Dieter's Klavierseiten

Datenarchiv des Klavierbaus

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Wagner – Lenzen

Pianofabrik in Lenzen, 1904 (1935) – 1996

Die Geschichte der Wagner-Pianos aus Lenzen begann nicht in Lenzen, sie begann – die „offene Handelsgesellschaft Friedrich Geil & Co.“ – mit der Eintragung in das Berliner Handelsregister im Mai 1904 mit den drei Gesellschaftern Friedrich Geil, Oscar Rehhahn und Hermann Paetsch.
Zum 30-jährigen Bestehen, 1933, wurde das Gründungsdatum mit 1903 angegeben, in den Berliner Adressbüchern ist die Firma erst ab 1905 nachweisbar. In den Inseraten um 1925 ist das Gründungsdatum 1904 angegeben – entsprechend der Eintragung im Handelsregister.

Wagner Geil

1912 trat der bisherige Gesellschafter Oskar Rehhahn aus der Firma aus“. (ZfI)

Im Handelsregister eingetragen wurde im März 1928 die Firma „Friedrich Geil, Pianofortefabrik in Berlin-Neukölln“.

Wagner Geil

Anfang 1933 „konnte die Firma Friedrich Geil, Pianofortefabrik in Berlin-Neukölln, Weigand-Ufer 18, auf ein 30-jähriges Bestehen zurückblicken. Der jetzige Inhaber gründete die Firma am 1. Juli 1903 in Berlin, Waldemarstr. 63, woselbst sich die Räume bald als zu klein erwiesen. Die Firma verlegte daher ihren Betrieb nach Elsenstr. 52 und befindet sich jetzt in Neukölln. Das Geil-Piano hat dank rühriger fachmännischer Leitung des Betriebes großen Anklang gefunden. Dem Gründer stehen in der Leitung des Betriebes zwei Söhne zur Seite. Der ältere, Herr Erich Geil, repräsentiert die Firma auf der Reise bzw. im Außendienst, während Herr Walter Geil dem kaufmännischen Teil vorsteht. Ihr solides, dauerhaftes Instrument hat viele gute Handlungen des In- und Auslandes als ständige treue Kunden. Noch im Jahre 1929 hatte die Firma eine Jahresproduktion von 300 Klavieren“. (ZfI)

Wagner Geil

1935 erfolgte die handelsgerichtliche Eintragung der neuen Firmen:
Wagner, Pianofabrik, Karstätterstr. 6, Lenzen, Elbe, Inhaber Friedrich Geil“. (ZfI)

Woher kommt der Name Wagner?
Anfang der 30-er Jahre erwarb Friedrich Geil die bekannte Dresden Pianomarke Wagner, A., die 1878 gegründet wurde und bis 1897 bestand – das Piano-Etablissement bis 1927.
Ebenso erwarb Fr. Geil die Rechte an der eingetragenen Marke Gebr. Perzina.
Nachdem am 31. Dezember 1954 der Mitinhaber Walter Geil aus der 1903 gegründeten Pianofabrik Wagner, Inh. Friedrich Geil & Söhne, ausgetreten war, sind jetzt alleinige Inhaber Friedrich und Erich Geil, wohnhaft in Lenzen/Elbe. Die Firma ist rege am Export beteiligt“. (IBZ 11/4)

Wagner

Goldmedaille für Wagner-Piano

Im 41. Wettbewerb um Goldmedaillen und Diplome der Leipziger Messe, an dem sich zur Leipziger Frühjahrsmesse 1983 Aussteller aus 40 Ländern mit ihren Spitzenexponaten beteiligten, war das Pianomodell W 112 des Fabrikats „Wagner“ erfolgreich. Das Piano, eine Neukonstruktion, wird im Betriebsteil Lenzen/Elbe weitgehend handwerklich gefertigt. Bei einem Tonumfang von 7 Oktaven wurden der Baß mit 30 Tönen, die Mittelpartie mit 28 Tönen und der Diskant mit 27 Tönen festgelegt. Klanglich wurde dadurch ein runder, grundtöniger Baß, eine gesangvolle Mittelpartie und ein kräftiger, steigerungsfähiger Diskant erreicht. Alle Übergänge sind gut ausgeglichen. Die Spielart ist angenehm und leicht, die Repetition ausgezeichnet.
Von den konstruktiven Details sei an erster Stelle die permanente Resonanzbodenwölbung genannt, die – durch angepaßte Bodenauflagen und eine gut dimensionierte Berippung unterstützt – eine ausgewogene Druckverteilung gewährleistet und damit zur guten Stimmhaltung des Pianos beiträgt. Groß dimensionierte Spreizen sichern eine hohe Verwindungssteifigkeit des Rastens und damit gleichzeitig eine gute Stimmhaltung. Der in voller Dicke durchgehende, beidseitig gestochene Langsteg besitzt angearbeitete Stegschwänze an beiden Stegenden.
Eine voll wirksame Dämpfung auch des Übergangs wird durch die gerade durchlaufende Hammeranschlaglinie erreicht. Optimal dimensionierte Profile und Spreizenquerschnitte kennzeichnen die Gußplatte. Das 112 cm hohe Piano (Kniefreiheit 640 mm) besitzt eine auf den modernen Wohnmöbelstil abgestimmte Verkleidung mit angesetzten Seitenbacken“. (IBZ 1983/6)

Wagner

Klaviere sind bei Hohner nach wie vor ein Verkaufsprodukt unter vielen, und so läßt man denn bauen: vorwiegend bei Hellas in Finnland, bzw. in der DDR (Modell „Wagner“). Das Modell 105 mit knapp 5000,-DM (eine abgespeckte Version des 106 ohne Moderator-Pedal) entspricht ganz der Tendenz der internationalen Arbeitsteilung: Gußrahmen aus Schweden, Mechanik aus Korea, Saiten aus Deutschland, der Resonanzboden stammt aus Finnland, wo auch alles zusammengebaut wird. Neu ist auch ein 116 cm Klavier mit einer eigenen Plattenkonstruktion, das mit 6900,—DM preislich dem kleineren Modell 115 entspricht“. (IBZ 1987/3)

Hier ist eine kleine Fabrik, die ursprünglich als Firma Wagner 1903 in Berlin gegründet wurde und wegen der hohen Lohnkosten in Berlin 1934 nach Lenzen übersiedelte. Das Fabrikationsgebäude wurde ebenerdig an ein Privathaus angebaut. Aus Kapazitätsgründen wurde ein Neubau errichtet, in den gegenwärtig eingezogen wird.
Auf einer gesamten Produktionsfläche von 1800 qm ergibt sich eine Fertigungskapazität von 1000 Klavieren. Zur Zeit werden aber nur 500 Instrumente gebaut“. (Europiano 1990/3)

Die Pianofabrik Lenzen aus Mecklenburg-Vorpommern stellt mit dreißig Mitarbeitern jährlich etwa 300 Pianos der Marke „Wagner“ her. Der 1903 in Berlin gegründete Betrieb wurde zum 1. 7. 1991 privatisiert und ist nun im Besitz von Ing. oec. Manfred Hulke. Derzeit wird das Modell W 115/118 in einer Reihe von Gehäuseausführungen produziert, ein größeres Piano ist in Vorbereitung. Bereits vor einigen Jahren erwarb die Firma das Recht, den Markennamen der ehemaligen Schweriner Klavierfabrik „Perzina“ zu verwenden. Dieser wird heute als Zweitmarke eingesetzt. Die Instrumente der Lenzener Fabrik werden auf einem moderaten Preisniveau angeboten, wobei die durchweg saubere Verarbeitung – auch an weniger sichtbaren Stellen – auffällt“. (Das Musikinstrument 1992/4)

Originalschreiben des „VEB Pianofabrik Lenzen (Elbe) vom 30.9.76:
1970 – 20200
1972 – 20.700
1974 – 21.250
1976 beenden wir etwa mit der Nr. 22.200“

Die Pianofabrik Lenzen aus Mecklenburg-Vorpommern, deren Instrumente seit kurzem von Borg Trading vertreten werden, hat ihr Angebot erheblich erweitert. Neben dem bereits bekannten „Wagner“-Piano Mod. 115/118 wird nun auch ein 126 cm hohes Instrument gefertigt. Gleichzeitig wurde die Zahl der lieferbaren Gehäuseversionen und Oberflächen stark erhöht. Aus fremder Fertigung wurde ein Flügel-Mod. P 186 ins Programm genommen. Als Marke gewinnt für Lenzen der Name „Gebrüder Perzina“ verstärkt an Bedeutung, der schon früher als Zweitmarke verwendet wurde. Im Zusammenhang mit der Kooperation mit Borg ist es von Bedeutung, daß die ehemals Schweriner Firma Gebr. Perzina früher viele Instrumente nach den Niederlanden exportierte und dort noch heute einen ausgezeichneten Ruf genießt. Alle Pianos der Lenzener Fabrik sind in solider Rastenkonstruktion ausgeführt, es werden ausschließlich Renner-Mechaniken und Hämmer verwendet“.
(Das Musikinstrument 1)

Wagner

Perzina-Klavier der Pianofortefabrik Lenzen GmbH

… 1934 wurde eine neue Produktionsstätte in Lenzen bezogen. (Ab 1943 wurde der Betrieb allerdings zur Produktion kriegswichtiger Güter verpflichtet.) Nach dem Zweiten Weltkrieg begann das Unternehmen bereits ab 1945 wieder mit Reparaturen und Stimmungen von Klavieren, in erster Linie wurden jedoch Möbel und andere Bedarfsgüter hergestellt. Aber bereits 1959 war man wieder in der Lage, auch Klaviere zu bauen. 1972 wurde das Unternehmen in das „Volkseigentum“ überführt und 1979 der Deutschen Piano Union angegliedert. Erst 1990 wurde die Firma wieder selbständig und kann ca. achthundert Klaviere produzieren.

Wagner

Seit 1992 hat man nun auch die Produktion der Perzina-Klaviere gestartet. Die Gebrüder Perzina begannen 1872 in Schwerin mit dem Klavierbau. Ihre Instrumente fanden großen Anklang. So ging ein Großteil der Produktion in die Niederlande, deren Hoflieferant man noch heute ist. Nach Südafrika wurde ebenfalls exportiert. Heute werden wieder Perzina-Klaviere in alle Welt geliefert, so z.B. nach Japan, Taiwan, Hongkong, China, Frankreich und Spanien. Aber auch die Wagner-Pianos der Pianofabrik Lenzen GmbH finden weite Verbreitung. neben den genannten Ländern u.a. in der Schweiz, in Italien und Dänemark“. (Das Musikinstrument 1994/2)

Wagner
1

1996 wurde die Pianofabrik geschlossen. (nd-Genossenschaft vom Dez. 1996)
Unter dem Namen „Wagner“ wird weiter produziert, auf keinen Fall in Deutschland.

Quellen:
Das Musikinstrument
Europiano
IBZ (Instrumentenbauzeitung)
Zeitschrift für Instrumentenbau
(1) Piano Fies