E. Bechstein
Pianofortefabrik, Dresden, 1891-1892
Auf der Seite über F. Blüthner (https://www.dieter-gocht.de/?page_id=4675) steht ein längerer Beitrag über einen Fall von Namenspiraterie, der sich in den 1890er Jahren in Leipzig zugetragen hat: Ein cleverer Geschäftsmann benutzte eine zufällige Namensgleichheit, um unter dem Namen „F. Blüthner“ einen betrügerischen Klon der bekannten Klavierfabrik in die Welt zu setzen. Das blieb kein Einzelfall, denn die Methode wurde im nahen Dresden umgehend kopiert. Wer denkt da nicht an die unzähligen deutschen Klavierfabriken, die heute von China aus operieren? Nicht einmal das haben die Schlauberger in Fernost selbst erfunden. (Jan Großbach)
E. Bechstein
Auszüge aus „Zeitschrift für Instrumentenbau“
1892: Wem der günstige Zufall einen Namen gegeben, der in Folge der grofsen Verdienste einer aus der Oeffentlichkeit heraustretenden Persönlichkeit zu wohlberechtigtem Ansehen gelangt ist, der sollte sich stets bemühen, den Tugenden nachzustreben, durch welche jene Persönlichkeit zu der hohen Stufe ihrer Bedeutung emporgeklommen ist. Es bedarf hierzu eifrigen unablässigen Strebens, bedeutenden Aufwandes von Zeit und Kapital: Dinge freilich, von denen sich gewisse Menschen am liebsten dispensiren, weil sie lediglich auf Freibeuterei ausgehen. Wir haben natürlich nie verfehlt, solche Machenschaften aufzudecken im Interesse der Allgemeinheit. In den vergangenen Nummern unsrer Zeitschrift nahmen wir Veranlassung, auf die ränkevolle Art des Wettbewerbes hinzuweisen, die in dem Mifsbrauch der Namen hochangesehener Handelsfirmen besteht. Darum betrachteten wir mit einer gewissen Voreingenommenheit folgende Bekanntmachung im »Deutschen Reichsanzeiger«, Mitte September 1891:
Dresden. Als Marke ist eingetragen unter Nr. 287 zu der
Firma: E. Bechstein in Dresden, nach Anmeldung vom 31. August
1891 für Musikinstrumente das Zeichen:
Dresden, am 1. Septbr. 1891.
Königliches Amtsgericht. Abtheilung Ib. Dr. Neubert.-
Auf unsern an diese Firma gesandten Fragebogen für die Neuausgabe des »Weltadrefsbuches der gesammten Musikinstrumenten-Industrie« ging uns eine Zuschrift mit Insertion-Auftrag zu, wobei sich die Firma eines Briefbogens mit folgendem gedruckten Kopfe bediente:
Die ganze Zuschrift, die Adresse des Couverts, Text für Inserat und Extrabemerkungen, war mit einer Schreibmaschine hergestellt. An Stelle der Unterschrift befand sich ein blauer Gummistempel: »E. Bechstein«, darunter als handschriftlicher Zusatz ein unleserliches Gekritzel. Ein zweiter uns zugegangener Brief, der ebenfalls mittels Schreibmaschine hergestellt war, unterschied sich von ersterem nur dadurch, dafs sich vor dem blauen Gummistempel das in der kaufmännischen Correspondenz übliche Zeichen pr. mit Tinte geschrieben befand (also: pr. Bechstein), während sich das Gekritzel der Unterschrift zu einem ziemlich leserlichen Sch ausgebildet hatte.
An Ort und Stelle hierauf eingezogene Erkundigungen ergaben ein geradezu verblüffendes Resultat. In der Berlinerstrafse 43 befand sich weder eine Pianofortefabrik, noch eine Fabrik von Pianoforte-Grundbestandtheilen oder ein Musikinstrumenten-Exporthaus. Ein im Hochparterre, nach dem Hofe gelegenes einfenstriges Stübchen stellte das Geschäftslocal der vielversprechenden »Gründung« dar. Der sehr primitive Briefkasten und das Porzellanschild mit der Aufschrift E. Bechstein bildeten das ganze Inventar! Das Personal wurde dargestellt durch einen jungen Mann, der in den frühen Morgenstunden die im Briefkasten befindlichen Correspondenzen abholte und dann in geheimnisvoller Weise verschwand. Der Chef der Firma, Max Eberhard Bechstein, hatte sich in noch tieferes Dunkel gehüllt, denn er war nicht einmal dem Hausmeister betreffenden Grundstückes bekannt. Eine polizeiliche Meldung lag auch nicht vor. Es konnte nach all’ diesem kein Zweifel bestehen, dafs ein Strohmann mit der Ausbeutung des Namens Bechstein von einer Concurrenzfirma betraut war. Herr Commerzienrath C. Bechstein in Berlin bestätigte unsere Vermuthung. Die in Gemeinschaft mit demselben weiter gepflogenen Erörterungen führten zur Lösung des Räthsels, allerdings nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten. Denn so plump dieses Manöver auf den ersten Blick erscheint, so viel Scharfsinn und List waren aufgewandt, um dem Anstifter nicht auf die Spur kommen zu können.
Handelsgerichtlich war in Dresden unterm 3. September 1891 mit der Schutzmarke No. 287 ein gewisser Max Eberhard Bechstein, aus Hartha gebürtig und in Leipzig wohnhaft, eingetragen worden. Derselbe entpuppte sich schließlich als ein zuletzt in der Buchdruckerei von Wigand in Leipzig (Rofsplatz 3) angestellt gewesener Setzer, der aber beim Ausbruche des Buchdruckerstreiks die Arbeit niederlegte und damals als Streikender natürlich ohne Stellung war. Er wohnte und wohnt noch jetzt Brüderstraße 13. Seine vormaligen Setzerkollegen wufsten sehr gut, dato er eines Tages nach Dresden gereist sei, um seinen Namen gegen gutes Geld zu diesem unlauteren Zwecke zu verwerten, ohne daß sein Prinzipal von dem Vorhaben wufste. Man vergegenwärtige sich nun: E. Bechstein gehört mit Leib und Seele einer Partei an, die den Kapitalismus und das monarchische Princip mit allen nur möglichen Mitteln bekämpft, er begiebt sich mithin in den Sold derjenigen, die seinen Anschauungen in der schroffsten Weise gegenüberstellen! Denn man höre und staune:
der Sohn eines Königlich Sächs. Commerzienrathes und Hofpianoforte-Fabrikanten war der Anstifter eines Concurrenzmanövers, das offenbar nur auf einer Täuschung der gesammten Geschäftswelt des In- und Auslandes hinzielte! Wir konnten im Anfang nicht an die Möglichkeit glauben, daß ein Mann von solcher socialer Stellung, und als Fabrikant auch nicht ohne einiges Verdienst, sich zu einem so gewagten Spiel herbeilassen würde. Aber wir stehen trotzdem vor dieser Tatsache. Als nämlich von Seiten der Dresdener Polizei der unangemeldete E. Bechstein aufs Anmeldebureau citirt war, erschien – Herr Eugen Kaps. Derselbe erklärte sich für den Vertreter von E. Bechstein.
Inzwischen war auch anderweitig klargestellt worden, daß sämmtliche Briefschaften der Firma E. Bechstein in die Bureaus des Herrn Kaps wanderten und dort ihre Erledigung fanden. Außerdem stellte es sich heraus, dafs das Stübchen für eine Jahresmiethe von 80 Mk. von dem Procuristen der Firma E. Kaps, namens Rissmann, gemiethet worden war.
Um die Mystification vollständiger zu gestalten, ließ auch Herr Kaps ein Schreiben an die Firma E. Bechstein durch seinen Reisenden von Strafsburg aus beantworten. Der Inhalt dieser Karte, datirt vom 28. November 1891, lautet:
„Ihr Geehrtes vom 18. er. wird mir nach hier nachgesandt und bedaure ich sehr, daß Sie sich mehrmals vergebens zu mir bemüht haben. Ich bin noch für einige Wochen auf der Tour, ersuche Sie daher, mir Ihre Wünsche freundlichst schriftlich mitzuteilen. Meine Korrespondenz wird mir nachgesandt.
Ganz ergebenst
E. Bechstein.“
Daß aber E. Bechstein nicht dort war, ergiebt sich aus folgender Mittheilung des Strafsburger Meldeamtes:
„Auf die gefällige Anfrage vom 19. d. M. theile ich Ihnen ergebenst mit, dafs ein gewisser Max Eberhard Bechstein hier seinen Aufenthalt nicht gehabt hat, auch ist der Name in den Hotelfremdenzetteln nicht aufzufinden. Kaiserl. Polizei-Direktion Abth. IV.“
Wir haben diesen eclatanten Thatsachen nichts mehr hinzuzufügen. Es ist tief bedauerlich, dafs eine Firma von dem Rufe Kaps glaubt zu solchen Mitteln greifen zu müssen, um dem Wettbewerbe auf dem Weltmärkte zu begegnen. Wir haben es, wenn diesem Treiben nicht rechtzeitig ein energisches Halt geboten wird, mit einer ernsten Gefahr für die gesammte deutsche Industrie und den guten Namen deutscher Geschäfts-Firmen zu thun. Die Pflicht eines Jeden, der ein warmes Herz auch für unsere Branche hat, ist es, solchen sich selbst verurteilenden Handlungsweisen entgegen zu treten und sie unerbittlich zu bekämpfen, wo er sie findet.
1892: Zum Falle Kaps – E. Bechstein, ein Bericht aus Dresden
Die Gründung Kaps-Bechstein in Dresden, die wir in der letzter Nummer unsrer Zeitschrift in all’ ihren Einzelheiten blosgelegt haben, ist in ein neues Stadium getreten. Der Schriftsetzer Max Eberhardt Bechstein aus Leipzig, den man sich als „Strohmann“ zu dieser netten „Gründung“ gekauft hatte, ist nunmehr – nachdem sein Name bei der Taufe der neuen Firma seine Schuldigkeit gethan — officiell vom Schauplatze zurückgetreten, wie die folgende, am 10. d. M. geschehene Eintragung in das Handelsregister des Kgl. Amtsgerichts zu Dresden beweist:
„Auf Fol. 6703 des Handelsregisters für das Unterzeichnete Amtsgericht ist heute eingetragen worden, daß Herr Max Eberhardt Bechstein aus der Firma E. Bechstein in Dresden ausgeschieden, sowie, dafs der Pianofortefabrikant Herr Carl Friedrich Joseph Simon Hirschel daselbst Inhaber der Firma ist. – Dresden, am 10. Februar 1892 – Königliches Amtsgericht,
Durch die mit obiger Eintragung vollzogene Schiebung gewinnt die ganze „Gründung“ erst die rechte Beleuchtung, denn wer nach unserm vorigen Artikel etwa noch im Zweifel gewesen sein sollte, dem wird es jetzt klar geworden sein, dafs es dem Veranstalter des Manövers nur darum zu thun war, eine Person zu finden, deren Name mit der alten Firma C. Bechstein in Berlin leicht verwechselt werden konnte. Die Speculation ist ja sehr schlau, aber nur zu durchsichtig. Warum hat man nicht gleich eine Firma „Joseph Hirschel“ gegründet, anstatt einen Schriftsetzer Max Eberhardt Bechstein (sein Rufname ist übrigens „Max“, nicht Eberhardt) aus Leipzig zu verschreiben, der merkwürdigerweise im Leipziger Adreßbuch der einzige Träger des Namens „Bechstein“ ist? Herr Hirschel ist ja schon seit Jahren mit der Firma E. Kaps bekannt und hat sich auch schon seit längerer Zeit für die Gründung „E. Bechstein“ interessirt. Aus welchem Grunde, so fragen wir, hat man sich also die Mühe und Kosten gemacht, eine der Branche gänzlich fern stehende Person, einen Schriftsetzer aus Leipzig, zur handelsgerichtlichen Eintragung herbeizuholen? Die Antwort ist leicht und von uns bereits oben gegeben.
Zur weiteren Beleuchtung dieser Angelegenheit wollen wir noch mittheilen, daß uns gerade am Versendungstage der letzten Nummer ein Insertionsauftrag der Firma „E. Bechstein“ (Inhaber Josef Hirschel) für unsere Zeitschrift zuging und gleichzeitig als Deckung eine Postanweisung über 90 Mark, deren Annahme wir jedoch verweigerten, da wir mit unseren Geschäftsprincipien derartige Inserate nicht vereinbaren können. In dem aufgegebenen Inserate, das schlankweg Pianos ankündigt, während die früher vorgeschobenen „Grundbestandteile“ gar keine Erwähnung mehr finden, heißt es: „Fabrik in Pirna a. E., Contor in Dresden.“ – Eingezogene Erkundigungen haben ergeben, dafs sich die Firma „E. Bechstein“ nunmehr als „Fabrik“ in Pirna a. Elbe, Königsplatz 3, in den Räumen einer früheren Töpferei am 1. März etabliren will. Ursprünglich wollte man ein anderes Local nehmen, und wir können zur Vorgeschichte dieser Etablirung in Pirna einige interessante Einzelheiten geben.
Im Herbste vorigen Jahres verstarb in Pirna Herr Eduard Richter, der Inhaber einer der gröfsten Tischlereien am dortigen Platze. Die Wittwe des Verstorbenen ging nun mit dem Plane um, die am Fufse des Sonnensteins, dicht an der Elbe gelegene Tischlerei mit den vorhandenen Werkzeugen, Möbeln u. s. w. zu verkaufen oder zu vermiethen. Da erschienen Ende Januar bei ihr zwei Herren, von denen der Beschreibung nach der jüngere Herr Eugen Kaps, der ältere Hirschel oder Rißmann war, um die Localitäten für eine Pianofortefabrik, die bisher ihren Sitz in Dresden gehabt hätte, zu miethen. Der jüngere der beiden Herren that während der gepflogenen Verhandlungen die Aeufserung, es sei ihm sehr lieb, das Werkzeug und die Bänke mit zu übernehmen, da sie für diesen Fall nur eine Anzahl halbfertiger (!) Pianos nach dort zu bringen hätten. (!) Durch diese Aeufserung schöpfte die Inhaberin des Locals Verdacht, und sie brachte daher den ganzen Unterhandlungen, die unter dem Namen Bechstein erfolgten, Misstrauen entgegen. Als sie nun schliefslich erklärte, sie wolle vor Entscheidung erst mit einem Allbekannten Herrn in Dresden, der auch Claviermacher sei, die Angelegenheit besprechen, da verschwanden die beiden Herren und kamen nicht wieder, denn der genannte Dresdner Claviermacher war ihnen nur zu gut bekannt. So ist es gekommen, dafs die Firm „E. Bechstein“ jetzt in Pirna, in einer früheren Töpferei am Königsplatz 3 etablirt wird. Doch verlassen wir nun Pirna und verfolgen wir die Sache weiter.
Am 19. d. M. erschien auf unserem Redactionsbureau der seitherige Procurist der Firma E. Kaps in Dresden, Herr Albrecht Rißmann und übergab uns zwei Schriftstücke: eine von ihm abgegebene Erklärung und eine „Richtigstellung“ des Herrn Josef Hirschel, des neu eingetragenen Inhabers der Firma „E. Bechstein.“ Wir haben keine Veranlassung, die „Richtigstellung“ des Herrn Hirschel hier zum Abdruck zu bringen, da sich unser Artikel in Nr. 14 nur mit der Gründung „Kaps-Bechstein“ beschäftigt, während sich die Erklärungen des Herrn Hirschel auf die erst in den letzten Tagen vollzogene Schiebung „Kaps-Bechstein-Hirschel“ beziehen und die in dem erwähnten Artikel aufgestellten Behauptungen gar nicht betreffen, geschweige denn widerlegen. Die Erklärung des Herrn Rißmann, seitherigen Procuristen der Firma Kaps, lassen wir nachstehend folgen:
„Angesichts des in Nr. 14 Ihrer Zeitung die Firma E. Bechstein in Dresden betreffenden Artikels halte ich es für meine Pflicht, hiermit zu erklären, dafs ich stiller Gesellschafter dieser Firma bin.
Ich hatte meine Beziehungen zu meiner bisherigen Firma noch nicht früher lösen können, da mich contraktliche Verpflichtungen bis 1. April 1892 an dieselbe banden. Indefs ist nunmehr, um jede Mißdeutung und jeden Irrthum auszuschliefsen, das Vertragsverhältnis schon jetzt gegenseitig gelöst worden.
Dresden, den 18. Februar 1892.
Albrecht Rißmann.“
Allerdings kann nach obiger Erklärung ein „Irrthum“ nicht mehr bestehen; im Gegentheil haben die ganzen Ausführungen klar und deutlich bewiesen, dafs es sich hier nur um Schiebungen handelt, die die ganze „Mache“ nur um so schärfer zu Tage treten lassen. Alle Fäden laufen in einem Punkte zusammen, und wenn auch Herr Rißmann in den letzten Tagen aus dem Hause Kaps ausgeschieden, so kann das die Ueberzeugung nicht erschüttern, dafs Herr Kaps der Urheber ist. Wo soll es mit dem soliden deutschen Geschäfte hinkommen, wenn mit „Strohmännern“ und „Schiebungen“ operirt wird, um irgend einen angesehenen Namen auszubeuten? Ein solches Gebahren kann das Ansehen der deutschen Industrie im Auslande nur in Misscredit bringen, und es ist jetzt wahrlich an der Zeit, dafs unsere Rechtspflege hier ein energisches „Halt“ ruft. …
Hoffentlich wird unsere Staatsanwaltschaft, die sich zweifellos mit dieser Sache beschäftigen muß, auch in dem vorliegenden Falle kurzen Procefs machen, denn es ist gar nicht abzusehen, ob das, was in letzter Zeit den Firmen Bechstein und Blüthner widerfahren ist, nächstens nicht auch allen anderen angesehenen Firmen unserer Branche geschieht. Es hat darum jeder Träger eines bekannten geschätzten Namens das gröfste Interesse, dafs solchen Manipulationen ein Riegel vorgeschoben wird.
1892: Zum Falle Kaps-Bechstein haben wir als Nachtrag die beiden folgenden handelsgerichtlichen Eintragungen zu bringen:
Im Handelsregisters des Königliches Amtsgerichts ist am 27. Februar 1892 eingetragen worden, dafs die Firma E. Bechstein in Dresden künftig Josef Hirschel, Dresden, lautet.
Des weiteren ist heute die Firma A. Rifsmann in Dresden und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Albrecht Oscar Max Julius Rifsmann daselbst eingetragen worden. Dresden, am 29. Februar 1892.
Aus der ersten Eintragung ist zu ersehen, dafs die Firma E. Bechstein nunmehr gelöscht ist, was mit Bestimmtheit als unfreiwillige Folge unserer beiden Artikel anzusehen ist. Bezüglich der neu eingetragenen Firma A. Rifsmann weifs man jetzt wirklich nicht was man sagen soll. Die Personalverhältnisse der Gründung Kaps-Bechstein-Hirschel-Rifsmann werden immer verwickelter. Es scheint aber, als ob jetzt, nachdem der schöne Zukunftstraum mit der Firma „E. Bechstein“ zu Wasser geworden, der Name Rifsmann in den Vordergrund treten soll. Wir werden abwarten, wie sich die Sache weiter entwickeln wird.
Ergänzung: In Europa gab es einige Firmen, die sich mit „Bechstein“ brüsten wollten. Nachweislich gab es: Brachstein, Brechstein, Gebr. Bachstein, Bekstain, Beckstein, Bergstein, Bechsten.
Nachtrag von Jan Großbach: „Historische Vorbilder
Der immer wieder verwendete Trick, sich einen finanziell und moralisch labilen Träger eines prominenten Namens zu suchen und diesen zum namensgebenden Kompagnon in einer Firma zu machen, ist ursprünglich nicht in der Klavierbranche ersonnen worden. Ein Beispiel vom Beginn des 19. Jahrhunderts betrifft die Frage, wer wohl der legitime Hersteller des echten Kölnischen Wassers ist. In den „Frankfurter Frag- und Anzeige – Nachrichten“ vom 20. September 1805 erschien folgende Anzeige:
Bekanntmachung.
Um jeder Verwirrung in den Handlungs-Benennungen zwischen Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichsplatz, und F. Maria Farina eigentlich Franz Maria Farina vorzubeugen, die letzterer im Absatz seines Cöllnischen Wassers durch seine Gebrauchszetteln und Ankündigungen nicht zu vermeiden scheint; sieht unterzeichneter sich genöthigt zu erklären, daß gedachter Franz Maria Farina der Herr Wilhelm Mülhens zu Cölln seye, und diesen gesagten Namen von einem sichern Herrn Carl Franz Farina aus Sancta Maria gebürtig, späterhin zu Bonn wohnhaft – der aber mit den Geschäften des Unterzeichneten nie in der entferntesten Verbindung gestanden, auch seinen Namen schon mehr feil geboten und verkauft hat – gleichfalls käuflich an sich gebracht habe; wovon die authentischen Beweise einzusehen sind bey den Herren Gebrüder Bertina im Augsburgerhof zu Frankfurt am Main Lit. G No. 99, denen für diese Messe, und die Folge bis zur Aufkündigungs-Anzeige die Niederlage des Unterzeichneten übertragen ist […] Johann Maria Farina, ältester Distillateur des Cöllnischenwassers gegenüber dem Jülichsplatz.“