogenannten Resonanzboden, gibt keinen Ton; wird dieselbe z. E. auf eine feste Mauer aufgespannt, so läßt sich beim Anschlag ein kaum vernehmbares Geräusch, aber kein Ton erzielen. Die an einem Instrument angeschlagene Saite theilt ihre Schwingungen als Ursache dem Resonanzboden mit, welcher die Wirkung mit einem ihrer Lage, Stärke und Spannung entsprechenden Tone beantwortet, der sich um so intensiver erweisen wird, je mehr alle Theile, einschließlich der dem Ganzen nothwendigen Festigkeit, sich in ihren gegenseitigen Verhältnissen accommodiren. Daß eine Saite durch die Totalschwingungen der Saiten als Ganzes den Ton allein nicht hervorzubringen im Stande ist, ist durch längst bekannte Erfahrungen nachgewiesen, denn sonst müßte dieser am stärksten erscheinen, wenn die Saite die größten Excursionen macht. Man beobachte nur eine durch den Hammerschlag zum Tönen gebrachte Saite, so wird man die Schwingungen kaum bemerken, den Ton aber gleichwohl sehr stark finden. Je weniger eine Saite durch den Anschlag aus ihrer Lage gerissen, desto bestimmter, lebhafter und reiner wird der Ton erscheinen, was deutlich auf den Fundamentalgrundsatz hinweist, daß nicht durch Rotirung der Saite, sondern lediglich durch die Erzitterung der kleinsten Theile, durch die Momentanschwingungen derselben ein bestimmter Ton erzielt wird, was schon Pellisov in seiner »Berichtigung eines Fundamentalsatzes der Acustik“, Halle, bei Ed. Anton 1833, mit vielen erläuternden Beispielen zur Genüge nachgewiesen hat.“ (1)
Paris, Weltausstellung 1867:
„1 Flügel 7 Oct. in Palisander f. 650.
1 Pianino 7 Oct. desgl. f. 350.
1 Tafelpiano 6¾, Octav. in Nussholz gewöhnlichster Art. fl. 250.
Die Instrumente sind nicht besonders für die Ausstellung gefertigt, sondern dem laufenden Erzeugniss entnommen worden. Das Geschäft besteht seit 1830, hat nahezu an 3000 Stück sowohl Flügel-Pianinos als Tafelpianos gefertigt, die nach allen Richtungen Verbreitung gefunden”. (1)
Aus dem „Gewerbeblatt aus Württemberg“ von 1870:
„Stuttgart. Die von dem Unterzeichneten nach einem ganz neuen System erdachte und gefertigte Hammerkopfgarnir-Maschine zeichnet sich von den bis jetzt im Gebrauch befindlichen derartigen Maschinen dadurch aus, daß die Garnitur, wenn auch aus zwei Längen bestehend, durch eine Leimung bewerkstelligt werden kann und zwar in einer Gleichheit und Festigkeit, die nichts zu wünschen übrig läßt. Der Vortheil liegt in der Eigenthümlichkeit, wie die in Messing gearbeitete Form den Hammer beim Anschraube nach und nach umschließt, wobei der Druck ohne zu große Eile ganz successive auf gleichmäßige Weise ausgeübt werden kann, weil die Metallform ihre Wärme viel länger und gleichmäßiger anhält, als dieß bei Holzformen der Fall. Daß auf diese Art eine äußerst perfekte Arbeit erzielt und viel Zeit erspart wird, wird jeder Sachkundige sogleich zugestehen und den Werth der Maschine darnach zu schätzen wissen. W. Dambach in der Pianoforte-Manufaktur des Herrn F. Dörner in Stuttgart.“ (1)
Schon 1871 produzierte Dörner jährlich 160 Instrumente bei 30 Arbeitern, von denen die meisten in Deutschland verkauft wurden. Bestandteile bezog Dörner aus Stuttgart und Hamburg.
1874: “1. Flügel mit kreuzsaitigem Bezug, die Mechanik ist die gewöhnliche Stosszungen-Mechanik mit einer kleinen Nachhilfe für die Auslösung, … 2. Pianino von Palisander im hohen Format mit übersaitigem Bezug …, 3. Pianino von Palissander, mittehoch, übersaitig“. (1)
Bericht aus Melbourne, 1880: „DÖRNER, Stuttgart, zeigt auch ein Instrument des allgemein anerkannten System-Gusseisen-Skelettrahmens usw. Dieser Hersteller macht im Großen und Ganzen Fortschritte“. (1)
Beschreibung eines Friedrich Dörner Tafelklavieres
Die Seriennummer 1539 datiert auf das Jahr 1855. Das Tafelklavier wird wie folgt beschrieben:
„Korpus 1867 breit, 815 tief, 325/340/920 hoch, C1 – a4, ein- und zweifacher Bezug, hinterstimmig, Stoßzungenmechanik.“… Korpus rechteckig mit einspringender Klaviatur, die vorderen Ecken kräftig gerundet. Unterboden aus Fichte, mehrlagig, die obere Lage parallel mit den Saiten von vorn rechts nach hinten links, die untere parallel zur Rückwand, zwischen den Wänden. Wände Fichte, mit Nußbaum furniert, unten ringsum zwei dunkle Adern. Deckel glatt, mit Vorderdeckel und angehängter Klaviaturklappe … Handwerklich solid und sorgfältig gebautes Instrument mit einer von vielen Firmen verwendeten Mechanik, die nach Blüthner/Gretschel 1872 besonders häufig in Tafelklavieren aus Stuttgart und Umgebung zu finden war und sich leicht und angenehm spielt“. (2)
Die Firmeninhaber
Christian Friedrich Dörner, geb.1806, gest. 1882
Friedrich jun. Dörner, geb. 1850, gest. 1935
„Friedrich Dörner zählt zu den Meistern des Pianofortebaues, welche man mit Recht als die Begründer der neuen Aera dieser Industrie bezeichnen kann. Wir begegnen in demselben einem Repräsentanten der wohlthuendsten Art jener gründlichen,vordampflichen Zeit, in welcher nicht das Haschen nach Gewinn, sondern die Begeisterung für den mit unbezwinglicher Neigung erfassten Beruf, im Vordergrunde stehen, jene Zeit, welche Männer hervorbrachte, die einen bedeutenden Fond universeller Bildung, aufmerksame Beobachtungsgabe und persönliche technische Handfertigkeit verbanden, um den Boden zu ebnen, auf dem allein die moderne Art der Massenfabrikation sich gedeihlich entwickeln konnte. … Dörner, als Sohn eines Arztes in Stuttgart geboren, widmete sich, nach Absolvirung der vortrefflichen Lehranstalten seiner Vaterstadt, aus persönlicher Neigung der Clavierbaukunst und suchte, nachdem er seine Lehre, ebenfalls in Stuttgart, bestanden, ganz besonders im Auslande sein Wissen und Können zu bereichern.
Sein Ziel war auf die damaligen Zentren des Klavierbaus, Wien und Paris, gerichtet. Im Frühjahr 1826 machte er sich auf die Reise nach Wien, arbeitete dort 2 Jahre bei dem berühmten J. B. Streicher, ging von da nach Straßburg und kam im Spätjahr 1829 nach Paris, wo er bei Henri Herz Arbeit fand und wo sich ihm die lang ersehnte Gelegenheit bot, das französische Pianino kennen zu lernen. Durch die politischen Ereignisse des Jahres 1830 von Paris vertrieben, kehrte er mit einem reichen Schatze von Erfahrungen und Kenntnissen in seine Vaterstadt Stuttgart zurück.Das Pianino, das bereits 1838 von Dörner mit als einem der ersten deutschen Klavierbauer fabriziert wurde, begegnete damals noch großem Mißtrauen. Nichtsdestoweniger wandte sich Dörner, mit richtigem Scharfblick die große Zukunft des aufrecht stehenden Pianos erkennend, dessen Bau zu und zwar schon Ende der 30er Jahre. Die damals in der Luft liegende Idee des kreuzsaitigen Systems beschäftigte gleichfalls den regen Geist des unternehmenden Mannes.
Schon ehe die kreuzsaitigen Instrumente von Amerika her bekannt wurden, hatte er in den 40er Jahren an einem allerdings nicht vollendeten, in den Geschäftsräumen der Firma aufbewahrten Pianino den Versuch gemacht, auf eigene Faust das Problem der kreuzweisen Besaitung zu lösen.
Dörner zählt zu den Gründern der schwäbischen Clavierindustrie und trug durch die Bedeutung und höchste Gediegenheit seiner Fabrikate, wesentlich zu deren Ausbreitung und Weltruf bei. …Die Instrumente Dörners, der Zeit entsprechend, anfangs Flügel und Tafelpianos, später vorzüglich Pianinos, zogen bald die Aufmerksamkeit von Liebhabern und Kennern auf sich und errangen neben ihrer hervorragenden Tonschönheit, bald den Ruf sorgfältigster Arbeit und einer ganz ausserordentlichen Haltbarkeit. … Persönlich bescheiden aber klar in seinem Wollen und bewusst in seinem Können, mit Glück beobachtend und selbständig experimentirend, bald mit Neuerungen vorangehend, bald Ueberkommenes verständnisvoll anwendend und erweiternd, aber immer mit an der Spitze seiner Industrie, nahm er Theil an deren Aufschwünge und verstand es, durch entsprechende Reisen und Verbindungen, seinem Fabrikate den Weg in die Ferne zu bahnen, sodass sein Name und sein Wirken in den weitesten Kreisen, in allen Erdtheilen bekannt wurde. … Dörner’s Freundlichkeit, die Schlichtheit und absolute Zuverlässigkeit seines Charakters und besonders jene persönliche Liebenswürdigkeit des Herzens, welche eigene, oft mühsam errungene Erfahrungen nicht eigennützig verwerthete, sondern sofort ganz in den Dienst der Kunst stellte, machten ihn in den Kreisen persönlicher Freunde sowie Fachgenossen zu einem ebenso beliebten als geachteten und geschätzten Gliede, welches jederzeit zu Rath und That bereit war. …
So kam das Jahr 1848 heran. Gewerbe und Handel stockten. Dörner tat Dienste als Hauptmann in der Bürgerwehr. Es war eine Zeit der Depression, die jedoch bald glücklich überwunden war. Dann folgten die Ausstellungen in London 1861 und München 1864 … und so der weitesten Verbreitung des guten Rufs seiner Instrumente förderlich waren. Jahre emsigen Strebens und Schaffens reihten sich an, und vor allem war es sein Bestreben, das immer noch herrschende Vorurteil gegen das Pianino zu besiegen. Die Eisenkonstruktion wurde verstärkt, die Mechanik verbessert und, um Tonfülle zu gewinnen,wurden die lnstrumente größer gebaut.
Während bis Mitte der 60er Jahre in Deutschland beinahe ausschließlich geradsaitige Flügel und Pianinos fabriziert wurden, nahm um diese Zeit der Bau von kreuzsaitigen Instrumenten eine immer größere Ausdehnung an, gefördert durch die Ausstellung in Paris im Jahre 1867, wo Instrumente mit verschiedenartiger Lösung dieses Problems ausgestellt waren und wo auch die Firma Dörner eine hohe Auszeichnung erhielt. Dörner warf sich von da an eifrig auf den Bau von Flügeln und Pianinos mit vollem Gußrahmen und gekreuzten Saiten; die Tonstärke der Instrumente wurde mächtig gefördert und namentlich die Stimmhaltung auf eine hohe Stufe gebracht.
Wie es ihm vergönnt war, sein Werk nicht nur heranblühen, sondern auch sich ausbreiten zu sehen, so hatte er das Glück, sein Geschäft, das er mit klugem Blicke und weiser Beschränkung niemals in seiner Ausdehnung forcirte, wohlfundirt seinem einzigen Sohne zu hinterlassen, der, als sein mehrjähriger Mitarbeiter Gelegenheit hatte, das Segensvolle der väterlichen Geschäftsleitung verstehen zu lernen und sich anzueignen. …
Im Jahre 1864 trat Friedrich Dörner jr. in das väterliche Geschäft ein. Nach gründlicher Vorbereitung zu Hause, ging Dörner jr., wie vor ihm sein Vater, ins Ausland, um dort Erfahrungen und Kenntnisse zu sammeln, die der zeitgemäßen Entwicklung des eigenen Geschäfts dienstbar gemacht werden sollten. Ein zweijähriger Aufenthalt in London, wo er in einer der bedeutendsten Fabriken praktisch arbeitete, gab ihm reichlich Gelegenheit dazu und verschaffte ihm auch gleichzeitig Einblick in das überseeische Geschäft. Auf späteren Reisen in Nord-Deutschland und Frankreich lernte er weitere Fabriken des In- und Auslands kennen.Im Jahre 1878 wurde Dörner jr. als Teilhaber ins Geschäft aufgenommen, das von nun an F. Dörner & Sohn firmierte.
Von jetzt ab gewann der Verkehr mit England und der Export eine größere Bedeutung. Ständige Vertreter in London und der englischen Provinz begannen für einen stets sich mehrenden Absatz zu sorgen. Gleichzeitig kam eine andere Anregung. Mit dem steigenden Wohlstand begannen sich in Deutschland Geschmack und Eleganz zu regen. Man schenkte der äußeren Ausstattung der Gehäuse besondere Aufmerksamkeit, um die Klaviere mit der für sie bestimmten Umgebung in Einklang zu bringen. So wurden stilvolle Instrumente nach den Entwürfen künstlerischer Kräfte eine Spezialität der Firma Dörner & Sohn. Einen großen Erfolg hatte die Firma auf der Württ. Landesgewerbe – Ausstellung 1881 in Stuttgart, welche sie neben mehreren Flügeln und Pianinos mit einem … Prachtpianino beschickte. Die Firma stand mit ihren Klavieren ‚außerhalb Preisbewerb‘, da das Vertrauen der Kgl. Staatsregierung Dörner sr. als den Senior der Stuttgarter Klavierfabrikanten in das Preisgericht berufen hatte. Für diese Tätigkeit wurde Dörner sr. vom König Karl von Württemberg mit dem Friedrichsorden I. Klasse ausgezeichnet.
Die zunehmende Nachfrage nach ihren Fabrikaten zwang die Firma zur fortwährenden Vervollkommnung und Vergrößerung ihrer Einrichtungen; durch Neubauten wurden in den letzten Jahren die Fabrikräume beinahe verdoppelt und diese mit den modernsten Arbeitsmaschinen versehen. Ein Stamm von alten Arbeitern, von welchen schon mancher das 25jährige Jubiläum als Angestellter feiern konnte, steht, in Verbindung mit zahlreichen jungen Kräften, der Firma zur Verfügung, so daß sie den hochgespannten Anforderungen der Neuzeit in jeder Beziehung gewachsen ist“.
Der Mathematiker Paul von Jankó (1856-1919) entwarf 1882 seine Janko-Claviatur, eine alternative Klaviaturform. Franz Liszt sagte: „Diese Erfindung wird das momentane Klavier in fünfzig Jahren ersetzt haben“! Die Verarbeitung der Klaviatur 1889 durch Dörner wurde „von Musikverständigen von nah und fern mit großem Interesse besichtigt“.
Fast 30 Hersteller aus Österreich und Deutschland verwendeten die Jankó-Klaviaturen.
Diese Klaviatur hat sich nicht durchgesetzt.
In Wien gründete sich 1905 ein Jankó-Verein, erst 1965 erfolgte die Auflösung.
Zur Ausstellung 1896 in Stuttgart stellte F. Dörner & Sohn einen „Stutz-Flügel, Styl Louis XVI, italienisch Nussholz mit Gold. Entwurf von Professor Seubert, Stuttgart, kreuzsaitig, mit freiliegender, durchgehender Eisenplatte, Repetitionsmechanik, Agraffen und angegossenem Discantsteg. — Solide Arbeit, Ton groß und schön ausgeglichen, Spielart leicht und angenehm“ aus.
Dem Pianofortefabrikanten Herrn F. Dörner, Inhaber der Firma F. Dörner Sohn, Hof-Pianofortefabrik in Stuttgart, wurde am 26. Februar 1906, dem Geburtstagsfeste Sr. Maj. des Königs von Württemberg, die Große Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Friedrichsordens verliehen.
An das kürzlich gefeierte 75jähr. Geschäftsjubiläum der Pianofortefabrik im Jahre 1906, von F. Dörner & Sohn in Stuttgart reihte sich am 18. April die 100jährige Geburtstagsfeier des verstorbenen Gründers der Firma, Chr. Fr. Dörner würdig an. Vormittags legte der Inhaber der Firma, Herr Fr. Dörner Sohn einen Lorbeerkranz mit sinniger Widmung an der Grabstätte auf dem Fangelsbach-Kirchhof nieder, während sich am Abend im Familienkreis eine entsprechende Feier anschloß“.
Lohnkampf und Streik in Stuttgarter Firmen, auch im Betrieb von F. Dörner & Sohn im Jahre 1906:
„Von den Arbeitern wurde die Arbeit niedergelegt. In den übrigen Betrieben wollten die organisierten Arbeiter ebenfalls die Arbeit einstellen, die Führer drängten jedoch dazu, daß die Arbeit bis Ablauf der Kündigungsfrist beibehalten wird. Die weitere Gestaltung der Dinge muß nun abgewartet werden. Sehr bedauerlich ist es, daß von auswärtigen Fabrikanten der Versuch gemacht wird, sich durch die Gewerkschaft infolge des Streikes arbeitslose Arbeiter überweisen zu lassen. Ein solches Vorgehen kann im Interesse der Kollegialität nicht genug bedauert werden, da ja die Stuttgarter Fabrikanten gezwungen sind, diesen Lohnkampf nicht allein im eigenen, sondern ebenso im Interesse der Allgemeinheit zu führen.“
„Dem Pianofortefabrikanten Herrn Fr. Dörner, Inhaber der Firma F. Dörner & Sohn in Stuttgart, wurde laut Dekret 1914 von S. K. Hoheit dem Großherzog von Sachsen der Titel eines Hoflieferanten verliehen.
Zum 70. Geb. von Friedrich Dörner am 19. Mai 1920 würdigte ‚Geheimrat Ad. Schiedmayer‘ die Verdienste des Jubilars. „Möge dem auch um das Stuttgarter Musikleben hochverdienten und allzeit hilfsbereiten Manne auch im Alter ein günstiges Geschick beschieden sein!“
Seinen 80sten Geburtstag feierte Friedr. Dörner 1930:
„100 Jahre sind verflossen, seit Friedrich Dörner … in seiner Vaterstadt Stuttgart die Pianofabrik gründete. … Seit 1882 … führt Friedrich Dörner, der heute 80jährige, das Unternehmen allein. Er hat dieses durch seine Tatkraft und eiserne Energie, sowie durch sein kaufmännisches Geschick zur heutigen Blüte gebracht. Seine hervorragenden technischen Kenntnisse und Fähigkeiten haben das Dörner-Piano und vor allem auch den Dörner-Flügel zu einer Höhe und Vollendung entwickelt, welcher das Dörner-Fabrikat seinen Weltruf verdankt und die Firma zu einer führenden auf dem Gebiete der Piano- und Flügel- Fabrikation machte. Noch heute, 80jährig, steht der Jubilar in seltener geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit, in weitesten Kreisen hochgeschätzt und geehrt, seinem Werk vor und arbeitet unablässig daran, es auf seiner dominierenden Höhe zu erhalten. Möge ihm dies noch lange Jahre vergönnt sein“.
Am 21. Februar 1935 starb Friedrich Dörner.
„Der kürzlich verstorbene Pianofabrikant Friedrich Dörner hat 1935 die Stadtgemeinde Stuttgart zur Alleinerbin gemacht und verfügt, dass aus den Mitteln des Nachlasses eine Friedrich-Dörner-Stiftung gebildet wird“. Die Dörner-Stiftung bestand bis 1938/39. (3)
1935: „Die Firma F. Dörner & Sohn, Stuttgart, wurde mit den gesamten Modellen, Vorräten an Halb- und Fertigfabrikaten, Bestand an Mietinstrumenten usw. von Herrn Carl Matthaes, Stuttgart, Moserstraße 24, käuflich erworben. Herr Matthaes wird die Firma in den Geschäfts- und Ausstellungsräumen Wilhelmplatz 13/14 fortführen“.
„Im Juni 1948 vereinigt er beide Firmen unter dem eingetragenen Namen »Carl Matthaes, Flügel- und Klavierfabrik, vorm. Th. Matthaes (gegr. 1883) u. F. Dörner & Sohn (gegr.1830). (Henkel)
Auszeichnungen und Medaillen:
Eine erste Silbermedaille erhielt Dörner 1839.
Es folgten Goldmedaillen:
1842 des Königs von Württemberg, 1851 London, 1854 München –
Welche Mühen scheuten die Pianofabrikanten nicht, um an einer Ausstellung teilzunehmen. Langfristige Vorbereitungen, langsame und gefährliche Verkehrsmittel, lange Verkehrswege und anstrengende, vorbereitende Arbeiten im Ausstellungsort. Mit einer Vielzahl von Zöllen, Währungen oder Gewichten, verschiedenen Arten von Versicherungen musste sich der Aussteller auseinandersetzen.
Zehntausende Besucher aus allen Gegenden der Welt kamen zu den Ausstellungen, wie zum Beispiel, zur Ersten Allgemeinen Deutsche Industrieausstellung 1854 in München. Da überschattete das Großereignis eine im gleichen Jahr in Europa wütende Choleraepidemie.
Allein in München erkrankten innerhalb von zwei Monaten fast 6.000 Menschen an der Cholera, knapp 3.000 davon starben an den Folgen der Krankheit. (Mundschutz und Impfung ??) Wenige Monate danach meinte man, die Seuchengefahr wäre vorüber. Leider traten immer wieder neue Cholerafälle auf.
Weitere Goldmedaillen:
1876 München, 1867 Paris, 1873 Wien, 1880 Melbourne, 1884 Calcutta, 1896 Stuttgart und 1911 Turin
Silbermedaille: 1885 London
Bronzemedaille: 1888 Barcelona“ (Henkel)
Seriennummern:
Nr. 403 Pianino 1838, im Besitz der Nachfolgefirma Carl Matthaes;
1040 = 1850
1.450 = 1854
3.000 = 1870
Dörners Fabrikmarke (4)
Die Inschrift der Fabrikmarke „Vom Fels zum Meer“ ist der Wahlspruch der Hohenzoller.
Dörner verwendete sie wohl, nachdem er 1885 Hoflieferant des Fürsten Anton von Hohenzollern wurde. – Welcher Fels ist gemeint? In der Nähe der Stadt Hechingen liegt der 855m hohe Fels, der Zoller – der Hohenzoller – im Volksmund Zollerberg genannt mit.
Neuere Instrumente mit dem Namen Dörner haben in keiner Weise mit dem Stuttgarter Dörner zu tun. Vielmehr sollte auf der Fabrikmarke der Name Dörner in der Sprache geschrieben werden, wo die Instrumente herkommen.
Patente von Fr. Dörner & Sohn
In den Patent-Nachrichten finden sich nur sehr wenige Patente von Fr. Dörner & Sohn, erst 1894 wurde ihm das Patent No. 82791 erteilt: Repetitionsmechanik für Pianinos.
Zwei Jahre später wurde ihm ein weiteres Patent erteilt. Nicht ganz verständlich, warum wegen einer äußerst natürlichen Sache ein Patent erteilt werden sollte: „Nr. 56101. Pianino mit hinten durch ein Tuch gegen Eindringen von Staub abgeschlossener Schallöffnung“.
Ergänzender Beitrag:
„Nach der Weltwirtschaftskrise um 1929, welche die Firma Dörner mit einem hohen Exportanteil (v.a. Südamerika) hart traf hat Carl Matthaes mit dem damals schon betagten Inhaber Friedrich Dörner jun. Gespräche über einen Verkauf geführt – ohne Ergebnis. Somit ging nach dem Tod von F. Dörner 1935 laut Testament der komplette Besitz an die Stadt Stuttgart.
Von dieser übernimmt Carl Matthaes dann alle Vorräte, Halbfabrikate, Konstruktionsmodelle und auch den Markennamen. Ebenfalls zieht Matthaes in die ehemaligen Dörner-Räumlichkeiten als Mieter ein. Der dann viele Jahre eingetragene Firmenname wird Flügel- und Klavierfabrik Carl Matthaes, vormals F. Dörner & Sohn. In den Fabrikräumen von Matthaes werden dann neben den eigenen Matthaes-Instrumenten nach 1935 auch die übernommenen Teile von Dörner weitervearbeitet.
Im Zeitraum von 1955 bis Anfang der 80er Jahre hat Matthaes Klaviere an Händler in Skandinavien und Südkorea mit der Firmierung „Matthaes-Dörner, Stuttgart“ (ohne C.) geliefert.
Für das Einzelhandelsgeschäft ließ Matthaes in der Zeit zwischen 1970 und 1980 als Hausmarke Klaviere mit der Firmierung „DÖRNER“ bei Euterpe in Langlau in besonderen Holzarten fertigen. Danach wurden auch Klaviere mit dem DÖRNER-Schriftzug von Rippen aus Holland bezogen“. (6)
Quellen
(1) Lieve Verbeeck
(2) Besaitete Tasteninstrumente, H. Henkel – 1994, S. 249/250.
(3) Stadtarchiv Stuttgart, 201/1 Sozialamt, Nr. 2664-2669
(4) Jan Großbach
(5) Le Piano Ketelhohn
(6) Klavierhaus K. Rapp & Agnes und Rolf Mühlbayer
Herzlichen Dank für alle Zuarbeit