Prein, Friedrich
Pianofabrik in Köln, 1857 – 1938
1880 konnte der berühmte Kölner Dom mit seinen fast 145 Meter Höhe nach insgesamt 632 Jahren Bauzeit vollendet werden. 23 Jahre vor der Vollendung des Domes begann die Geschichte der Firma Prein in Köln.
Aber eben erst 1880 stellte Prein seine Instrumente auf der Gewerbeausstellung in Düsseldorf aus, mit Erfolg: „… mit Staatspreis ausgezeichnet: Prein in Cöln. … Das kgl. preußische Ministerium für Handel und Gewerbe hat verliehen die silberne Medaille für gewerbliche Leistungen an … den Pianofortefabrikant F. R. Prein in Cöln …“
1894 Eintragung in das Kölner Handels-Register: „… daß der in Köln wohnende Pianoforte-Fabrikant Friedrich Prein (1871 geb.) für seine Handelsniederlassung daselbst unter der Firma: Friedr. Prein seiner bei ihm wohnenden Ehegattin Catharina, geborenen Schieffer, Prokura ertheilt hat“.
Friedr. Prein veröffentlichte sein Patent „Resonanzbodensteg für Pianofortes“ — No. 120271 vom 23. Februar 1900:
„Der Resonanzbodensteg a ist mit zwei seitlichen Metallstreifen h und c versehen. Durch und über diese Streifen werden die Saiten s einzeln oder chorweise abwechselnd auf- und absteigend derart geführt,
daß sie sich einzeln oder chorweise zwischen den beiden Streifen kreuzen. Diese Einrichtung hat den Zweck, den Resonanzbodensteg auf beiden Seiten gleichmäßig zu belasten und so zu entlasten“.
Ein neues Resonanzsystem für Klaviere stellte Prein 1901 vor:
„Ausgehend von der allgemeinen Ansicht, daß die Tonfülle eines Pianos durch die Vibrationsfähigkeit des Resonanzbodens und dessen Dauerhaftigkeit durch seine Widerstandsfähigkeit bestimmt wird, versuchte ich im Laufe der Jahre an meinen Pianinos, durch möglichst starke Wölbung und allmälige Verstärkung der Rippen die gewünschten guten Eigenschaften zu erzielen. Dieses gelang mir jedoch unvollkommen, da mit der Verstärkung der Widerstandsfähigkeit des Bodens die Vibrationsfähigkeit desselben abnahm. Gleichzeitige Messungen bei alten und neuen Pianinos und Flügeln erster Firmen bestärkten meine Ansicht, dafs kein Resonanzboden (Rippen- oder Doppelresonanzbodensystem) so widerstandsfest gebaut wird, dafs derselbe ohne Beeinträchtigung seiner Vibrationsfähigkeit den permanenten Saitendruck aushalten kann. Diese Resultate entwickelten den Gedanken einer Entlastung und führten zu meinem patentirten Resonanzbodensteg. Diese Erfindung, welche bei Pianinos und Flügeln anwendbar ist, besteht darin, durch selbstthätige Saitendruckregulirung jeden Resonanzboden nur so stark zu belasten, als er effektiv an Widerstandsfestigkeit besitzt. Diese selbsttätige Saitendruckregulirung wird dadurch erreicht, daß die Saitenchöre durch Ueber- und Unterführung (6 mm Abstand) auf dem Resonanzbodenstege so belastend und entlastend auf den Resonanzboden einwirken, daß der Druck der belastenden Saiten sich mit dem Gegendruck der entlastenden Saiten und dem federnden Widerstande des Resonanzbodens selbstthätig ausgleicht. Dadurch erhält das Pianino die größte Tonfülle bei garantirter Dauerhaftigkeit. Ueberzeugt durch die vorzüglichen Resultate, welche ich bei Pianinos erzielte, worüber mir äufserst lobende Anerkennungen erster Kapazitäten zu theil wurden, kann ich die gewissenhafte Versicherung abgeben, dafs jeder Pianofortefabrikant durch meine Erfindung mit geringen Mehrkosten seine Pianos im Ton und Dauerhaftigkeit ganz wesentlich verbessert. Ausführliche Beschreibung und Zeichnungen stellen Interessenten gerne zur Verfügung.
Köln a. Rhein, im Juni 1901. Friedr. Prein“
„Die Firma Friedrich Prein (Inhaber Friedrich und Julius Prein), Pianofabrik und -Handlung in Köln a. Rhein, hat (1905) in der Richmondstr. 9, einer Hauptstraße, inmitten der Stadt und in nächster Nähe des Konservatoriums ein 5610 Quadratfuß großes Besitztum angekauft, und wird hier außer den notwendigen Fabrikationsräumen ein erstklassiges Magazin nebst Musiksalon durch Um- und Neubau errichten. Außer ihren eigenen Fabrikaten wird die Firma neben ihrer General-Vertretung für Steinway & Sons ein ständiges Lager erstklassiger Fabrikate anderer Firmen halten“.
Meldung aus dem Jahre 1911: „Der bisherige Gesellschafter Friedrich Prein ist als alleiniger Inhaber der Firma Friedr. Prein, Pianofabrik in Köln, eingetragen worden“.
„Die Firma Friedrich Prein, Pianofabrik und -Handlung in Köln, Richmodstr. 9, blickte 1927 auf ein 70jähriges Bestehen zurück. Sie hat die Alleinvertretung der Instrumente der Firma Leipziger Pianofortefabriken Hupfeld – Gebr. Zimmermann A.-G. übernommen“.
„Die Firmen Rudolf Ibach Sohn und Friedr. Prein in Köln haben eine Interessengemeinschaft begründet und ihre Handlungen mit Flügeln, Pianos und Einbauinstrumenten am 1. Oktober 1929 vereinigt. Das gemeinsame Geschäft befindet sich Richmodstr. 9“.
Das 75-jährige Bestehen der „angesehenen Firma Friedr. Prein, Piano-und Harmoniumhandlung in Köln“ konnte 1932 gefeiert werden, dazu der Bericht:
„Das Geschäft wurde am 24. Oktober 1867 von dem Vater des heutigen Inhabers auf dem Blaubach gegründet, später in das Haus Brückenstraße 9 und von da aus im Jahre 1876 nach Viktoriastraße 11 verlegt. Die immer weiter fortschreitende Entwicklung machte im Jahre 1906 die Verlegung des Geschäftes in den Neubau Richmodstraße 9 notwendig. Ein Gang durch das Haus mit seinen verschiedenen Zweckräumen verrät den Fortschritt und die Entwicklung der Firma und ihr Bestreben, den einfachsten und größten Ansprüchen in Pianos, Flügeln und Harmoniums dienlich zu sein. Als Heiligtum sozusagen steht unter den Kindern der Neuzeit das erste Klavier, das der Gründer der Firma 1857 baute.
Wir wünschen der Jubilarin, die die Vertretung weltbekannter Marken besitzt und sich des besten Rufes und Ansehens erfreut, auch weiterhin Glück und Wachstum“.
Eine Veränderung in der Gesellschaftsform aus dem Jahre 1933:
„Die Firma Prein Söhne G. m. b. H., Handel mit Musikinstrumenten, insbesondere mit Klavieren und Flügeln in Köln, Richmodstr. 9, ist im Handelsregister eingetragen worden. Geschäftsführer sind Friedrich Rudolf Prein und Karl Heinz Prein“.
Zwei Jahre später wurde das Konkursverfahren eröffnet, aber erst 1938 erfolgte die Schlussverteilung:
„… Die bevorrechtigten Gläubiger sind bereits voll befriedigt worden; auf die einfachen Konkursforderungen in Höhe von rund 41 000 Reichsmark entfällt ungefähr 1/3 v. H, und 1938 nach Schlusstermin aufgehoben“.
1940 ist nur noch die 1933 gegründet Firma Prein Söhne GmbH nachweisbar.
Es ist anzunehmen, dass die Herstellung von neuen Instrumenten nach 1932/1933 fabrikmäßig eingestellt wurde, oder, wenn überhaupt, in der neuen Firma vereinzelt noch weitergeführt wurde.
„Friedrich Prein stirbt im April 1949 im Alter von 78 Jahren, er wird als ein Klavierfabrikant gewürdigt, der sich durch Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue ausgezeichnet hat“. (Henkel)
„Das Piano-Haus Prein, Köln, eröffnete seine neuen Ausstellungs- und Verkaufsräume im `Richmodishaus`, Neumarkt 8 – 10. Die bisherigen Geschäfts- und Betriebsräume Richmodstraße 9 bleiben bestehen“. (Instrumentenbau-Zeitschrift, 7. Jahrgang, Nr. 11, vom August 1953, S. 202)
Inserat aus: Musik international, Heft 9 September 1983