Knobloch, Willy
Pianofabrik in Offenburg, (1879) 1921 – 1930
War Knobloch eine bedeutende, große Pianofabrik?
Sind ca. 10 Jahre ihrer Klavier-Produktion erwähnenswert?
Erhielt er Prämien, Auszeichnungen und Hoflieferanten-Titel?
Sind Patente und Gebrauchsmuster von ihm bekannt?
Hatte er Vertretung bekannter Firmen übernommen?
Fanden seine Seriennummern Erwähnung?
Gab es Spektakuläres in seiner Biografie?
Haben chinesische Firmen Interesse an dem deutschen Namen?
Antwort: NEIN.
Besteht dennoch ein Grund, einen Artikel über die Pianofabrik Willy Knobloch zu schreiben?
Antwort: JA!
Die großen, weltbekannten Firmen sind hinreichend bekannt. Weitere Firmen – deren es noch viele gab – versuchte ich in meinen Artikeln zu erwähnen, um sie nicht der Vergessenheit preiszugeben.
Mit dem Artikel über die kleine Pianofabrik in Offenburg möchte ich die vielen ungenannten im damaligen Deutschen Reich, die wertvolle Arbeit erbrachten, fleißig waren, aber letztlich unerwähnt blieben, würdigen.
Zunächst die Nachweise aus den ZfI’s zu Fritzsche und Knobloch:
1908 übernahm der Klavierbauer Ewald Fritzsche in Offenburg i. Baden die seit 1879 „bestehende Piano-Handlung seines Bruders Reinhold Fritzsche, die er in unveränderter Weise in gleichem Lokale, Turnhallenstraße 1, weiterführt“. (1)
„Frau Ewald Fritzsche Wwe. in Offenburg gibt 1912 bekannt, daß sie die von ihrem verstorbenen Manne betriebene Klavierhandlung, verbunden mit Reparaturwerkstatt in unveränderter Weise weiterführt“. (1)
„Die seit dem Jahre 1879 bestehende Klavierhandlung … ging am 1. Sept. 1912 in die Hände des seit längerer Zeit daselbst als Techniker und Geschäftsführer tätig gewesenen Herrn Willy Knobloch über“. (1)
Willy Knobloch war ehemaliger Betriebsleiter bei der Firma Heyl in Borna. (Henkel)
1916 verlegte das Pianohaus seine Geschäftsräume nach Steinstraße 21.
Eingetragen im Handelsregister wurde 1921 „die Firma Willy Knobloch, vorm. Fritzsche, Pianofabrik in Offenburg i. Bad., als Inhaber Willy Knobloch, Fabrikant in Offenburg. Geschäftszweig: Pianofabrik, Handel mit Musikinstrumenten aller Art und Bestandteilen“. (1)
Die seit 1879 bestehende die Piano-Handlung begann ab 1921 die eigene Klavier-Produktion. Vorher verkaufte die Piano-Handlung Instrumente verschiedener Hersteller, versah sie möglicherweise mit dem Namen Knobloch. Interessant sind die Seriennummern.
Matthias Meinert fand an einem Knobloch-Klavier die Seriennummer 214. Das war mit Sicherheit ein um oder kurz nach 1921 hergestelltes Knobloch-Instrument.
Weiter bemerkt M. Meinert:
„Wenn ich mir die Bilder ansehe, so verrät das äußere Möbel, dass es wohl deutlich nach 1900 gebaut worden ist, da der Korpus schon recht schlicht gehalten ist. Innen finden wir ein „modernes“ Klavier, einen Kreuzsaiter mit Unterdämpfung.
Ferner finden wir bereits die typischen Merkmale des modernen Klavierbaus, nämlich einen ungeteilten Druckstab in der Mittellage und Diskant, während man im Bass schon mit den Stiften gearbeitet hat (einzelne ältere Klaviere von anderen Herstellern hatten ja im Bass auch einen Druckstab).
Der Übergang von der Taste zur Mechanik ist schon moderner gehalten, nämlich mit der einstellbaren Pilote, nicht mehr wie vorher mit der Wippe. Die Tastenbeläge sind teils vorne abgeschlagen und scheinen bereits modernisiert zu sein, also eine Platte aus Kunststoff, kein Elfenbein mehr. Die Mechanik selbst ist aber nur mit 2 Punkten am Klangkörper links und rechts befestigt. Das ist noch die instabilere Variante, die von den Oberdämpfermechaniken herrührt“. (2)
„Die Pianofortefabrik von Willy Knobloch … hat, um die stetig wachsende Nachfrage nach ihren sich immer größerer Beliebtheit erfreuenden Pianos befriedigen zu können, die Schell’schen Fabrikgebäude der Kunstgewerblichen Anstalt … erworben. Die modernen und großen hellen Arbeitsräume bieten Raum für ca. 100 Arbeiter. Der Betrieb wird voraussichtlich in einigen Wochen ganz nach dort verlegt und hofft die Firma dann allen Anforderungen in bezug auf schnellere Lieferung nachzukommen“. (1)
Nach einem Katalog von 1926 pries Knobloch 9 Pianinos an.
„Am 12. Mai 1929 stellt die Firma die Zahlungen ein, am 22. Juni 1929 ist erste Gläubigerversammlung. Am 9. Sept. 1929 wird das Konkursverfahren über das Vermögen von Willy Knobloch eröffnet und nach Zwangsvergleich am 31. März 1930 aufgehoben“. (Henkel)
Willy Knobloch war ein, jetzt nicht mehr unbekannter, Klavierhersteller in der Hochzeit des Klavierbaus
Quellen:
(1) Zeitschrift für Instrumentenbau
(2) M. Meinert
(3) Bilder: M. Meinert